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Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)
Autoren: Lama Ole Nydahl
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Begeisterungsfähigkeit und das tiefe Vertrauen in den Lehrer als Ausdruck der einem innewohnenden Möglichkeiten sind sehr wirksame Mittel zum Auflösen eigener Grenzen und Gewohnheiten. Dieser Weg wird auf Sanskrit Guru-Yoga oder auf Tibetisch Lami Naljor genannt. Er war schon immer die besondere Kraft der Kagyü-Linie und bleibt bis heute der Hauptpfeiler der seit 1971 entstehenden Diamantweg-Zentren im Westen. Die Meditationen auf die Übertragung und den eigenen Lehrer in Form der Karmapas helfen mehr Schülern, sich ihren innewohnenden Möglichkeiten zu öffnen, als irgendeine andere Übung.
    Hingabe muss jedoch unbedingt mit menschlicher Reife verbunden sein und der Lama als Spiegel der eigenen Eigenschaften verstanden werden. Vertrauen zum Lehrer darf nicht zu Unselbständigkeit, Humorlosigkeit oder zwanghafter Nachahmung führen. Wie schädlich sich das auswirkt, verdeutlichen Skandale, die mitunter in verschiedenen Klöstern und Sekten auftreten. Stattdessen soll der Lehrer dem Schüler den furchtlosen Raum jenseits von Geburt und Tod auf geschickte Weise erschließen, den er sich selbst erkämpft hat, und ihn dadurch selbständig machen. In der Freiheit dieses Raumes ständig spiegelnder Erfahrungen findet man die vollkommenen Eigenschaften, die dem Geist eines jeden schon immer innewohnen. Viele Yogis, unter ihnen auch der große 16. Karmapa und der bekannte Dilgo Khyentse Rinpoche, loben das Guru-Yoga als einen selbständigen und höchst wirksamen Weg. Wählt man diesen Weg der Einswerdung, verschmilzt man am Ende seines Lebens mit dem bewussten Raum des Lehrers und atmet einfach aus.
    Der Weg der Einsicht
    Der Weg der Einsicht kam um das Jahr 1050 mit Marpa nach Tibet. Er war ein Geschenk seines zweiten Hauptlehrers, Maitripa, über den bis jetzt wenig bekannt wurde. Dieser Weg verwendet sowohl begriffsmäßige Erklärungen als auch ganzheitliche Mittel wie bewusstes Atmen, um den Geist an einer Stelle zu halten und zu beruhigen – im Falle von Marpas Wurzellama Naropa kraftvolle und jede Vorstellung erschütternde Erfahrungen, bis unmittelbare Einsicht entsteht und die Einheit von Erleber, Erlebtem und Erleben zeitlos wird. Meditationen ohne Hilfsmittel, bei denen man »bloß« auf den Geist schaut, werden von mehreren Lamas vor oder unmittelbar nach der Zuflucht angeboten, was ich für bedenklich halte. Obwohl das Ziel der Meditation sich einfach beschreiben lässt, erfordert vor allem ein formloser Weg umfassende Belehrungen zum Verhalten des Geistes und setzt eine richtige Betreuung durch den Lehrer und die buddhistische Gruppe sowie den gezielten Aufbau guter Eindrücke voraus. Vor allem darf der Geist nur so lange beruhigt bleiben, solange er gleichzeitig völlig bewusst ist. Ansonsten kann sich als geistiges Ergebnis statt der Leuchtkraft eines funkelnden Diamanten leicht ein beurteilendes Gedankenjagen oder eine dumpfe Mattscheibe einstellen. Aus diesem Grund wurden diese Belehrungen in Tibet erst nach einer gründlichen Vorbereitungszeit gegeben. Tatsächlich ist das richtige Beruhigen und Halten des Geistes ohne Hilfsmittel viel schwieriger als das Kennenlernen ellenlanger Mantras und der Merkmale von tausendarmigen Buddhagestalten.
     
    Der besondere Vorteil von Maitripas Weg ist seine breit gefächerte Anwendbarkeit. Mit genügend Betreuung und einem freundlichen Austausch mit der Umwelt lassen sich seine Übungen auch bei mäßiger Hingabe und ohne Zurückziehungen fließend in das tägliche Leben einfügen.
    Der Weg der Mittel
    Der Weg der Mittel wurde gleichfalls vom Helden Marpa vor 950 Jahren aus Indien über den Himalaja nach Tibet gebracht. Heute kennt mittlerweile die ganze Welt die vielen Buddhaformen, die dabei als Meditationshilfe verwendet werden. So unterschiedlich sie auch erscheinen, zeigen sie einem – nach Erklärung und Übertragung durch einen erfahrenen Lehrer – die zahllosen Fähigkeiten und Eigenschaften des Geistes in seiner reinen Form. Marpa hatte die Belehrungen von seinem Hauptlehrer, dem Verwirklicher Naropa, erhalten, dessen Lebensgeschichte noch heute die Menschen beeindruckt. Dieser Weg, auch »Die Sechs Lehren Naropas« genannt, öffnet durch innere Vorstellungen und bewusstes tiefes Atmen die inneren Energiebahnen und -räder des Körpers.
    Solche Mittel können nur nach Beendigung der Grundübungen [15] und jahrelanger Meditationserfahrung auf eine Buddhaform verwendet werden. Einige dieser Sechs Lehren Naropas sind heutzutage für Menschen, die im
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