Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von dir verfuehrt

Von dir verfuehrt

Titel: Von dir verfuehrt
Autoren: Anya Omah
Vom Netzwerk:
Mund, als könnte ich die Worte einfangen, bevor sie an Davids Ohren drangen. Ich wollte vor Scham vergehen und konnte nicht fassen, dass ich zu solchen Mitteln gegriffen hatte, um von meiner Verletzlichkeit abzulenken. Reumütig blickte ich in Davids Augen, die schmal vor Wut waren. Unverwandt sah er mich an und schüttelte den Kopf. Obwohl ich mich für diesen Hieb unter seine Gürtellinie verabscheute, hoffte ich insgeheim, dass er mich nun verfluchen und stehen lassen würde. Stattdessen trat er näher an mich heran, seine Gesichtszüge waren immer noch hart. „Ich weiß, was du da tust.“ Seinem Versuch mich zu berühren, wich ich aus. „Aber das wird dir nicht gelingen, weil ich dieses Spiel erfunden habe. Verletzen, statt selbst verletzt zu werden.“
    Ertappt fuhr ich herum, ging zurück ins Schlafzimmer und tat so, als würde ich in meinem Kleiderschrank nach etwas suchen. Zu wissen, dass er mich durchschaut hatte, war unerträglich. Und ich wollte nicht, dass er mir an der Nasenspitze ansah, wie richti g er lag.
    „Hannah.“ David war mir gefolgt. „Ich werde deine Vergangenheit niemals gegen dich verwenden.“
    Wieder hatte ich das Gefühl, dass er in mir las, wie in einem offenen Buch und schloss die Augen, als könnte ich es so verhindern. Ich spürte seinen heißen Atem in meinem Nacken und erstarrte.
    „Ich will dich, Hannah. Bitte, gib mir die Chance dich kennenzulernen.“ Seine gehauchten Worte steiften mein Ohr und sendeten prickel nde Schauer über meinen Rücken.
    Energisch schüttelte ich den Kopf. „Das geht nic ht.“
    David stellte sich nun so dicht hinter mich, dass ich seinen polternden Herzschlag an meiner Schul ter spürte. „Und warum nicht?“
    Weil Menschen sich verändern – auch du – und du mich verletzen wirst. Weil ich dir nicht vertrauen kann. Weil ich niemandem vertrauen will. Nie wieder. Weil ich Angst habe enttäuscht zu werden.
    „Weil … das so nicht vereinbart war“, hörte ich mich sagen. „Du kanntest die Regeln.“ Ich sammelte all meine Kraft und drehte mich zu ihm. In der Hoffnung, dass er mir diesen Grund abnahm, blickte ich ihm entschlossen in die Augen.
    „Ist das dein Ernst?“ Ungläubig sah er mir ins Gesicht. „Du schiebs t deine kindischen Regeln vor?
    „Kindisch?“
    „Ja, sogar verdammt kindisch. Bis zu einem gewissen Punkt, war es ja ganz reizvoll, dein Spielchen mitzuspielen, das gebe ich zu, aber jedes Spiel hat sein Ende. Und wir könnten hier beide als Gewinner hervorgehen.“ Er sah mich mit einer Mischung aus Zärtlichkeit und Hoffnung an, von der ich mir einredete, dass sie mich kein bisschen berührte. Und es kostete mich meine gesamte Selbstbeherrschung und Kraft, eine kühle Miene aufzusetzen.
    „Du hast recht, David. Jedes Spiel hat irgendwann ein Ende. Und unseres ist hiermit erreicht. Du wusstest worauf du dich einlässt. Ich wollte nie mehr, als ein wenig zu vergessen, aber das ist dir nicht gelungen, deshalb brauche ich dich nicht länger.“
    David trat endlich einen Schritt zurück. Er sah mich an, als brütete er über einem Rätsel, das sich ihm nicht erschloss und gab dabei keinen Ton von sich. Ich nutzte die Gelegenheit, um ihm zu entkommen und schloss mich im Badezimmer ein. Geistesabwesend riss ich einige Lagen Klopapier ab und klemmte sie zwischen meine Schenkel. Dieses Schauspiel hatte mir so viel abverlangt, dass ich mich erschöpft gegen die Tür lehnte. Kraftlos glitt ich an ihr herunter, bis ich auf den kühlen Fliesen saß. Mein Herz hämmerte wie verrückt, während ich versuchte mir einzureden, dass er mir egal war. Ich will dich nicht, sagte ich mir . Doch wie zum Beweis für das Gegenteil schossen mir Tränen in die Augen. Meine Lippen fingen an zu beben und ich zitterte am ganzen Leib.
    „Hannah?“ Mein Herz setzte einen schmerzhaften Schlag aus, als Davids tiefe Stimme durch die Tür drang. Ich bildete mir ein, seine Körperwärme zu spüren und presste meinen Rücken gegen das Holz, das mich von dem Mann trennte, der in mir Gefühle weckte, die ich mir unter ke inen Umständen erlauben durfte. Gebannt und mit rasendem Puls horchte ich in die Stille hinein, die kurz von meinem heftigen Schlucken durchbrochen wurde.
    „Ich gehe jetzt. “
    Pause.
    „ Hast du mir noch etwas zu sagen?“
    Seine Frage legte sich wie eine kalte Hand um meine Kehle und drückte zu. Ich will dich auch , wollte ich erwidern, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Stattdessen unterdrückte ich ein Schluchzen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher