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Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Titel: Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens
Autoren: Sissi Kaiserlos
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erschrecken.
    „Folfgang von Hengftenberg“, erwiderte Wolfgang von Hengstenberg, ergriff Sinjas Hand und drückte sie so fest er konnte mit seinen kleinen Pfoten.
    Sie zuckte erschrocken zusammen. Die Berührung mit dem Drachen fühlte sich an, als würde sie eine Echse anfassen. Schnell zog sie ihre Hand zurück.
    „Äh, freut mich, dich kennen zu lernen, Folfgang“, murmelte sie verlegen.
    Was redete man denn mit einem Drachen eigentlich so?
    „If freue mif auf, Finja. Aber if heife Folfgang,
nift
Folfgang.“
    „Ach so“, sagte Sinja und verfiel dann in brütendes Schweigen.
    Auch Wolfgang schien der Gesprächsstoff ausgegangen zu sein, denn er musterte interessiert die Krallen an seinen Pfoten.
    „Äh“, meinte er schließlich. „Du haft nift fufällig faure Gurken beforgt?“
    Ach ja, die Einkäufe.
Endlich kam Leben in Sinja und sie sprang enthusiastisch auf. Schnell räumte sie die Tüten aus und stellte für Wolfgang ein Glas Gurken auf den Küchentisch.
    „Hier, die sind für dich.“
    Mit einem Laut, der fast wie ein Miauen klang, stürzte sich Wolfgang auf das Geschenk. Geschickt öffnete er mit seinen Krallen das Glas und schluckte eine Gurke nach der anderen herunter, während Sinja die übrigen Lebensmittel in den Kühlschrank räumte. Als sie sich wieder Wolfgang zuwandte, rülpste dieser zufrieden, während er das leere Glas auf den Tisch stellte, und er schien gewachsen zu sein, aber das täuschte sicher. Sinja seufzte und überlegte, was sie und der Drache mit dem Rest des Abends anstellen sollten.
    „Du fpielft nift fufällig Halma?“, fragte Wolfgang hoffnungsvoll.
    Halma?
Klar konnte Sinja Halma spielen, hatte es jedoch seit einer halben Ewigkeit nicht mehr getan.
    „Ich muss mal gucken, was für Spiele ich überhaupt habe. Ich habe seit bestimmt hundert Jahren nicht gespielt.“ Sinja verschwand im Wohnzimmer.
    „Hundert Jahre“, sinnierte Wolfgang und folgte ihr, „fo alt fieht Finja gar nift auf.“
    Karton für Karton zauberte Sinja Spiele aus den Tiefen ihres Schrankes hervor. Neugierig beäugte der Drache den Stapel, der immer weiter wuchs, und griff schließlich nach einer Packung Spielkarten.
    „Fkat“, rief er triumphierend und schwenkte seine Beute, „laff unf Fkat fpielen.“
    Sinja zog sich aus dem Schrank zurück und starrte Wolfgang an. Skat? Aber warum nicht, das konnte sie immerhin ganz gut. Auch wenn der dritte Mann fehlte, aber dann musste eben Otto den Part übernehmen, ein Stapel, von dem die Karten blind aufgedeckt wurden.
    Tatsächlich verbrachten sie und der Drache den ganzen Abend damit, eine Runde Skat nach der nächsten zu spielen. Wolfgang war ziemlich gut und freute sich wie ein Schneekönig über jede gewonnene Runde. Als Sinja nach einem Blick auf die Uhr die Spielkarten wegräumte, zog der Drache eine Flunsch.
    „Manno“, murrte er und sah sie mit einem betrübten Blick an, „ef hat gerade angefangen Fpaff fu maffen.“
    „Wenn es am Schönsten ist, sollte man aufhören“, erklärte Sinja schulmeisterlich. „Außerdem ist es schon spät und du musst bestimmt nach Hause. Zu deinen Eltern, meine ich.“
    „Naf haufe?“ Der Drache starrte Sinja entsetzt an.
    Ja, wusste sie denn nicht, dass jetzt hier sein Zuhause war? Bis er seine Aufgabe erfüllt hatte, was immer das auch sein mochte.
    „If wohne hier. Bei dir. Daf ift mein Zuhaufe“, sagte er weinerlich.
    Entschieden schüttelte Sinja den Kopf. „Nein, du kannst nicht in meinem Kühlschrank wohnen. Der ist jetzt voll mit Lebensmitteln, da passt du nicht mehr rein.“
    „Faf ift mit der Badefanne?“, fragte Wolfgang hoffnungsvoll.
    Oh Mann, das wurde jetzt aber echt anstrengend. Sinja runzelte die Stirn und schüttelte langsam den Kopf. Der Drache musste weg. Sie konnte kein Haustier gebrauchen. Schließlich war sie den ganzen Tag auf der Arbeit, Wolfgang würde sich nur langweilen und seine Eltern vermissten ihn bestimmt schon.
    „Es geht nicht. Du musst wieder nach Hause“, erklärte sie streng und stand auf.
    Ein lautes Heulen ließ sie zusammenzucken. Mit weit aufgerissenem Maul und heraushängender Zunge jaulte der Drache herzerweichend, während ihm Tränen fontänenartig aus den Augen spritzten.
    „Duhu fillft mif nift“, heulte Wolfgang und verursachte bereits einen kleinen See auf dem Fußboden mit seiner Sintflut von Tränen. „Daf tut fo feh-feh.“
    Mist!
Das hatte Sinja nun auch nicht gewollt. Ohne nachzudenken ging sie vor dem jammernden Wolfgang auf die Knie und
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