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Vor Jahr und Tag

Titel: Vor Jahr und Tag
Autoren: Linda Howard
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ihnen. »Ich bedaure die Notwendigkeit, aber leider kann ich keinen von Ihnen am Leben lassen.«

21
    Marc sackte in Karens Armen zusammen, und sie konnte ihn nur mit Mühe aufrecht halten. Sein Kopf wandte sich den beiden Neuankömmlingen zu, einem schlanken, gutaussehenden Mann in den Fünfzigern mit einem grauen
    Schnurrbart und grauen Haaren und einem älteren, schwereren Mann, der aussah wie ein alter, vernarbter Haudegen. Beide standen schräg hinter ihnen, beide hatten Pistolen mit Schalldämpfern in den Händen. Die Pistolen waren auf sie gerichtet.
    Sie können meine Pistole nicht sehen, dachte Karen aufgeregt und starrte die Waffe in ihrer rechten Hand an. Und wo verdammt noch mal blieb der Mann, den McPherson ihnen geschickt hatte? Außer - welch schrecklicher Gedanke - er war der Mann, der gerade versucht hatte, sie zu töten.
    »Hallo, Senator Lake«, stieß Marc mit Anstrengung hervor und hustete.
    Der Jüngere sah überrascht und ärgerlich aus. »Wie haben Sie mich erkannt?« giftete er.
    »Ich hab - Sie irgendwie - erwartet. Ich - hab das Buch gelesen.«
    »Nicht reden«, flehte ihn Karen an. Mühsam hob er den linken Arm und berührte die Pistole. Sie wußte, daß er ihr damit sagen wollte, sie solle ihm die Waffe geben. Aber er war viel zu schwach, hatte zu große Schmerzen; die Waffe war viel zu schwer für ihn. Sie umfaßte die Pistole fester und blickte der neuerlichen Bedrohung mit entschlossen zusammengebissenen Zähnen entgegen.
    Marc umfaßte die Pistole und tastete ein wenig daran herum. Seine zitternden Finger fanden den Sicherungshebel und legten ihn zurück. Das Geräusch war nur ein leises Klicken. Karen hörte es kaum, wußte jedoch, was er getan hatte.
    Senator Lakes Blick wanderte zu dem kleinen, schmutzigen Notizbuch auf der Umzugskiste. »Halt sie in Schach«, wies er den älteren Mann an und trat rasch ins Lagerabteil, um das Buch an sich zu nehmen. Er blätterte die Seiten durch und steckte es dann in seine Hemdentasche. »Ja, das ist es«, sagte er und lächelte Karen an. »Wie schön, daß es endlich jemand gefunden hat.« Verächtlich musterte er den Toten, der vor ihm am Boden lag. »Hayes hat es jedenfalls nicht zustande gebracht, obwohl er schließlich draufkam, wo es zu suchen war, und uns hierhergeführt hat. Er hielt sich für so clever, mit all seinen Ausweichmanövern, hat aber wieder einmal meine, äh, Fähigkeiten unterschätzt.«
    Senator Lake war äußerst zufrieden mit sich und dem Ausgang der Angelegenheit. Nicht nur, daß Hayes aus dem Weg war, er besaß nun auch das Notizbuch. Diese ganze alptraumhafte Geschichte war beinahe vorbei. Besonders zufrieden war er über die Waffe in seiner Hand. Die Pistole selbst war nicht viel wert, aber der beste Schalldämpfer, der derzeit auf der Welt hergestellt wurde, war daraufgeschraubt. Nicht mehr als ein leises Husten würde zu hören sein, wenn man abdrückte. Hayes hatte ihm einmal erzählt, wie er einen Mann mitten auf einer belebten Straße niederschoß, und keiner hatte etwas gemerkt, bis das Opfer in sich zusammensank. Zu dem Zeitpunkt war Hayes jedoch bereits in der Menge untergetaucht. Er hätte damals schon wissen müssen, daß Hayes nicht zu trauen war, denn welcher Mensch prahlte schon mit einer solchen Tat?
    Es erstaunte ihn, wie manche Dinge sich wie von selbst regelten. Hayes hatte genau zur rechten Zeit die Stadt verlassen. Ihn in Washington zu beseitigen wäre schwierig gewesen, selbst für Raymond. Zum einen schnüffelten dort überall Reporter herum, und zum anderen wäre Hayes vermißt worden. Er wohnte in dieser Stadt, er hatte Freunde, Nachbarn und Bekannte dort, Leute, die ihn identifizieren konnten. Aber hier - na ja. Das lief ja alles ausgezeichnet.
    Man würde drei Leichen finden und nichts, das sie mit ihm in Verbindung bringen könnte.
    Alles in allem war er sehr stolz auf sich. Er schien ein Talent für den Umgang mit solchen Angelegenheiten zu haben. Sorgfältige Planung war alles, aber die meisten Menschen waren zu blöd, um wirklich methodisch zu denken.
    »Erschieß sie«, sagte er zu Raymond.
    Karen erstarrte. Ihr Blick hing wie festgefroren an der Pistole des bulligen Mannes. Sie hob langsam die rechte Hand, obwohl sie wußte, daß sie nie schnell genug sein würde, denn der bullige Mann zielte bereits auf sie. Sie fühlte, wie Marc sich einen Ruck gab.
    »Wieviel - bezahlen Sie - für den Mord an uns?« stieß Marc keuchend und nach Luft ringend hervor. Der rote Schaum an seinem Mund
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