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Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Titel: Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht
Autoren: Berndt Rieger
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kann, dann hat er vielleicht Recht. Es scheint etwas zu sein, das ganz in Ihnen steckt.“
    „ Das ist möglich, Mr. Holmes. Aber ich will Sie dabei haben, soviel ist klar.“
    „ Dann überlegen wir uns noch die Wahl der Waffen. Die Bibel sollte eine Waffe sein. Vielleicht ist sie es gewesen, denn sie ist verschwunden und hat damit ihre Nützlichkeit bewiesen.“
    „ Wenn sie verschwunden ist“, nahm die Gräfin den Ball auf, „dann stellt sich die Frage, wohin.“
    „ Wenn sie irgendwo im Palast gefunden wird, würde das den Verdacht auf Menschen lenken. Aber selbst wenn man sie nicht findet, ist das keine Garantie, dass sie sich in Luft aufgelöst hat. Vielleicht finden wir sie unter dem Bett“, meinte Holmes, „und das Ganze war ein Streich, den uns die Phantome spielten. Oder sie taucht irgendwo nach vielen Jahren auf und man findet keine Erklärung. Aber ich glaube, dass wir dafür heute keine schlüssige Antwort finden werden. Aber eines steht fest: Wir brauchen wieder eine Bibel.“
    Die Gräfin sah ihn lächelnd von der Seite an. „Großartig, Mr. Holmes.“
    „ Und auch Ihr Messer, meine Liebe, war doch eine gute Sache, meinen Sie nicht?“
    „ Ich gehe nie ohne meinen Dolch schlafen, mein Lieber. Als junge Frau lebte ich in Griechenland am Hof, und dort gab es mehrmals Attentäter, die sich in der Nacht für einen Meuchelmord in den Palast einschleusen ließen.“
    „ Sollte der Mann ohne Kopf wieder auftauchen, dann könnten wir vielleicht ein Tintenfass bereit halten und ihm die schwarze Tinte in den Hals gießen. Was meinen Sie, meine Liebe?“
    „ Eine ausgezeichnete Idee. Aber Tinte? Warum nicht Blut?“
    „ Wenn Blut, welches Blut?“
    „ Das Blut eines Tieres, das den Mann weniger bösartig macht. Zum Beispiel ein Schaf“, schlug die Gräfin vor.
    „ Sie haben Talent für diese Sache“, meinte Holmes.
     
    Der Bedienstete der Gräfin verbeugte sich schweigend, als sie ihn damit beauftragte, innerhalb von zwei Stunden Schafsblut heranzuholen. Die Palastanlagen beinhalteten keine Ställe mit irgendwelchen Nutztieren, also musste er wohl versuchen, irgendwo am Rande der Stadt fündig zu werden und ein williges Tier um seinen Lebenssaft zu erleichtern. Dass die Aufgabe nicht leicht war, schien ihn aber nicht zu beirren. Er war schon innerhalb einer Stunde mit einem Becher voll Blut zurück und nahm den huldvollen Dank seiner Gebieterin entgegen.
    „ Wir sind gerüstet“, sagte sie zu Holmes, mit blitzenden Augen. Und auch er fühlte sich gestärkt für die Anforderungen der Nacht, doch das konnte ihn nicht beruhigen. Er musste ja nur auf den Schlitz in seinem Rock schauen, um zu wissen, dass er in der vergangenen Nacht nur knapp dem Tod entgangen war. Und dass die Botschafter der Nacht, wie er die Gestalten insgeheim nannte, noch über eine Unzahl anderer Waffen verfügten und keinen wie immer einsichtigen Gesetzen folgten, erzeugte ein würgendes Gefühl im Hals.
     
    ¥
     
    Der Abend kam, und die Nacht. Holmes merkte gar nicht, dass er eingeschlafen war, bis es dann Morgen wurde und die Sonne bereits in die Kammer schien. Er hatte mit dem Fauteuil Vorlieb genommen und sich dabei den Nacken verlegen und massierte diesen, als ihm auffiel, dass die Gräfin schon wach war und ihn mit einem undefinierbaren Blick betrachtete. Sie lächelte. Er wünschte ihr einen guten Morgen und sie nickte andeutungsweise. Holmes erhob sich. Sein Blick fiel auf das Tischchen und er stellte fest, dass das Glas mit dem Blut leer war. Es war nicht nur leer, sondern wirkte ausgewaschen. Nicht der kleinste Blutstropfen war darin geblieben. Dieser Anblick und der Gesichtsausdruck der Gräfin ließ die Vermutung zu, dass sie das Glas selbst ausgetrunken haben könnte. Als würde sie seine Gedanken lesen, schlüpfte die Gräfin in ihrem bodenlangen Nachthemd aus dem Bett, streckte sich der Sonne entgegen und meinte: „Ich habe mich noch nie so gut gefühlt wie heute.“
    Holmes ließ das unkommentiert, aber er stand ebenfalls auf und dehnte sich. „Es scheint so, als hätten uns die Phantome in dieser Nacht in Ruhe gelassen“, meinte er.
    „ Ja, das scheint wirklich so. Das ist richtig.“
    „ Bis auf die Tatsache, dass dieses Glas leer ist“, sagte er und zeigte darauf. Die Gräfin ließ sich davon nicht beirren. „Ja, aber das hat mit nichts zu tun. Sie müssen wissen, mich hat der Geruch am Schlaf gehindert und ich habe mich dann entschlossen, es auszugießen und zu waschen. Hausfrauliche Regungen,
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