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Voodoo in London

Voodoo in London

Titel: Voodoo in London
Autoren: Jason Dark
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oder eine Frau war, konnte Mac nicht erkennen, man hatte die Leiche in einen Sack gesteckt. Das alles hätte ihn nicht einmal so gestört, wären nicht die Stricke gewesen, die jemand um den Körper des Toten gewickelt hatte. Die Stricke liefen quer und schräg. So fesselt man auch einen lebenden Menschen, wenn er nicht weglaufen soll.
    »Das ist er«, sagte der Alte und deutete auf die nicht sichtbare Leiche.
    »Wieso habt ihr ihn eingepackt und gefesselt?«
    »Frag nicht, Junge. Nimm dir die Leiche und schaff sie weg!«
    »Wohin denn?«
    »Das wird man dir noch sagen, wenn du oben angekommen bist. Lade sie auf deine Schultern und wirf sie in den Kofferraum. Später wirst du schon einiges hören.«
    Mac schüttelte den Kopf »Ich… ich mache mich strafbar, Uncle Tom. Das kann ich gar nicht. Ich bekomme keine Lizenz mehr, wenn ich so etwas tue…«
    Der Alte atmete tief ein »Bist du eigentlich verrückt?« zischte er. »Strafbar machst du dich? Natürlich, aber was ist das schon? Denk an King Grenada. Er ist für dich so etwas wie ein Gott, verstehst du? Er hat dich wegziehen lassen, und wenn jemand weggezogen ist, bleibt er trotzdem einer von uns. Er wird uns immer einen Gefallen tun müssen, wenn wir ihn brauchen. Der King erinnert sich an dich. Er freut sich auch, dass du es geschafft hast. Doch ohne Fleiß kein Preis. Sei fleißig für uns und den Voodoo…«
    Mac erschrak. »Was hast du mit Voodoo zu tun, Uncle Tom?«
    »Nichts, Junge, vergiss es.«
    »Uncle Tom, ich will das wissen. Was ist mit Voodoo?«
    »Nimm die Leiche, bitte!« Die Stimme des Alten klang befehlend. Mac verstand und nickte. Zudem hatte er sich längst entschlossen. Er würde diesen Job übernehmen. Allein seiner Familie zuliebe. Ihr war nicht gedient, wenn die Frau ohne Mann dastand und die Kinder ohne Vater. Da war es besser, sich ein wenig außerhalb der Legalität zu bewegen. Zudem war King Grenada nicht zu unterschätzen.
    Ein brutaler Bursche war das, ein…
    Seine Gedanken stockten. Mac hatte sich gebückt, um die Leiche hochzuhieven, doch mitten in der Bewegung erstarrte er. Er hatte etwas gesehen, das ihm den Atem raubte.
    Die Leiche in dem verschnürten Sack bewegte sich!
    Aus dem Mund des Taxifahrers drang ein ächzender Laut. Er wusste, dass er sich nicht getäuscht hatte. Innerhalb dieses Verlieses war es windstill, kein Lüftchen hatte die Falten des Sacks bewegt. Dies war von innen gekommen, von der Leiche.
    Und jetzt wieder.
    Der oder die Tote zog die Beine an. Gleichzeitig zuckte der Oberkörper, und an einen lebenden Toten dachte Mac nicht einmal, sondern nur an einen bewusstlos geschlagenen Menschen, der vor dem Abtransport noch einmal zu sich gekommen war.
    Da konnten ihm zehn King Grenadas drohen. Keinesfalls würde Mac diese Last wegschaffen. Einen Toten, der lebte, der vielleicht nur…
    »Was ist, Mac?« Die Stimme des Alten unterbrach seine wirren Gedanken.
    Der Fahrer drehte sich. Er fuhr gleichzeitig in die Höhe und schaute in das faltige Gesicht des Uncle Tom. »Ich mache es nicht!« flüsterte er.
    »Verdammt, ich mache es nicht. Die Person lebt, hast du das nicht gesehen?«
    »Schon.«
    »Und du sagst nichts? Du lässt einfach zu, dass ich einen Menschen, der gar nicht tot ist, wegschaffe?«
    »Natürlich.«
    »Ich verstehe dich nicht, Uncle Tom. Mag der King noch so mächtig sein, das kann er nicht verlangen. Ich werde den Sack aufschneiden. Wir müssen das Opfer befreien.«
    »Das würde ich dir nicht raten, Junge«, erwiderte der alte Neger mit dumpfer Stimme.
    »Und weshalb nicht?«
    Die Haut des Alten nahm einen grauen Schimmer an. Vor der nächsten Antwort schaute er erst in den Gang, kam wieder zurück und senkte bei seiner Erwiderung die Stimme zu einem Gänsehaut erzeugenden Flüstern. »Weil er schon tot ist.«
    Mac schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht. Ich habe gesehen, wie er sich bewegte.«
    »Junge, begreife endlich. Das ist ein lebender Toter. Ein Opfer des Voodoo!«
    Erst jetzt hatte Mac verstanden. In seinem Magen setzte sich ein Klumpen fest. Er öffnete den Mund, ohne etwas zu sagen, die Augen wurden groß, und er glaubte sogar, in seinem Hinterkopf die dumpfen Voodoo-Trommeln zu hören, obwohl dies Einbildung war.
    »Eine lebende Leiche?« hauchte Mac.
    »Ja, so ist es.«
    »Aber das verstehe ich nicht. Das kann ich nicht begreifen. Es gibt sie doch nicht…«
    »Schau hin!«
    Mac drehte sich wieder um. Als er sah, was mit der Leiche geschah, kroch die Angst in ihm hoch, und sein
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