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Von dir verfuehrt

Von dir verfuehrt

Titel: Von dir verfuehrt
Autoren: Anya Omah
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Schultern schlaff herunterhängen ließ. Fast schon verängstigt blickte sie über diese hinweg, zurück zum Ausgang. Es war als fürchte sie, was sie draußen erwartete. Ich rang mit meinem Gewissen, als sie die Tür öffnete und der eiskalte Wind durch die Tür wehte und mich frösteln ließ.
    Schließlich lenkte ich ein: „Magst du Tee? Den könnte ich dir machen.“
    „Ich liebe Tee“, sagte sie mit einer kindlichen Freude, die fast schon rührend war und lächelte breit.
    „Okay. Dann such dir einen Platz. Ich bin gleich wieder da. Ist schwarzer Tee in Ordnung?“
    Sie nickt e dankbar und steuerte zielstrebig die kleine, gepolsterte Sitzecke neben einer der Heizkörper an.
    Während ich den Tee aufbrühte, beobachtete ich, wie sie diese Mülltüte ablegte und nichts als ein T-Shirt, einem viel zu kurzen Jeansrock und einer Netzstrumpfhose zum Vorschein kam. Allein der Anblick ließ mich frösteln.
    Ich setzte mich auf den Stuhl gegenüber und reichte ihr die dampfende Tasse. Sie ergriff sie lächelnd, legte ihre verschmutzen Hände um das aufgeheizte Porzellan und wärmte ihre Finger. Leicht verstört schaute sie sich um, schien meinem skeptischen Blick immerzu auszuweichen. Darauf bedacht, sich nicht zu verbrühen, nippte sie vorsichtig an dem Tee.
    „Tut gut“, sagte sie und na hm direkt den nächsten Schluck.
    „Fr eut mich …“
    „Mia … Ich heiße Mia“, stellte sie sich unaufgefordert vor.
    „Ich bin Hannah. “
    „Wirklic h nett von dir, dass ich rein durfte, obwohl du geschlossen hast … oder?“, bedankte sie sich erneut wobei in dem oder die leichte Hoffnung mitschwang noch ein Weilchen bleiben zu können. Weshalb nur? Hatte sie denn kein zu Hause? Einerseits wirkte sie wie ein Kind von der Straße, andererseits hatte sie sehr gute Manieren. Schien viel zu weich und kein Bisschen verlebt - so verlebt wie man mit fünfzehn oder sechszehn Jahren sein konnte.
    Ich verkniff mir die Fragen, zumal ich sie nach dem Tee ohnehin auffordern würde zu gehen. Je weniger ich über sie wusste, desto weniger würde ich mich sorgen. Ich beantwortete ihre Frage mit einem knappen Nicken.
    Schweigend saßen wir uns gegenüber. Während meine Tasse schon längst ausgetrunken war, nippte sie immer noch an ihrer. Trank sie wirklich so langsam oder versuchte sie Zeit zu schinden? Mir entging nicht, wie sie mich zwischenzeitlich mit ihren großen Kulleraugen ansah. So , als hätte sie etwas auf dem Herzen, das sie sich nicht anzusprechen traute. Als ob irgendwer ihr bei diesem Blick eine Bitte würde ausschlagen können.
    „Hannah …“, setze sie dann doch irgendwann an, „… dürfte ich vielleicht ganz kurz telefonieren?“
    „Aber klar. Das Telefon findest du am …“ Ich stockte. Ob es so eine gute Idee war, sie in die Nähe der Kasse zu lassen? Möglicherweise verbarg sich hinter ihren guten Manieren und diesem unschuldigen Lächeln eine Masche, irgendein perfider Plan, um mich auszurauben. Wenngleich ich meine heutigen Tageseinnahmen an zwei Händen abzählen konnte - aber das wusste sie ja nicht. Also ging ich lieber auf Nummer sicher und brachte ihr das Telefon. Dabei lugte ich in ihre Tasse, die wie vermutet leer war.
    „Könnte ich es gleich noch mal probieren. Ich konnte niemanden erreichen“, sagte sie enttäuscht und re ichte mir das Telefon.
    „Klar. “
    „Tut mir wirklich leid“, entschuldigte sie sich erneut und rieb sich dabei ihre Oberarme. Aus Mitleid, und weil ich sie aus unerfindlichen Gründen mochte, zog ich meine Strickjacke aus und gab sie ihr.
    „Hier, d amit du dich nicht erkältest.“
    Überrascht sah sie mich mit ihrem Audrey Hepburn-Augenaufschlag an. „Das ist in Ordnung“, ermunterte ich sie die Jacke überzuziehen.
    Ein „Dankeschön“ murmelnd schlüpfte sie in die Ärmel. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass sie beinahe in meiner Jacke versank. Ich war ja schon zierlich, aber Mia dagegen war dürr. Automatisch stellte ich mir vor, wie sie nach Essen oder Geld bettelnd durch Kölns Straßen zog. Ob sie deshalb so dünn war? Der Gedanke, sie gleich wieder nach draußen zu schicken, erfüllte mich mit Unbehagen. Ich schob ihn beiseite - das schlechte Gewissen jedoch blieb.
    Das Klingeln des Telefons durc hbrach die Stille zwischen uns. Mit der Vermutung, dass der Anruf für Mia war, hob ich ab. „Bei Hannah’s“.
    „David Bender. Wer spricht da bitte“, antworte te die wohl verführerischste Männerstimme, die ich jemals vernommen hatte.
    Ich verlor kurz
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