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Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Titel: Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
Autoren: Kalayna Price
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anhielten.
    » Alex?«
    Roy? Ich setzte mich auf und starrte den Geist an. » Wohin bist du letzte Nacht verschwunden? Ich habe dich nicht mehr gesehen, nachdem Rianna sich von dir gelöst hatte.«
    Er zuckte mit den Schultern und schob seine Brille mit einem Finger hoch. » Na ja, diese Seelensammler haben die Geister einkassiert, da bin ich lieber verschwunden.« Er lächelte. » Aber weißt du was? Mein Leichnam sieht wieder so aus wie ich. Ich habe es eben noch mal im Leichenschauhaus überprüft, und ich bin tatsächlich da. Ich meine, ich sehe wieder so aus, wie ich aussehen sollte.«
    » Glückwunsch. Das bedeutet wohl, dass du demnächst weiterziehst. Ich meine, dahin, wohin Geister sich irgendwann begeben.«
    Seine Schultern sackten herab. » Na ja, weißt du, was das betrifft … Ich hab doch noch dieses Fernsehinterview, nicht wahr? Und ich dachte, danach könnte ich noch ein Weilchen hierbleiben. Ich meine, jetzt, da ich endlich jemanden habe, mit dem ich reden kann, ist es gar nicht mehr so schlimm, ein Geist zu sein.«
    Jemand, mit dem er reden konnte– das war ich. Großartig – da habe ich tatsächlich einen Geist als Kumpel. Falls ich irgendwann aus dem Gefängnis kam.
    Wie aufs Stichwort ertönte ein Summen. Roy verschwand, als ein Cop an die vergitterte Tür trat.
    » Alex Craft, Sie sind frei und können gehen, wohin Sie wollen«, sagte er, während er die Tür öffnete.
    Ich stand auf und folgte dem Officer durch den Korridor, der zu einer weiteren Tür führte, wo ein anderer Beamter mir meine Habseligkeiten in einer braunen Papiertüte überreichte.
    » Das war’s? Ich kann gehen?«
    Der Officer verzog den Mund. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, so schnell das Sonnenlicht wiederzusehen. Nicht nach den Umständen, unter denen man mich gefunden hatte. Aber die Tür vor mir öffnete sich, und ich trat in die Eingangshalle.
    Gleich hinter der Tür wartete ein Mann auf mich. Verlegen zupfte er an seinem teuren Anzug.
    » Alex Craft?«
    Der Beamte nickte. » Sie ist frei.«
    Der Mann sah mich stirnrunzelnd an, sagte aber nur: » Bitte folgen Sie mir.«
    Ich blickte den Officer an, der mich bis dahin begleitet hatte. In wessen Obhut übergab er mich nun und zu welchen Bedingungen? Doch an seinem Gesicht ließ sich nichts ablesen.
    Na ja, ich kann hier ja nicht ewig stehen bleiben. Und so folgte ich dem nervösen Mann.
    Er führte mich nach draußen, marschierte auf eine Limousine zu und hielt mir die Tür auf.
    Okay, das ist nicht normal.
    Ich bückte mich und schaute in den Wagen. Sah meinen Vater, ein Dokument in der einen und ein Glas Rotwein in der anderen Hand.
    Er blickte auf und steckte das Dokument weg. » Steig ein, Alexis !«
    Beinahe hätte ich es nicht getan. Beinahe hätte ich mich abgewandt und wäre schnurstracks zurück in das Polizeigebäude gegangen. Aber dann gewann meine Neugier die Oberhand, und ich setzte mich ihm gegenüber. Das konnte nur gut werden. Und wenn sonst schon nichts dabei herauskam, hatte ich wenigstens ein paar Fragen an ihn.
    Im Moment sah ich alles auf der ätherischen Ebene. Mein Vater hatte eine silbern schimmernde Seele. Bunte Wirbel umschwebten ihn, aber keiner griff nach ihm. Fast schien es, als würde er von der Magie gemieden. Ist er ein Elf?
    Ich blinzelte. Habe ich das Elfenblut von ihm?
    » Deine Schwester hat nach dir gefragt«, teilte er mir mit, die Finger gegeneinandergelegt.
    Ich schüttelte den Kopf, zu bestürzt, um auf seine Worte zu achten. Ich musste ein paar Mal blinzeln– und beobachtete, wie sich die Welt jedes Mal dramatisch vor meinen Augen veränderte–, bevor zu mir durchdrang, worüber er sprach.
    » Was hat Casey gesagt?«
    » Nur dass du sie gerettet hast. Sie weigert sich, über das zu reden, was passiert ist. Möchtest du nicht wissen, wie es ihr geht?« Als ich nichts sagte, fuhr er fort: » Sie ist verwirrt und wird sich nach diesem traumatischen Ereignis wahrscheinlich in Therapie begeben müssen, aber sie ist ein widerstandsfähiges Mädchen. Es werden Narben bleiben, doch die kann sie ja mit einem Teint-Zauber überdecken. Ansonsten geht es ihr gut.«
    Sie war zerschnitten worden und brauchte eine Therapie, aber, nun ja– kein Problem, es ging ihr gut. Offensichtlich hat er von dem Wort » gut« ein völlig anderes Verständnis als der Rest der Welt.
    Er lehnte sich zurück, beobachtete mich. Ich wartete. Er hatte von sich aus ein Treffen mit mir arrangiert, etwas, was er sonst im Leben nie getan hätte, also
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