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Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Titel: Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
Autoren: Kalayna Price
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dunklen Augen betrachtete er das Chaos um mich herum, doch den Kreis betrat er nicht. Er kann die Barriere nicht passieren.
    » Alex, die Zeit wird knapp.« Er deutete auf das Bett.
    Casey lag zwischen den löchrigen Laken, bewusstlos. Noch nicht tot, aber nahe daran. Ihre Seele war bloß noch ein schwacher Schimmer in ihrem Körper. Nein. Ich blickte auf. Der Mond hing groß und rot über uns. Der Blutmond.
    Auch Coleman schaute nach oben. Dann griff die Magie, die er gesammelt hatte, aus ihm heraus und band die sechs Geister mit Ketten aus Dunkelheit. » Es ist an der Zeit.«
    Nein.
    Ich blickte mich um. Falin und der Tod konnten beide den Kreis nicht durchdringen. Roy kämpfte immer noch mit Rianna. Die Geister waren gebunden. Ich war die Einzige, die zu handeln vermochte . Doch was kann ich tun?
    In meiner Schattensicht war Coleman nichts anderes als ein verwester Leichnam. Offensichtlich hatte er nicht genug Zeit gehabt, Grahams Leiche mit all den Zaubern zu binden, mit denen er Roys Körper erhalten hatte. Doch das half mir nicht weiter. Ich konnte nicht in sein Innerstes gelangen, wie ich es bei Ashen getan hatte. Nicht mit all den Zaubern auf seiner Haut.
    Aber was ist, wenn er gar keine Haut hat? Wenn das die Wirklichkeit war, die ich sah, wenn er tatsächlich kaum mehr als ein Gerippe war?
    » Du musst unter dem Blutmond SEHEN . Du musst wissen, dass das, was du SIEHST , wahr ist«– das hatte der Wasserspeier zu mir gesagt. Fred, ich hoffe, du hast genau das vorhergesehen!
    Ich lief auf Coleman zu. Er will, dass ich die Wirklichkeiten vermische? Okay, dann werde ich genau das jetzt tun!
    Ich packte ihn am Handgelenk und ließ meine Kraft frei. Die Kälte brach aus mir heraus, strömte nun in ihn. Tote Haut löste sich unter meinen Fingern.
    » Nein!« Colemans andere Hand schoss auf mich zu, die Finger um das Messer gekrallt.
    Schmerz zerriss meinen Leib. Ich sah nichts als Rot vor meinen Augen, hatte plötzlich keine Luft zum Atmen mehr.
    Doch Colemans Attacke war zu spät gekommen. Der Verfall hatte bereits seinen Körper ergriffen. Seine Haut löste sich auf, die Knochen wurden zu Staub.
    » Willkommen im Land der Toten«, flüsterte ich und rang nach Luft, die ich nicht finden konnte. Ich schaute an mir hinab, dorthin, wo das Heft von Colemans Messer unterhalb der Rippen aus meinem Körper ragte. Das zu sehen, verschlimmerte meine Schmerzen. Ich taumelte zurück, fiel auf das Bett. Zieh es nicht heraus. Zieh es bloß nicht heraus! Das richtet nur noch mehr Schaden an. Aber ich wollte es nicht in meinem Körper haben.
    Und immer noch raste die Zeit. Dass Grahams Körper zerstört war, würde Coleman nicht töten. Als sich die Leiche auflöste, wurde der wahre Coleman sichtbar, ein schwarzer Schimmer, eine ungeschützte Seele. Mit meinem Geist griff ich nach ihm. Doch statt die Seele mit Energie zu füttern, zog ich die Kraft aus ihr heraus.
    Coleman schrie. Seine Seelenkraft erschien mir wie saugender Schlamm vom Grund eines Sumpfes, doch ich wagte nicht aufzuhören. Caseys Seele war fast verblasst. Ich musste Coleman aufhalten, und ich musste ihn jetzt aufhalten.
    Ich zog stärker, und Colemans Seele wurde immer dünner, löste sich immer mehr aus ihrer Existenz. Aus ihrer Existenz auf jeglicher Ebene. Schließlich war sie nur noch ein Schatten, sein Schrei ein fernes Echo. Und dann war sie gänzlich verschwunden.
    Der Zustrom der Kälte hörte auf. Langsam entließ ich sie aus meinem Körper. Doch nicht ganz, denn ich wollte meine Sehkraft nicht völlig verlieren, noch nicht.
    Colemans Kreis zerbrach, seine Zauber lösten sich auf. Die sechs Seelen begannen erneut zu schreien, befreit, doch ohne ein Ziel, auf das sie ihre Rache richten konnten. Rianna löste sich von Roy. Ich hörte sie irgendetwas davon sagen, dass sie unter Colemans Kontrolle gestanden habe, doch ich war zu geschwächt, um ihren Worten Aufmerksamkeit zu schenken. Ich rollte mich zusammen und versuchte, mich daran zu erinnern, wie man atmete. Casey war immer noch ohne Bewusstsein, doch ihre Seele leuchtete schon wieder heller und stärker.
    » Alex!« Zwei männliche Stimmen riefen gleichzeitig meinen Namen.
    Der Tod erreichte mich als Erster. Er kniete sich neben das Bett, sein Gesicht auf gleicher Höhe mit meinem.
    » Ich habe ihn aufgehalten«, wisperte ich.
    Der Tod betrachtete mich besorgt mit seinen dunklen Augen, und seine Hand glitt zu meinem Gesicht. Seine Haut fühlte sich warm an– was bedeutete, dass ich viel zu viel
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