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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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gewisse Weise anheimelnd: Die schmalen Korridore waren ausgelegt mit dicken, dunklen Teppichen, und die Metallwände imitierten eine Eichenholzvertäfelung. Die Geräuschisolierung allerdings war ausgezeichnet. Wir stiegen in den siebten Stock empor, wanderten dann den Gang hinunter, bis wir auf das Apartment mit Nummer 415 stießen, und vernahmen dabei keine anderen Laute als die, die wir selbst verursachten.
    „Hier“, sagte der Anführer der Jagdgruppe schließlich, ein schlanker und knorriger Seniorkommandeur von Dorsai, der knapp sechzig Jahre alt sein mochte. Er deutete auf die Tür von 415. „Alle drei.“
    „Ian“, sagte Charley ap Morgan und warf einen kurzen Blick auf seine Armbandeinheit. „In sechs Minuten beginnen die Soldaten damit, in die Stadt einzumarschieren. Sie könnten zu ihnen gehen und ihnen mitteilen, daß wir die Mörder Kensies gefunden haben. Die anderen und ich …“
    „Nein“, widersprach Ian. „Das können wir erst sagen, wenn wir sie mit eigenen Augen gesehen und eindeutig identifiziert haben.“ Er trat an die eine Seite der Tür vor, streckte die Hand aus und betätigte den Melder.
    Nichts geschah. Der einen halben Quadratmeter große Meldeschirm über der Tür blieb grau und leer.
    Ian drückte die Taste erneut.
    Wieder warteten wir, und wieder war die Reaktion gleich Null.
    Ian betätigte die Taste ein drittes Mal und hielt sie diesmal niedergepreßt, so daß im Innern der Apartments nicht nur das Geräusch des Türmelders zu vernehmen war, sondern auch seine Stimme an die Ohren derjenigen drang, die sich dort drinnen aufhielten.
    „Hier spricht Kommandeur Ian Graeme“, sagte er. „Blauvain steht jetzt unter Kriegsrecht. Und Sie sind verhaftet im Zusammenhang mit der Ermordung von Truppenkommandeur Kensie Graeme. Falls es sich als notwendig erweisen sollte, werden wir uns mit Gewalt Zugang zu Ihnen verschaffen. Andererseits jedoch ist es meine Pflicht, darauf zu achten, daß die Reputation von Truppenkommandeur Graeme unbefleckt bleibt von jeder möglichen Kritik angesichts fahrlässiger Schuldzuweisungen in Hinblick auf seinen Tod. Deshalb räume ich Ihnen die Möglichkeit ein, herauszukommen und sich zu stellen.“
    Er ließ die Taste los und schwieg. Eine ganze Zeitlang herrschte Stille. Dann meldete sich eine Stimme aus dem Lautsprechergitter unterhalb des Bildschirms, obwohl der Monitor selbst grau blieb.
    „Fahren Sie zur Hölle, Graeme“, lautete die Antwort. „Wir haben Ihren Bruder umgelegt. Und wenn Sie versuchen, sich durch die Tür zu brennen, dann wird es Ihnen genauso ergehen.“
    „Ich rate Ihnen, sich zu ergeben“, sagte Ian. Seine Stimme klang kühl, ruhig und unpersönlich, so als sei dies eine ganz alltägliche Sache für ihn.
    „Garantieren Sie unsere Sicherheit, wenn wir dem nachkommen?“
    „Nein“, entgegnete Ian. „Ich garantiere Ihnen nur, daß ich dafür sorgen werde, Truppenkommandeur Graemes Reputation nicht von der Art und Weise schädigen zu lassen, in der man Sie behandelt.“
    Es kam keine unmittelbare Antwort aus dem Lautsprecher unterhalb des Bildschirms. Charley, der hinter Ian stand, sah erneut auf die Anzeige seiner Armbandeinheit.
    „Sie wollen Zeit gewinnen“, sagte er. „Aber warum? Was haben sie davon?“
    „Es sind Fanatiker“, entgegnete Pel leise. „Sie sind genauso fanatisch, wie es die Quäkersoldaten waren – mit dem einen Unterschied, daß sie für die Blaue Front eintreten und nicht für irgendeine puritanische Religionsform. Die drei Männer dort drinnen rechnen gar nicht damit, mit dem Leben davonzukommen. Sie versuchen nur, sich so teuer wie möglich zu verkaufen – einen höheren Preis für ihren Tod zu erzielen.“
    Die Armbandeinheit von Charley ap Morgan summte.
    „Die Zeit ist abgelaufen“, sagte er zu Ian. „Die Soldaten des Expeditionskorps marschieren nun in die Vororte von Blauvain ein, um mit der Durchsuchung der einzelnen Häuser zu beginnen.“
    Ian streckte die Hand aus, betätigte den Melder und hielt die Taste fest, als er erneut zu den Männern im Innern des Apartments sprach.
    „Kommen Sie heraus?“
    „Warum sollten wir?“ antwortete die Stimme, die auch zuvor zu hören gewesen war. „Nennen Sie uns einen einleuchtenden Grund dafür.“
    „Wenn Sie möchten, komme ich herein und spreche mit Ihnen“, schlug Ian vor.
    „Nein …“ setzte Pel lautstark an. Ich packte ihn am Arm, und er drehte sich zu mir um und flüsterte: „Tom, reden Sie ihm das aus! Das ist genau das, was
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