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Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)
Autoren: Lama Ole Nydahl
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einem rachsüchtigen Gott noch von einem sogenannten »Schicksal« verfolgt, sondern kann sein Leben selbst gestalten. Welche Freiheit!
    Versteht man, dass auch die überzeugenden Eigenschaften und Fähigkeiten aller erleuchteten Wesen die Ergebnisse ihrer früheren Taten sind, wird das Säen der richtigen Ursachen zum Besten aller sofort als ein geschicktes Mittel für das eigene Leben erkannt. Buddha, der seine Schüler als Erwachsene behandelte, fasste nützliches wie schädliches Verhalten praktischerweise zu je zehn gegensätzlichen Punkten zusammen, die als Ratschläge eines weisen Freundes und nicht als Gebote zu verstehen sind. Sie bilden die Eckpfeiler für eine gute und freie Entwicklung von Körper, Rede und Geist. Hier mit den Worten Gampopas, des Begründers der monastischen Kagyü-Linien im 12. Jahrhundert, eine kurze Auflistung von Verhaltensweisen, die den Wesen zukünftig Glück beziehungsweise Leid bringen werden:
    Buddhas Empfehlungen machen es einem leichter, das Richtige zu tun. Gute Ergebnisse sind nicht mehr davon abhängig, dass jemand anderer oder ein höheres Wesen die gute Tat sieht oder belohnt, sondern sie erscheinen selbsttätig. Auch wird es selbstverständlich, den vielen, kleinen stillosen Versuchungen zu widerstehen, die Wahrheit zu seinen Gunsten geradezubiegen oder das Busticket, die Steuern oder einen Vortrag nicht zu bezahlen. Das tägliche Verständnis von Ursache und Wirkung bringt Sicherheit in die Handlungen – jeder Zweifel, ob etwas sinnvoll ist oder Wirkung zeigt, löst sich damit auf.
    Abb. 5 Handlungen und ihre Wirkungen entsprechend den klassischen Belehrungen von Gampopa [12]
    Der vierte Grundgedanke betont die Einstellung, sich geistig zum Besten aller zu entwickeln. Die Beobachtung, dass man nur wenig für andere tun kann, solange man selbst verwirrt ist oder leidet, öffnet einen für Buddhas Leben, Lehren und Mittel. Ohne den durch sie gewonnenen Überblick greift man leicht in die Nesseln anstatt in die Blumen, und selbst noch so gut gemeinte Gedanken, Worte und Taten können durch persönliche Verstrickungen und Unklarheit ungewollt zu mehr Leid als Freude führen. In solchen Augenblicken wünscht man sich sehnsüchtig kluge Lösungen. Buddhas Ratschläge sind hier ein reicher Schatz und gepaart mit Meditation letztlich auch der einzige Weg zu einer unerschütterlichen überpersönlichen Erfahrung. Bloß hochgeistig über Sinn und Zweck von Leben und Tod nachzudenken bringt einen nicht weiter. Erleuchtung ist nicht nur zeitlos, sondern auch schöner, wahrer und unzerstörbarer als alles Teilbare oder Bedingte. Es gibt kein größeres Glück als die volle Entwicklung des Geistes!

Dauerhaftes Glück finden
    Um das eigene Verhalten nachhaltig ändern zu können, gilt es, die Ursachen der üblichen Handlungen schon im Kommen zu erkennen und bewusst viel Raum zwischen dem Erleber und den Erlebnissen zu lassen. Man versucht bei jedem störenden Einfluss, die Spanne zwischen Reiz und Tat zu verlängern und zu verstehen, dass man gerade jetzt seine Zukunft schafft. So lernt man im täglichen Leben, etwa bei der Begegnung mit schwierigen Mitmenschen, lieber ein Dutzend Kaugummis auf einmal zu kauen, als etwas Verletzendes zu antworten. Oder man setzt sich bewusst auf die eigenen Hände, anstatt zuzuschlagen. Erkennt man, dass unangenehme Menschen immer in ihren Störgefühlen gefangen sind und daher nur wenig Wahlfreiheit haben, fällt es leicht, sie als Patienten zu sehen und Mitgefühl mit ihnen zu entwickeln.
    Der Kluge erkennt Ursache und Wirkung sowie die Veränderlichkeit und Unwirklichkeit aller Dinge und versucht deswegen bewusst, jede mögliche gute Tat – auch die kleinste – mit Überblick und Mitgefühl auszuführen und alles Schädliche zu vermeiden. Kleine unmittelbare Ursachen bringen tatsächlich oft sehr große Wirkungen hervor.
    Allgemein gesehen ist das Wesen aller buddhistischen Entwicklung nur ein Reinigen von Störgefühlen und Entfernen von steifen Vorstellungen. Die Buddhanatur besitzt man ja bereits! Es ist, als würde man einen Turm hochsteigen: Nützliches Handeln zum Besten aller bringt senkrechten Höhen- und Blickgewinn. Wenn sich langsam die Verstrickungen und unangenehmen Eindrücke auflösen, treten Weite und Klarheit des Geistes Schritt für Schritt hervor. Sinnvolles Denken, Sagen und Tun führen so zu angenehmen und fließenden Rückkopplungserfahrungen mit der Umwelt und dem eigenen Speicherbewusstsein. Und nicht zuletzt: Gute
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