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Vom Dämon besessen

Vom Dämon besessen

Titel: Vom Dämon besessen
Autoren: Carter Brown
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Morgans
gesträubtem Schnurrbart hinüber, »und erzählte ihm, daß ich allem Anschein nach
bereit gewesen sei, mit ihm ein Abkommen zu treffen, da ich Angst gehabt hätte,
einen Burschen seines Rufes zu verärgern. Tyler erzählte Naomi, ich hätte mich
bereits aus der Sache herausgeschwindelt, und damit war vielleicht ihre letzte
Hoffnung begraben. Am Abend dieses Tages beschloß sie, ihre alte Freundin und —
daran zweifle ich nicht — ergebene Dienerin zu besuchen, die in dem Haus
wohnte, das ihr offiziell von ihrer eigenen Starpuppe verschlossen worden war. Ich
vermute, daß irgendwann gegen zehn Uhr an diesem Abend Naomi beschloß —
vielleicht war es auch Helga, die das vorschlug? — , zu Toni hinaufzugehen, in der verzweifelten Hoffnung, daß sie durch diesen
überraschenden Besuch möglicherweise die zwischen ihnen stehende Barriere
niederreißen könne.«
    Während
ich noch redete, hatten sich Helgas Schluchzer zu einem ermutigenden Crescendo
gesteigert, und ich drückte mir innerlich den Daumen, daß nun der richtige
Zeitpunkt gekommen sei, wo ich das einzige Druckmittel, das ich gegen sie in
der Hand hatte, anwenden konnte.
    »Helga ?« sagte ich in freundlichem, beiläufigem Ton, »warum hat
sich Mrs. Prostett eigentlich eines Ihrer
Dienstkleider ausgeliehen? Um vorübergehend vorzugeben, sie wäre Sie oder... ?«
    »Es
sollte nur ein Spaß sein — armer Liebling !« Helga
schwankte gequält vor und zurück. »Sie dachte, wenn sie eines meiner
Dienstkleider trüge und damit bei Toni einträte, würde die Kleine es vielleicht
komisch finden, und wenn sie Toni zum Lachen brächte, gäbe ihr, Mrs. Prostett , das möglicherweise eine Chance, mit dem Kind ins
Gespräch zu kommen.«
    Niemand
hat auch nur ein Knacken gehört, dachte ich vergnügt, aber sie war hübsch
sauber zusammengeklappt.
    Alle
drehten sich um und starrten in der plötzlich einsetzenden Stille Naomi an. Sie
hob den Kopf ein wenig höher und ihr großer Mund verzog sich in wildem Trotz.
    »Ich
stand oben an der Treppe — genau da, wo wir jetzt stehen«, sagte sie heiser. »Und
da hörte ich Stimmen auf der Terrasse draußen. Erst wäre ich beinahe die Treppe
wieder hinuntergerannt, aber dann wurde ich neugierig. Ich schlich mich ins
zweite Gästezimmer, um herauszufinden, wer da sprach. Es muß dasselbe Zimmer
gewesen sein, in dem sich Gold versteckt gehalten hatte, denn die Tür zur
Terrasse stand halb offen. Ich drückte mich gegen die angrenzende Wand und
schob mich langsam nach vorn, bis ich hinaussehen konnte .«
    Ihre
kalten blauen Augen hatten einen leeren und irgendwie trostlosen Ausdruck — als
ob ein arktischer Schneesturm durch ihr Inneres getobt und alles zerstört
hätte.
    »Und
da war er«, sagte sie leise, »dieser belanglose, unmanierliche kleine Affe, der
mit Leib und Seele einem solchen Geier wie Davis Vaughan gehörte! Der Mann...«
Sie warf den Kopf zurück und lachte rauh . »Mann!
Dieser aufgeblasene kleine Strolch! Da hüpfte er wie ein Zweijähriger auf der
Terrasse herum, belästigte Toni und regte sie auf, bis sie es schließlich nicht
mehr länger aushielt und in ihr Zimmer zurückging. Das verletzte ihn in seinem
Ego und sein Geltungsbedürfnis brachte ihn im Augenblick um den Verstand — er
mußte haben, was er haben wollte!
    Er
schrie fortgesetzt nach Toni, sie solle kommen und zusehen, wie er auf dem
Geländer banlancierte . Dann hob er den einen Fuß und
balancierte auf einem Bein. Aber selbst das reichte noch nicht; er fing an, ins
Knie zu gehen und seine Arme fuhren wie Windmühlenflügel in der Luft herum,
während er vor und zurück schwankte .« Die heisere
Stimme sank bis zu einem träumerischen Flüstern hinab. »Und ich sah ihm zu !« Sie seufzte leise. »Dann wurde mir plötzlich klar, daß
bei Tonis Karriere von jeher so etwas wie eine Vorsehung im Spiel gewesen war;
und nun bot sie mir die Gelegenheit, all die schrecklichen Probleme, die dieser
kleine Strolch ausgelöst hatte, aus der Welt zu schaffen!
    Sein
Knie war halb gebeugt; er blickte hinab, versuchte Balance zu halten. Ich stieß
die Tür ein wenig weiter auf — und rannte über die Terrasse auf ihn zu. Im
letzten Augenblick hob er plötzlich den Kopf, aber da war ich schon beinahe bei
ihm. Ich sah, wie ihm fast die Augen aus dem Kopf quollen, als ihm klar wurde,
wer in dem Dienstmädchenkleid steckte. Er versuchte, meinen Arm zu packen, aber
ich zog ihn zurück, und dabei riß er den Knopf ab. Dann streckte ich beide Arme
aus und
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