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Voodoo in London

Voodoo in London

Titel: Voodoo in London
Autoren: Jason Dark
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dem großen Sturm sämtliche Blätter verloren. In den Rinnsteinen lagen sie, zumeist mit hellem Rauhreif überzogen.
    Hatte Mac bisher über breite Straßen fahren können, änderte sich dies sehr bald. Er geriet in den Straßen-und Gassenwirrwarr des Stadtteils Southwark und damit praktisch in das Herz des Londoner Armenviertels. Hier hatte er auch einmal gelebt, und hier hausten noch immer die Gestrandeten, die Arbeitslosen, die Farbigen.
    Man hatte ihm eine Adresse nahe der Great Dover Street angegeben. Wo das Haus genau lag, hatte er wieder vergessen. Nahe einer U-Bahn-Station hielt er an, schaltete die Innenbeleuchtung ein und holte einen Zettel hervor, den er erst glätten musste, um das Geschriebene lesen zu können.
    Mac runzelte die Stirn. Die krausen Haare auf seinem Kopf wollten sich schon aufstellen, und als er sein Gesicht im Innenspiegel sah, entdeckte er den Schweiß auf der Stirn.
    Diese Anschrift befand sich im Gebiet der Lagerhallen. Wohnten dort überhaupt Menschen?
    Mac schaltete die Innenbeleuchtung wieder aus und dachte nach. Normalerweise war das kein Wohnviertel. Doch so etwas konnte sich ändern. Mac erinnerte sich daran, von umgebauten Fabrikhallen gelesen zu haben. Es gab da einige. Die Stadt London hatte diese leerstehenden Gebäude aufgekauft, sie umgebaut und Wohnviertel für die Farbigen und sozial Schwachen gebaut.
    So etwas Ähnliches musste das sein. Sein Ziel war gar nicht mal weit entfernt.
    Mac wollte wieder starten, als er die Bewegung wahrnahm. Dicht an seinem Wagen und auch an der rechten Seite, wo der Fahrer sitzt. Der Kopf des Mannes zuckte herum, seine Hand legte sich auf den Griff des Schlagstocks, denn Mac wollte gewappnet sein.
    Er starrte in ein Gesicht. Es gehörte einem Farbigen. Der Mann war noch jung. Er presste das Gesicht gegen die Scheibe und drückte es so hart davor, dass es wie eine zerquetschte Puddingmasse wirkte. Die Lippen glichen einem Klumpen rohen Fleisches, die Nase war plattgedrückt wie ein altes Stück Gummi. Auf dem Kopf trug der Typ eine Pudelmütze, und so schnell, wie er aufgetaucht war, so schnell zuckte er auch wieder zurück, ohne allerdings zu gehen. Mac schaute durch die Scheibe, sah die pendelnden Rockschöße und die Puppe, die aus der Hose herausschaute.
    In dem finsteren Gesicht fielen die hellroten Lippen auf, die wie zum Schrei geöffnet waren.
    Eine Voodoo-Puppe!
    Macs Augen weiteten sich. Er hatte während des ersten Teils dieser Fahrt an Voodoo gedacht, und plötzlich wurde er damit konfrontiert. Das konnte kein Zufall sein.
    Der Fahrer war nicht in der Lage, seinen Kopf zu drehen. Er stand wie unter einem Zwang, das Gesicht der Puppe anschauen zu müssen. Ein seltsames Kribbeln lief über seinen Rücken, denn er hatte das Gefühl, als trüge die Voodoo-Puppe ungefähr seine Gesichtszüge. Drei, vier Sekunden verstrichen. Mac saß still. Dafür bewegte sich der andere. Von der rechten Seite her erschien eine Hand mit schlanken, dennoch kräftigen Fingern und langen Nägeln. Zwischen Daumen und Zeigefinger klemmte eine Nadel.
    Mac wusste, was dies zu bedeuten hatte, dachte jedoch nicht näher darüber nach. Er öffnete den Mund, war allerdings so gelähmt, dass er keinen Laut hervorbrachte.
    Die Hand mit der Nadel schob sich immer näher an die kleine Puppe heran, wobei die Spitze des kleinen Instruments haargenau auf den Kopf wies.
    Ein Ruck. Mac verkrampfte sich.
    Die Nadel wischte vorbei. Sie hatte den Kopf nicht getroffen, und der Fahrer ließ sich erleichtert zurücksinken. Der Atem zischte aus seinem Mund. Mac spürte am Hemdkragen den kalten Schweiß. Das heftige Lachen nahm er ebenso wenig zur Kenntnis wie die Schritte des Mannes, als er hastig davoneilte.
    Das Auftauchen dieses Mannes war eine deutliche Warnung gewesen. Man hatte von ihm bereits eine Puppe hergestellt, und Mac kannte die Regeln verdammt gut. Wenn er sich weigerte, mit ihnen zusammenzuarbeiten, würde diese magisch beschworene Puppe ihre ganze Kraft ausspielen und alles, was sie empfand, auch auf ihn übertragen.
    Wieso war dies geschehen?
    Mac stellte sich verzweifelt die Frage nach dem Grund, und er dachte wieder daran, dass er so etwas in dieser Nacht genau gefühlt hatte. Ja, die Nacht verbarg ihre Gefahren, und sie würde sie irgendwann ausspeien wie ein Mensch eine schlechte Mahlzeit.
    Hatte es Sinn, jetzt noch zurückzufahren? Nein, das nicht, ganz bestimmt nicht. King Grenada hatte gerufen, er musste folgen, sonst würde er sein Leben verlieren und
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