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Vollmondstrand

Vollmondstrand

Titel: Vollmondstrand
Autoren: Petra M Klikovits
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Burschen habt ihr zur Zeit in eurer WG?«
    »Wir sind voll und ich komme nur daheim zum Malen, aber was soll’s. Wenigstens brauch ich mir um die Miete keine Sorgen zu machen.« Schon war sie in die Pedale getreten, noch würde sie kein Licht brauchen, und weg war sie.
    Rosa war sitzen geblieben und hatte die Enten beobachtet, wie sie ihre Kreise zogen. Als die Sonne sich verabschiedet und den kleinen Blutsaugern das Feld überlassen hatte, war sie langsam nach Hause getrabt. Ein seltsames Gefühl hatte sich in der Magengrube festgekrallt.
    Ging es nur ihr so, dass sie ihren Beruf zuweilen als Einschränkung empfand? Die Gespräche, die sie an einem Tag führte, drehten sich um die tiefschwarzen Seiten des Lebens. Waren all die anderen glückliche Helfer, die mit zuckersüßer Miene stoisch ihre selbstlosen Weisheiten verbreiteten?
    Sie konnte nicht benennen, was genau ablief, aber in ihr formierte sich gerade etwas, das anders aussah. So viel stand fest.
    Im Club war die Stimmung auf dem Höhepunkt und die Gitarrenriffs rissen Rosa aus ihren Gedanken. ›I don’t wanna be anything other than what I've been trying to be lately!‹
    Kaum jemand hielt still bei diesem Lied und es gab keinen freien Platz mehr. Rosa kämpfte sich vor zur Toilette. Dort bot sich ein Szenario wie wohl in jeder Bar rund um den Globus, in der einigermaßen was los war: eine Schlange vor dem Frauenklo, keine Schlange vor dem Männerklo.
    »Mensch, immer dasselbe«, hörte sie eine Stimme hinter sich. Das Kriechtier schien im Minutentakt zu wachsen.
    »Ich wette, dass wir schneller sein können als die Männer, machst du mit?« Eine aufgetakelte Blondine mit lustigen Augen strahlte Rosa an. »Denen zeigen wir’s. Wer verliert, zahlt eine Flasche Prosecco, was ist?«
    »Wir nehmen die Herausforderung an«, antwortete ein spärlich behaarter Mann Anfang 30.
    »Komm, du bist die Nächste! Lass mich nicht hängen. Und los geht’s!«
    Ehe sich’s Rosa versah, befand sie sich mitten im Wettkampf um die Ehre des Schnell-Lullens oder so. Egal, wenn ich was kann, dann flott sein im Bad, dachte sie uneitel und trat durch die ersehnte Tür. Es war auch schon höchste Zeit, wozu also sollte sie trödeln. Händewaschen musste sein. Da werden uns die Männer überholen, dachte sie, als sie die Tür aufriss.
    »Ja, gewooonneeen! Eine Flasche Proseeeeecccccooooo für die Damen!«, kreischte die Blondine mit sich überschlagender Stimme. Der Verlierer wollte gerade um die Ecke ziehen, was ihr nicht entgehen sollte. »Hey, das macht man nicht mit Damen! Wettschulden sind Ehrenschulden.«
    Eine Viertelstunde später standen sie am Tresen, die Blondine hieß Margit und hatte heute ihren ersten kinder- und mannlosen Abend seit der Geburt ihres Winzlings. In ihrem Windschatten, auch mit einem Glas Prosecco bewaffnet, ihre Busenfreundin Elfi, frisch geschieden.
    Der Abend war noch jung, die beiden Damen schon ziemlich angeheitert. Der Jüngling, nervös zwischen ihnen herumblickend, konnte sich nicht entscheiden. Er drehte sich schließlich um und gab Rosa unvermittelt einen Kuss auf den Mund.
    »Geht’s dir noch gut?«, entfuhr es Rosa. Sie war schlagartig wieder munter.
    Die zwei Frauen mit mittlerweile steirischem Akzent starrten sie an, als hätte sie ihnen das beste Stück vom Wühltisch vor der Nase weggeschnappt.
    Rosa holte ihre Tasche. Der Gig war aus, und Marti, wollte der nicht kommen? Beim Gehen hörte sie die Frauen noch zwitschern, von Klorunde und Facebook war die Rede. Schnell raus hier, schoss es Rosa durch den Kopf.
    »Gehst du schon?« Chris hatte sich in die Menge geworfen, um die Aahs und Ohhs der Damenwelt einzusammeln.
    »Ja, ich muss«, antwortete Rosa, ganz der Wahrheit entsprechend. »Schön war’s.«
    Er strich ihr übers Haar: »Na dann … schlaf gut.«
    Dafür, dass ich einen Marti habe, bin ich ganz schön allein hier, dachte Rosa, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Nachdem sie in ihren ungewohnt hohen Absätzen zum Auto gestöckelt war, startete sie den gelben Mini und fuhr die Kurve diesmal betont vorsichtig. Richtig müde war sie noch nicht.

7
    Als sie die Eingangstür öffnete, sah sie den Mann ihrer Wahl am Computer sitzen, völlig in Gedanken versunken. Rosa ließ den Blick wandern.
    Vor drei Jahren hatten sie begonnen, die Villa umzugestalten, und etliche Wände waren dieser Idee zum Opfer gefallen. Das Wohnzimmer in Beigetönen, der Wintergarten und die Kochtheke, beides in Edelstahl, alles lag in ihrem
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