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Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Titel: Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens
Autoren: Sissi Kaiserlos
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– tja, was tat man eigentlich mit heulenden Drachen? Zögernd streckte sie die Arme aus und legte sie um Wolfgang, der augenblicklich das Maul zuklappte und ihr hoffnungsvoll zublinzelte. „Küfft du mir jetft mein Aua weg?“
    Sinja konnte nicht anders, sie musste kichern. Erst leise, dann immer lauter. Der Drache kicherte mit und schließlich lachten sie beide lauthals, bis ihnen die Tränen kamen.
    „Daf – äh – das ist wirklich gut“, keuchte Sinja und rieb sich die Augen, „Aua wegküssen. Oh Mann. Du bist wirklich süß, Wolfgang.“
    „Füff?“ Der Drache schnurrte und drückte sich näher an Sinja. „If bin füff?“
    „Ja, sehr süß. Du darfst in der Badewanne schlafen. Aber nur heute Nacht.“
    Weil es sich so gut anfühlte, hob Sinja den Drachen hoch und trug ihn zu ihrer Badewanne, in der sie ihm aus Decken ein Bett bereitete. Eigentlich passte er doch ganz gut in ihre Wohnung, die ohnehin eine umfangreiche Sammlung von Drachen beherbergte. Drachen aus Ton, Porzellan, Holz, Stoff, Plastik und so weiter. Wolfgang kuschelte sich in seine Decken und blinzelte Sinja verliebt zu.
    „Gibft du mir einen Gutenaftkuff?“, maunzte er hoffnungsvoll.
    Nö, Wolfgangs Schnauze wollte sie nun wirklich nicht küssen. Angeekelt schüttelte sie den Kopf.
    „Fade“, murmelte der Drache und schloss die Augen.
    Gleich darauf verriet ein leises Schnarchen, dass er eingeschlafen war. Sinja seufzte und ging in ihr Schlafzimmer. Sicher war morgen alles anders und Wolfgang verschwunden. Irgendwann musste die Wirkung des Reisschnapses doch aufhören.
     
    Irgendetwas schnuffelte an Sinjas Ohr, dann strich ihr etwas Schuppiges über die Wange. Mit einem entsetzten Schrei fuhr sie hoch und sah in die schwarzen Augen des Drachen.
    „If hab Hunger“, murrte Wolfgang.
    Er war auf das Bett gekrabbelt und musterte Sinja neugierig. Wieder trug sie ihren Lieblingspyjama mit den Drachenmotiven.
    „Daf ift aber ein fönef Kleidungftück“, erklärte der Drache und betrachtete interessiert die kleinen Drachenbilder. „Krieg if auf fo einen?“
    Schon wieder musste Sinja kichern, als sie an Wolfgang in ihrem Pyjama dachte. Das würde richtig lustig aussehen. Sie schob ihn beiseite und schwang sich aus dem Bett, ging immer noch kichernd in die Küche und kochte sich erst einmal einen Kaffee.
    Der Drache trippelte ihr hinterher und kletterte hoffnungsvoll auf einen Stuhl. „Faure Gurken?“
    Sinja seufzte und sah in den Kühlschrank. Tatsächlich, da war noch ein Glas. Sie stellte es vor Wolfgang auf den Tisch und setzte sich mit einem Becher Kaffee ihm gegenüber. Ein Blick auf die Uhr verriet Sinja, dass sie noch etwas Zeit hatte, bis sie zur Arbeit musste. Zeit für ein ernstes Gespräch.
    „Also, Wolfgang“, begann sie und sah den Drachen ernst an, der bereits das halbe Glas Gurken vernichtet hatte. „Ich kann dich nicht hier behalten. Ich muss den ganzen Tag arbeiten und habe keine Zeit, mich um dich zu kümmern. Außerdem sorgen sich doch sicher deine Eltern. Du musst wieder nach Hause.“
    Wie ein Geschoss flog eine Gurke an Sinjas Ohr vorbei, als Wolfgang laut aufheulte und das Ding dabei ausspie.
    „Du filft mif nift. Daf tut fo weh“, heulte der Drache los und Tränen spritzten wieder springbrunnengleich aus seinen Augen.
    Erschrocken sprang Sinja auf und kniete sich vor den kleinen Kerl, zog ihn in ihre Arme und – strich ihm über den schuppigen Kopf. Es fühlte sich – erstaunlich gut an. Wolfgang verstummte sofort und blinzelte. „If darf alfo bleiben?“
    Oh Mann, Sinja konnte es einfach nicht. Also sollte Wolfgang bleiben, bis er so verschwand, wie er gekommen war, und das musste er doch einfach irgendwann.
Oder?
Schließlich gab es gar keine Drachen. Sinja ließ ihn los und setzte sich wieder auf ihren Stuhl.
Gut. Das wäre also geklärt.
Dann konnten sie jetzt mal ein paar andere wichtige Sachen mit ihrem – Haustier? Gast? – besprechen.
    „Du kannst bleiben. Vorerst. Aber ich muss wissen, was du für Nahrung brauchst, damit du nicht verhungerst.“
    „If effe Fpinnen und Fliegendreck“, murmelte Wolfgang und verschlang die letzten Gurken.
    Oh Gott!
Wo sollte sie das denn herbekommen? Entsetzt starrte Sinja den Drachen an. Der rülpste leise, schob das Glas von sich und zwinkerte ihr dann zu.
    „Huah-huah“, machte er und hieb sich auf die Schenkel. „Daf war ein Ferz. Nur ein Ferz. If effe faure Gurken. Und manfmal Piffa. Aber daf darf if nift fo oft, fonft werde if fu dick.“
    Sinja
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