Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Dämon besessen

Vom Dämon besessen

Titel: Vom Dämon besessen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Sie
kennengelernt zu haben, Mr. Holman. Ich werde Sie nun ja wohl eine ganze Weile
öfter sehen, was ?«
    »Vermutlich ja«, sagte ich.
    Er vergrub die Hände tief in
den Hosentaschen, während er ging. Ich widerstand dem plötzlichen heftigen
Wunsch, ihm auf der Türschwelle noch einen Tritt in den Hintern zu versetzen.
    Das geduldig wartende Mädchen
räusperte sich sachte. »Soll ich Miss Prostett jetzt
heraufführen, Miss Astor ?«
    »Ja, klar«, sagte das Mädchen
gereizt. »Und wenn Sie ihr auf der Treppe ein Bein stellen wollen, so daß sie
sich auf dem Heraufweg den Fuß bricht, so kriegen Sie am Monatsende ein nettes,
fettes Extrahonorar .«
    Das Mädchen begann
pflichtschuldigst zu lachen, besann sich dann anders und zog sich schnell auf
den Korridor zurück. Ein unbehagliches Schweigen herrschte im Zimmer, das ein
paar Sekunden später durch ein schwaches glucksendes Geräusch unterbrochen
wurde, als Toni heftig an ihrem Daumen zu lutschen begann.
    »Ich glaube, ich habe mir einen
ungünstigen Abend für einen Besuch herausgesucht«, sagte ich düster. »Ich bitte
um Entschuldigung. Das nächste Mal rufe ich zuerst an und erkundige mich, ob
ich gelegen komme .« Um die Abgedroschenheit gewisser
Redensarten zu ermessen, braucht man sich nur selber zuzuhören, wenn man sie
ausspricht.
    Es gab einen dumpfen
Schmatzlaut, als sie ihren Daumen aus dem Mund zog. »Gehen Sie nicht, Rick!
Wenn Sie hier sind, wird sich meine gräßliche dicke Cousine bald wieder
verdrücken. Aber wenn Sie jetzt gehen, bleibt sie die halbe Nacht da und macht
mich völlig wahnsinnig, so daß ich überhaupt nicht mehr schlafen kann .«
    »Okay.« Ich zuckte die
Schultern. »Wie Sie wollen. Ich werde nat...«
    Ein plötzlich aufkommender
Tornado kam ins Zimmer gefegt, wirbelte an mir vorbei, als existierte ich gar
nicht, und kam, über Toni schwebend, wie eine Wolke vor dem Bett zum
Stillstand.
    »Ich möchte bloß eines wissen —
hat Vaughan sich ihn geangelt oder bist du es gewesen ?« fragte der Tornado mit leiser drohender Stimme. »Denn wenn du’s warst, werde
ich geradewegs zu Ivan gehen und ihm mitteilen, wie ihn sein
Lieblingskassenmagnet hereingelegt hat, und zwar unter seiner eigenen Nase .«
    Nachdem ich mehrfach heftig
geblinzelt hatte, entpuppte sich der Tornado als eine stattliche Blonde vonEnde Zwanzig mit einer phantastischen, hoch aufgetürmten
Frisur, die wie eine Königskrone wirkte. Ihre Ohrringe waren Miniaturdolche aus
Jade und schienen die Funken der Kampflust in ihren graugrünen Augen
widerzuspiegeln. Sie trug ein zimtbraunes Jerseykleid, das sich eng um ihren
Körper schmiegte und dessen Konturen bis zum kleinsten Detail nachzeichnete.
    Es war ein Anblick, der starke
Männer zittern ließ und schwachen Männern den Schaum vor den Mund trieb; ich
preßte meinen Mund fest zusammen für den Fall, daß ich mich in all den Jahren
seit meiner Pubertät überschätzt haben sollte. Diese Konturen waren die
prächtigsten weiblichen Konturen, die ich je gesehen hatte. Der blonde Tornado
war groß und seine Haltung von eleganter Anmut, in stolzem Bewußtsein des
dynamischen Schwungs der vollen reifen Brust und der zu der schmalen Taille
hinabführenden, eng vom Jersey umgebenen Einbuchtung, die ihrerseits wieder in
die schwindelerregende Rundung ihrer Hüften überging. Die Blonde, zu diesem
Schluß kam ich innerlich, wirkte wie etwas, das heutzutage eine Seltenheit zu
werden beginnt — nämlich wie ein komplett weibliches Wesen, das genau das und
nichts anderes sein möchte.
    »Na?« Der plötzliche Laut ihrer
Stimme, deren bedrohlicher Ton einem das Blut gerinnen machte, ließ mich zusammenfahren.
    Toni blickte mit verdrossenem
Ausdruck auf dem Gesicht kurz zu ihr empor, ergriff dann die neben ihr liegende
lebensgroße Babypuppe und nahm sie in die Arme.
    »Kümmere dich nicht um die
eklige alte Lady, Baba«, gurrte sie. »Das ist bloß die alte gräßliche Lisa —
die, über die die Jungens schon dreckige Sachen sagten, als sie ihren ersten
Pullover in der Junior High School trug !«
    »Du kannst die
Enfant-terrible-Tour ruhig aufgeben, Toni«, fuhr sie die Blonde an. »Ich möchte
eine vernünftige Antwort haben. Warst du es oder war es Davis Vaughan ?«
    »Weine nicht, Baba«, gurrte
Toni der Puppe liebevoll ins Ohr. »Mama wird es nicht zulassen, daß dir die
häßliche alte Hexe was tut. Sie kommt bloß hierher, um verrücktes Zeug zu
schwatzen, das niemand versteht. Und wenn sie nicht in
Bälde macht, daß sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher