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Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Titel: Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
Autoren: Gayle Callen
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bestehen, dass ich ebenfalls hingehe.«
    »Nicht wenn du Großtante Rianette besuchst.«
    Rebeccas Hand, die die Bürste hielt, erstarrte mitten in der Bewegung. »Wie bitte?«
    »Sie hat darum gebeten, dass eine von uns sie besucht«, fuhr Susanna fort, »und Mama bekommt bereits Schuldgefühle, weil wir alle zu beschäftigt sind. Es wäre also eine elegante Lösung.«
    Elizabeth drückte ein Kissen auf ihren Mund, um ihr Lachen zu verbergen, während die Schwestern sich weiterhin zankten und gleichzeitig Rebeccas Zugreise planten.
    Als schließlich alles zufriedenstellend geklärt war, sah Rebecca ihre Schwester und Elizabeth zuversichtlich an. »Sollen wir uns gegenseitig viel Glück wünschen?«
    Elizabeth griff nach den Händen der Schwestern, und sie lächelten einander an, auch wenn sie selbst nicht ganz so optimistisch war, doch das verbarg sie vor den beiden.
    Es gab jetzt einen Plan, und sie waren entschlossen zu gewinnen. Rebecca freute sich auf ein Abenteuer; Susanna darauf, einem vermeintlich schlichten männlichen Gemüt ihre geistige Überlegenheit demonstrieren zu können, und da würde sie doch nicht mit kleinlichen Bedenken kommen.

Kapitel 3
    Peter wollte das Stadthaus der Derbys am nächsten Morgen früh verlassen und versuchen, den Künstler ausfindig zu machen, von dem das Gemälde stammte. Doch gerade als er im Begriff stand, die Haustür zu öffnen, rief seine Mutter seinen Namen. Seufzend drehte er den Kopf und sah, wie sie sich im ersten Stock über das Geländer beugte.
    »Peter, kann ich kurz mit dir sprechen?«
    »Natürlich, Mutter«, erwiderte er und ging die Treppe hinauf.
    Obwohl sie lächelte, sah man an ihrer gerunzelten Stirn, dass sie sich Sorgen machte. Obwohl sie mit den Jahren etwas rundlicher geworden war und sich graue Strähnen durch ihr Haar zogen, musste sie nach wie vor als gut aussehende Frau gelten. Eigentlich verstand er nicht, warum sie nach dem Tod seines herrischen Vaters nicht wieder geheiratet hatte. Sie pflegte damals stets ihre Kinder vorzuschieben, und jetzt redete sie ständig James, ihrem Ältesten, ins Gewissen, dass es Zeit sei, eine Familie zu gründen und für Erben zu sorgen. Bislang allerdings ohne Erfolg.
    Sie zog Peter in den Salon, warf einen Blick in beide Richtungen des Flures und schloss die Tür. »Ich will nicht, dass deine Schwester etwas mitbekommt.«
    Er stieß einen Seufzer aus und fragte sich, in welche Schwierigkeiten Mary Anne sich diesmal wieder gebracht hatte. »Solltest du dich nicht lieber mit James über das Thema unterhalten?«
    »Er ist zu ungeduldig mit ihr«, erwiderte Mrs Derby. »Ich glaube, sie nimmt es besser auf, wenn es von dir kommt.«
    Er setzte sich neben seine Mutter aufs Sofa und nahm ihre Hand. »Erzähl mir alles.«
    Seufzend meinte sie: »Ich hatte gedacht, wenn Mary Anne in die Gesellschaft eingeführt wird, würde alles besser werden.«
    »Sie ist auf jeden Fall erwachsener geworden, soweit ich das beurteilen kann.« Leichte Schuldgefühle machten ihm zu schaffen, als er das sagte, denn ihm war bewusst, wie selten er sich während des vergangenen Jahres mit ihr beschäftigt hatte.
    »O ja, sie versteht es, gewandt Konversation zu treiben, statt einfach draufloszuplappern, das schon …«
    »Na, das hört sich doch gut an.« Er grinste.
    Seine Mutter erwiderte das Lächeln nicht. »Leider hat sie eine Manie entwickelt. Nichts natürlich, was für eine junge Frau passend wäre wie Lesen, Malen oder Sticken. Nein, sie ist eine … Spielerin.«
    Er starrte sie an und bemühte sich krampfhaft, nicht laut loszulachen. »Was meinst du damit?«
    »Sie spielt Billard um Geld, wobei sie die Männer hinsichtlich ihres Könnens täuscht.« Völlig außer sich zerrte sie an einem Taschentuch.
    »Wieso täuschen?«
    »Oh, es ist ja so einfach. Wer würde diese Fähigkeit schon bei einer jungen Dame erwarten?«
    »Ich weiß, dass es ihr Spaß gemacht hat, hin und wieder Billard zu spielen, und sie den Dreh ziemlich schnell heraushatte.«
    »Hast du sie etwa ermutigt?«
    »Ich glaube nicht. Aber wir haben früher des Öfteren zusammen gespielt, ohne dass sie mir sonderlich begeistert schien.«
    »Und jetzt will sie nichts anderes mehr tun.«
    Peters Belustigung verschwand angesichts der mütterlichen Sorge. Er wusste, dass sie keine Frau war, die zu Übertreibungen neigte. Sie hatte das hochfahrende Gebaren seines Vaters hingenommen, seine Versuche, mehr zu scheinen, als er war: ein Squire in einem kleinen Dorf. Was allerdings
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