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Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)
Autoren: Lama Ole Nydahl
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Gewohnheiten fühlen sich einfach angenehm an.
     
    Um den Geist zu überschauen, zu beruhigen und festzuhalten – die Grundlage für genaue und kraftvolle Arbeit mit ihm –, verwenden einige buddhistische Richtungen tiefenwirksame bildhafte Vorstellungen, andere arbeiten lieber formlos. Am bekanntesten ist die Übung, bei der die Atemzüge gezählt und/oder der Luftstrom an der Nasenspitze gespürt wird. Das Ziel ist dabei, den Geist schrittweise auf sich selbst zu richten, aber zugleich nicht unscharf werden zu lassen, sondern seine innewohnende Begabung, buddhistisch »Klarheit« genannt, hervorzubringen. Dies geschieht ähnlich wie bei trübem Wasser, welches nach einiger Zeit der Ruhe seinen Schlamm absetzt und klar wird. Allgemein schafft das mehr Abstand zu den eigenen Gefühlen. Dadurch bekommt man zunehmend die Wahl, in den Lustspielen des Lebens viele Rollen anzunehmen und dessen Trauerspielen fernzubleiben. Der Schutz vor dem Gefangenwerden durch die Ereignisse wird durch erhöhte innere Aufmerksamkeit erreicht, die einem langsam, aber sicher die Freiheit schenkt, weise zum Besten aller zu handeln. Die beiden bereits erwähnten Stufen von Geistesruhe und Einsicht – tibetisch Shine und Lhaktong genannt beziehungsweise Shamata und Vipashyana auf Sanskrit – finden sich in allen buddhistischen Meditationen wieder. Im Diamantweg verwendet man Buddhaformen statt der formlosen Atmung. Man stellt sie sich zunächst im Detail vor (aufbauende Phase, tib.: kyerim), verwendet dann ihre Mantras und verschmilzt am Ende mit ihnen (verschmelzende Phase, tib.: dzogrim). Wie unterschiedlich und vielschichtig die Mittel auch auf den ersten Blick erscheinen mögen, stets stellt man sich auf das erwünschte Ziel, den erwünschten Zustand oder Buddha ein und verwirklicht ihn dann. Ein Beispiel für eine Übung, die ohne Anleitung von allen genutzt werden kann, den Geist beruhigt und Abstand zu Gefühlen schenkt, ist die Atem-Meditation. [13]
    Die durch Vertiefung gewonnene Geistesruhe und Kraft helfen nicht nur, unvermeidbare Schwierigkeiten im Leben wie Krankheit, Leid oder Verlust leichter durchzustehen, sie schenken auch den notwendigen Gleichmut und Furchtlosigkeit für die letzten Augenblicke des Lebens. Da die meisten Menschen insbesondere im Sterben kaum Zugang zu ihrer Lage und ihrem Geisteszustand haben, geschweige denn Einflussmöglichkeiten darauf, werden sie leicht von ihren ständig wechselnden Gefühlen verunsichert. Hatte man es sich über Jahre zur Gewohnheit gemacht, in der Vertiefung seinen Geist zu beobachten und diesen immer besser zu beherrschen, ist das auf dem Sterbebett besonders hilfreich. Der stark bedrängte Geist findet durch die vertrauten und geübten Mittel einen Halt und kann sich dadurch leichter fassen.

Die Zuflucht
    Wie lässt sich das Vertrauen in den Geist derart entwickeln, dass im Leben wie im Tod jede Erfahrung als bereichernd und sinnvoll erlebt wird?
    Man beginnt mit der tiefgehenden Ausrichtung auf drei Werte, denen man wirklich vertrauen kann. Alle Buddhisten öffnen sich dieser sogenannten Zuflucht, um sich auf den Entwicklungsweg zu begeben. Diese sind:
     
    Buddha (tib.: sangye), er verkörpert auf allen Ebenen die vollkommene Verwirklichung des Geistes und zeigt mit seinem Beispiel, dass man sich als Mensch erleuchten und so furchtlose Weisheit, selbstentstandene Freude und tatkräftige Liebe erfahren und ausdrücken kann. Jedem wohnt diese Buddhanatur inne, auch wenn man sich dessen nicht bewusst ist.
die Lehre – der Weg zur Erleuchtung (sanskr.: dharma, tib.: chö), bestehend aus Buddhas 84000 Belehrungen. Sie ermöglichen es jedem, mit gewünschter Geschwindigkeit zum Ziel zu kommen, und bieten einem in allen Lebenslagen Hilfestellungen aus erleuchteter Sicht an.
die Freunde auf dem Weg (sanskr.: sangha, tib.: gendün), sie sind die berühmten sowie die vielen unbemerkten Bodhisattvas, mit deren Hilfe man sich entwickelt.
     
    Zusammen heißen sie die »Drei Juwelen« oder »Seltenen« und »Kostbaren« (sanskr.: tri ratna, tib.: könchog sum).
     
    Zielt man auf die letztendliche Erfahrung des Geistes, die Erleuchtung, gilt es, alle Ebenen seiner Ganzheit für die Entwicklung nutzbar zu machen. Neben den Drei Juwelen werden dem Diamantweg-Schüler noch dazu die Drei Wurzeln (sanskr.: trimula, tib.: tsa sum) geschenkt. Sie sind Quellen riesigen Wachstums und spannende Werkzeuge, um sich schnell und kraftvoll in den Zustand höchster Freude hineinzuentwickeln. Die
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