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Vom Himmel in Die Traufe

Titel: Vom Himmel in Die Traufe
Autoren: Arto Paasilinna
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deren Hände in den bunten Handschuhen steckten, die ihre Mutter Liisa gestrickt hatte, und schließlich der große fromme Bär Beelzebub und sein treuer Gefährte Pastor Huuskonen. Die beiden Letztgenannten waren eigens vom Berg Kälmitunturi aus dem Winterschlaf geholt worden, um Frau Lena Lundmark und ihren auserwählten Lebensretter, den fliegenden Holzfäller Hermanni Heiskari, zu trauen und ihrer Ehe zum luftigen Start zu verhelfen. Erschienen war auch ein alter Bekannter des Brautpaares, der russische General, mit einer tüchtigen Fuhre Hochzeitswodka, sowie direkt auf dem Luftwege ein Unglückshäherpärchen aus Utsjoki. Diese beiden beteiligten sich an der Zeremonie, indem sie jene bekannten Melodien flöteten, die die fliegenden Holzfäller so liebten.
    Die Braut trug Nerz, der Bräutigam einen festlichen halblangen Mantel.
    Der Bär hielt mit einer Tatze die Gondel des Ballons fest, damit der nicht vom launischen Nordwind hochgehoben und womöglich gegen die Klippen geschlagen wurde. Nun wurde alles eingeladen, was mit auf die Hochzeitsreise sollte: je ein Korb mit Champagner, mit kalten Speisen, mit Wasser, ferner mehrere Decken, eine Erste-Hilfe-Tasche, ein Nachtgeschirr aus Porzellan sowie ein Aluminiumkoffer, der Tausende ausgedruckter Seiten mit Aufstandsplänen und Landkarten und zwanzig proppenvolle Disketten desselben Inhalts enthielt. Man half dem Hochzeitspaar beim Einsteigen, dann wandten sich die beiden dem Pastor und Beelzebub zu.
    Alle schmetterten zusammen die Nationalhymne, worauf Pastor Huuskonen eine kurze Rede hielt. Er sprach über die prinzipielle Bedeutung der Ehe, beleuchtete die Beschäftigungssituation im Land und nannte dann jene vorläufig noch unbekannten außerirdischen Kräfte, die stets und unentgeltlich ihre schützende Hand über die jetzt und hier zu schließende Ehe halten sollten, in guten wie vor allem auch in schlechten Zeiten.
    Die Gasflamme in der Gondel begann zu fauchen.
    Beelzebub kramte einen Beutel aus dem Rucksack des Pastors, öffnete ihn mit flinken Fingern und förderte ein kleines Samtkissen zutage, auf dem zwei goldene Ringe lagen. Währenddessen musste er ständig mit einer Hintertatze die Gondel festhalten, und ihn überkam ein leises Gähnen, wie es bei Hilfspastoren häufig der Fall ist. Als sich schließlich unter den Hochzeitsgästen mehrere Freiwillige fanden – der russische General und ein paar schwedische Herren aus Åland –, die sich statt seiner um die Gondel kümmerten, konnte die schöne Zeremonie fortgesetzt werden.
    Pastor Huuskonen sprach die Trauformel, der Bär überreichte dem Bräutigam die Ringe, sie wurden zum Zeichen des Bündnisses angesteckt, dann küsste Beelzebub die Braut und schleckte auch den Bräutigam ab. Zum Schluss wurde das Lied Nummer 347 gesungen. Beelzebub faltete die Tatzen und schaukelte seinen Oberkörper andächtig im Takt des Liedes.
    Nun wurde Pastor Huuskonen, diesem als »Komet vom Kälmitunturi« weithin bekannten Kirchenmann, eine gut geschliffene Sichel übergeben, mit der er das Halteseil des Heißluftballons durchschlug wie den Gordischen Kno­ten.
    Der Hochzeitsballon erhob sich leicht wie der flüchtige Gedanke eines fliegenden Gesellen, stieg geräuschlos auf und verschwand bald hinter dem südlichen Horizont. Die Hochzeitsgäste stiegen vom heiligen Opferstein der Lappländer aufs Eis des Inarisees hinunter, wo fünfzig Eisbohrer bereitlagen. Die Leute schickten sich an, Saiblinge zu angeln, sie brachten es auf insgesamt hundert Kilo und verspeisten die Fische später geräuchert draußen auf der schönen Salanuorainsel. Beelzebub servierte.
    Die Sonne ging auf und beleuchtete Lapplands schneebedeckte Fjälls, die gewundenen Flussläufe und die weiten Eisflächen der künstlichen Wasserreservoire. Das Hochzeitspaar überflog die verbrannte Hütte von Porttipahta, dann trieb der Wind die beiden immer weiter südwärts in Richtung Sompio, Keminhaara, Kuusamo und Savo. Unten in der weißen Landschaft trabten Rentierherden umher, gelegentlich war auch ein Elch zu sehen, und auf dem Eis eines jeden Sees hockten schwarze Gestalten, Eisangler, ausgerüstet mit kleinen Angelruten, um damit Fische heraufzuziehen und sie anschließend zu verspeisen.
    Nach halbstündigem Flug ließ das Paar den ersten Champagnerkorken knallen. Die Unglückshäher erschraken, flatterten für einen kurzen Augenblick in die bereiften Wolken, ließen sich aber bald wieder auf dem Rand der Gondel nieder, um sich gegenseitig die
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