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Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Titel: Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
Autoren: Gayle Callen
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uns vom Tisch zu verdrängen. Denk an unsere schottische Königin Mary – die hat ebenfalls gespielt.«
    »Und du denk bitte an das Ende der armen Mary Stuart. War ziemlich kopflos.«
    Mary Anne verzog das Gesicht. »Mama missbilligt es nur deshalb, weil sie das Spiel nicht versteht.«
    Er sah sie an, ohne etwas zu sagen.
    Sie seufzte erneut. »Ach, ich will ihr nicht generell das Talent absprechen. Sie hat sich nur nie Mühe gegeben und versteht einfach nicht, wie viel Spaß es macht. Und wie gut ich bin.«
    »Offensichtlich ist es mehreren Herren genauso ergangen.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe, und er wusste, dass sie ein Grinsen unterdrückte.
    »Sie gehen einfach davon aus, dass eine Frau dieses Spiel gar nicht beherrschen kann«, erklärte sie.
    »Und deswegen hast du mit ihnen um Geld gespielt.«
    »Es war ihr Vorschlag.«
    »Und du bist ganz unschuldig darauf eingegangen.«
    Endlich erlosch ihr triumphierendes Grinsen. »Es hat Spaß gemacht, ihre verblüfften Mienen zu beobachten.«
    »Das hat es bestimmt. Nur ein Dummkopf würde dich unterschätzen.« Ehe sie sich zu viel auf sein Kompliment einbilden konnte, fügte er hinzu: »Würde es auch Spaß machen, wenn man sich in der Gesellschaft über deine Vorliebe, um Geld zu spielen, das Maul zerreißt?«
    Ihr Lächeln verschwand. »Das wäre mir egal.«
    »Mutter aber nicht. Sie macht sich Sorgen, dass du wie Großtante Clementine enden könntest.«
    Sie schwieg und rümpfte bloß die Nase. Die einzige Gesellschaft dieser Tante hatte aus einem Heer von Katzen bestanden.
    »Trotzdem, Mary Anne, mit Männern um Geld zu spielen, schickt sich nicht.«
    »Wenn es ums Kartenspielen ginge …«
    »Tut es leider nicht, und du kennst den Unterschied.«
    Sie beugte sich über den Tisch und ließ eine der Kugeln immer wieder gegen die Bande rollen. Sie sah ihn nicht an, als sie leise sagte. »Ich weiß.«
    »Versprich mir, dass du es in Zukunft lässt.«
    Er sah, dass sie die Zähne zusammenbiss.
    »Spielen darf ich schon noch, oder?«, fragte sie und schaute zu ihm auf.
    Wie immer ließ ihn der Blick dieser blauen Augen dahinschmelzen. »Natürlich. Es ist ein Spiel, in dem du gut bist. Ich bitte dich lediglich darum, nur mit engen Freunden und Verwandten zu spielen – und nicht um Geld. Du willst doch nicht, dass man über dich redet.«
    »Würde dich das bei deiner Jagd nach der perfekten Frau stören?«, fragte sie, und ihre Lippen verzogen sich spöttisch.
    »Ich habe es nicht eilig. Das ist eigentlich mehr James’ Problem.«
    Ihr Lächeln verschwand. »Und meines, denke ich.«
    »Du bist eine Frau, Mary Anne. Da ist es das Normalste von der Welt, nach einem netten Ehemann Ausschau zu halten.«
    »Ja, ich weiß. Wir sind nur als Ehefrauen vollkommen«, murmelte sie.
    Sie wich seinem Blick aus, und einen Moment lang hatte er das Gefühl, als sei irgendetwas unausgesprochen geblieben. Er wollte den Gedanken verdrängen, doch es gelang ihm nicht. Sie wandte sich wieder dem Billard zu, setzte zu weiteren Stößen an und beachtete ihn nicht weiter. Die Kugeln knallten zusammen und prallten von der Bande ab.
    Zum ersten Mal fragte er sich, ob er seine Schwester wirklich so gut kannte, wie er einmal gedacht hatte. Er musste eine Möglichkeit finden, ihr zu helfen.
    Bei der Dinnerparty von Lady Fogge am nächsten Abend stellte Peter fest, dass Elizabeth aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung als eine der Ersten in den Speisesaal geleitet wurde, erheblich früher als er. Insgesamt zwanzig Gäste fanden am Tisch Platz, und man saß zu weit entfernt voneinander, um sich mit allen unterhalten zu können. Elizabeths Tischherr zur Linken war ein blasser, rothaariger junger Mann, dem er schon ein- oder zweimal begegnet war, ein Mr Tilden, wie er wusste. Mit ihm bestritt sie den größten Teil der Unterhaltung, da der Mann zu ihrer Rechten, Lord Radcliffe, ihr anscheinend lieber in den Ausschnitt als ins Gesicht schaute.
    Nach dem Essen nahm Peter die Gelegenheit wahr, sie in den Salon zu begleiten. Mehrere Damen lächelten sie im Vorbeigehen an, doch sie blieb nicht stehen, um sich ihnen zuzuwenden. Erst als sie sicher waren vor neugierigen Ohren, blieb er stehen und schaute sie an.
    Sie bedachte ihn mit einem kühlen Blick und wartete.
    »Du scheinst die Gesellschaft deines Tischnachbarn nicht sehr genossen zu haben«, meinte er und deutete unauffällig auf Lord Radcliffe.
    Sie stieß einen Seufzer aus. »Mit seinen schwarzen Locken erinnert er mich immer an einen
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