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Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Titel: Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
Autoren: Kalayna Price
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musste es einen besonderen Grund dafür geben.
    Ich rutschte auf meinem Sitz hin und her, mir überdeutlich der Tatsache bewusst, dass ich einen Autounfall hinter mir hatte, einen magischen Kampf und eine Nacht im Gefängnis, während er so frisch und elegant wirkte, als wäre er gerade von der Titelseite eines Magazins spaziert.
    Als er immer noch schwieg, wurde ich ärgerlich. » Also, wann hattest du eigentlich vor, deinen Kindern zu sagen, dass du ein Elf bist? Ein Hochelf, deinem Aussehen nach zu urteilen.«
    Mein Vater hatte noch nicht einmal den Anstand, so zu tun, als sei er schockiert, dass ich sein Geheimnis entdeckt hatte. Er saß einfach da und beobachtete mich.
    Anders als in seiner Illusion war sein Haar in Wirklichkeit länger und blasser, die Gesichtszüge schärfer– keineswegs auffällig nichtmenschlich, sondern unglaublich schön. Und er schien so jung. Mein Vater wirkte kaum älter als ich. Irgendwie kam mir sein Feengesicht vertraut vor.
    Ich runzelte die Stirn, während ich versuchte, dieses Gesicht einzuordnen, das er so sorgfältig verborgen hielt. Und plötzlich machte es » klick«. Das Porträt von Greggory Delane im Gouverneurspalast. Mein Vater war der erste Gouverneur von Nekros? Das war doch schon über fünfzig Jahre her! Mein eh schon schmerzender Kopf begann heftig zu pochen, und ich schüttelte ihn, als könnte mir das helfen, meine Gedanken zu ordnen. Es half nicht. Und mein Vater schwieg immer noch.
    Ich sah ihn finster an. » Und du bist nicht der Meinung, deine Töchter sollten wissen, dass sie Feenkinder sind?«
    » Feenkinder.« Er sprach das Wort aus, als hätte es einen schlechten Geschmack, und schüttelte den Kopf. » Es gibt Menschen mit Feenblut, Alexis. Es gibt Elfen mit menschlichem Blut. Der Unterschied liegt in der Seele.« Er beugte sich vor. » Der Blutmond hat die Seele des Feenreichs beeinflusst. Er hat viele geweckt, die noch schliefen, doch sein Erscheinen hat das Unausweichliche nur beschleunigt.«
    Super – war ich doch gerade der Meinung, keine rätselhaften Sprüche mehr zu brauchen! » Was soll das heißen?«
    » Das ist ein Spiel, das lange währt, Alexis.« Er lächelte, als amüsiere ihn meine Verwirrung. Dann griff er in seine Brusttasche und holte ein Stück Papier heraus, reichte es mir. » Ich möchte dich im Nachhinein engagieren, für den Anteil, den du bei der Aufklärung des Mordes an meinem Stabschef geleistet und dass du die Pläne eines Größenwahnsinnigen durchkreuzt hast.«
    Ich nahm das Stück Papier und entfaltete es. Es war ein Scheck. Ein Scheck mit etlichen Nullen hinter der Zahl. Soll ich ihn annehmen? Es war schwer, eine solche Summe abzulehnen, vor allem, da ich in der letzten Zeit so gut wie nichts verdient hatte. Aber ich traute seinen Motiven nicht.
    » Was willst du?«
    » Das Geld ist der Lohn für geleistete Dienste. Sonst nichts.«
    Ich starrte ihn an. Er war ein Elf. Er konnte nicht lügen. Ich steckte den Scheck ein. » Danke.«
    Er sagte nichts mehr, und so stieg ich aus. Gerade, als ich die Tür hinter mir zuschlagen wollte, hörte ich erneut seine Stimme.
    » Alexis, kannst du den Riss in meinem Haus schließen? Oder sollte ich die Tür absperren und den Schlüssel wegwerfen?«
    Ich zuckte zusammen. Ich war nicht fähig gewesen, die Wirklichkeit wiederherzustellen, daher gab es nun mitten im Caine’schen Haus einen Kreuzungspunkt, auf dem sich die ätherische Ebene und die Ebene unserer Wirklichkeit begegneten. Es gab auch ein paar Stellen, die deutlichen Verfall zeigten, dort, wo sich das Land der Toten mit der Wirklichkeit vermischt hatte. Vermutlich war es nicht sicher, diesen Zustand so zu belassen, aber ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie man das richten konnte.
    Ich sah meinen Vater an. » Ruf einen guten Schlosser.«
    Ich trat zurück, als die Limousine losfuhr. Und dann wusste ich nicht, was ich tun sollte. Ob die Cops mich vielleicht telefonieren lassen, damit mich jemand abholt? Ich wandte mich um, um die Stufen wieder hinaufzugehen.
    » Al!«
    Ich schaute mich um. Hinter mir hatte ein Auto angehalten. Die Beifahrertür öffnet sich, und Caleb sprang heraus. Er nahm mich in seine riesigen Arme und drückte mich so fest, dass er mich fast zerquetschte.
    » Mädchen, wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht!«
    Wir?
    Holly und Tamara standen direkt hinter ihm, und so fand ich mich in einer gigantischen Dreifachumarmung wieder. Sie waren warm, fast schon zu warm, als dass es eine angenehme Berührung
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