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Vollmondstrand

Vollmondstrand

Titel: Vollmondstrand
Autoren: Petra M Klikovits
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frisch gemacht. Zielsicher steuerte sie auf Marti zu und ließ sich auf dessen Schoß nieder. Da war sie schon lang nicht mehr gesessen.
    »Schön war es gestern, stimmt’s?« Marti küsste sie behutsam.
    Ein zufriedenes »Mmmhh« kam zurück.
    »Weißt du, was heute in der Zeitung steht?« Marti war eben wieder aufgewacht.
    »Nein, was?«, fragte Rosa zurück. Sie band gerade den Gürtel ihres Morgenmantels um die Taille. »Willst du auch ein Glas Wasser?«
    »Ja, bitte, und nimm die Zeitung mit!«, rief Marti ihr hinterher.
    Rosa kam zurück mit zwei Gläsern Mineralwasser, die Zeitung unter den Arm geklemmt. Sie schlüpfte noch mal zurück ins Bett. Ganz gemütlich. Sogar die Lesebrille lag auf ihrem Platz. Sie nahm die Zeitung und schlug sie auf. Ein weißer Zettel fiel heraus. Immer diese Werbung, dachte sie.
    »Was meinst du, ist so interessant? Ich kann es nicht finden!«, fragte sie Marti nach einer Weile und schlug die Zeitung wieder zusammen. Ordentlich, wie sie war, packte sie auch den weißen Werbe­zettel dazu. »Was ist das denn?« Sie hielt plötzlich inne. Seltsame Dinge standen da. Sie begann zu lesen, erst zaghaft, dann immer schneller: »Contract de … ›Can Amistad‹ … Mona Mittermeier … Birgit Schneeweiss … Jana Holeschovsky … Eleonora Tichy … Rosa Talbot … und Marti …? Was soll das denn sein, Marti?« In ihren Augen funkelte es. Sie hielt ihm den Notariatsakt unter die Augen. »Was heißt ›Can Amistad‹?«
    »Es heißt ›Haus der Freundschaft‹, antwortete er, »nur eben auf Spanisch!«

Epilog

    »Ihre Eigentherapie wollen Sie wirklich beenden, Frau Talbot?«
    »Nun ja, zehn Jahre scheinen mir ausreichend für eine ganz normale Kindheit, was meinen Sie?«
    »Schade, dass Sie nicht den Sprung zur Therapeutin unternehmen wollen.«
    Rosa setzte sich gerade auf. Schade für wen, für mich? Ich will ein ganz normales Leben führen, ohne im Alter sagen zu müssen: Ich habe so vielen Menschen helfen können, nur für Freunde, Familie, eigene Träume hatte ich keine Energie mehr.
    »Darf man nach erfolgreicher Eigentherapie sagen: Ich bin jetzt fit und – mache etwas anderes? Oder ist das zu … ehrlich ? Wie viele Menschen helfen berufsmäßig, weil sie nichts anderes gelernt haben, der Kredit für die Praxisausstattung offen ist oder sie keine Energie mehr für einen Wechsel aufbringen können?«
    »Sie haben keine Angst, Tabus anzusprechen, so kenne ich Sie, Frau Talbot. Aber es ist ein Beruf wie jeder andere.«
    »Nur, dass die meisten in meinem Alter anfangen, sich mit Themen zu beschäftigen, die ich nicht mehr hören kann!«
    »Tja …«
    »Oder die Heerschar an Menschen, die helfen müssen, weil eben sie es müssen. Wer hilft da wem?«
    »Ich versteh schon, aber …«
    Die Eibel kam ins Stocken. Es schien, als ringe sie mit sich. Schließlich fuhr sie fort:»Wenn ich ehrlich bin, finden diese Überlegungen auch keinen Raum in der vorgeschriebenen Ausbildung …«
    »Und wenn man diesen Marathon an Aus-, Weiter- und Fortbildungen durchlaufen hat, muss man da nicht sagen › gut war’s, und gut ist es‹ – einfach, um diese Mühen irgendwie rechtfertigen zu können?«
    »Sie spielen auf die Untersuchungen an, den Aufwand und die Bewertung des Erreichten betreffend …?«
    »Genau diese Geschichte mein ich. Wenn es uns viel abverlangt, nicht nur finanziell, auch gefühlsmäßig, und uns Zeit kostet, die wir mit Kindern, Liebhabern oder einem guten Essen verbringen könnten, dann muss es sich ja gelohnt haben, sonst …«
    »Ja …?«
    »Sonst müsste ich sagen: Schade um das, was ich nicht machen konnte, die Chancen, die ich nicht ergriffen habe … Da fehlt es mir, Gott sei es gedankt, am nötigen Masochismus, das noch weiter voranzutreiben … Und, na ja, ich verstehe schon, dass Sie Ihren Berufsstand verteidigen!«
    »Tue ich das in Ihren Augen?« Die Eibel rückte ihre Brille zurecht und hielt für einen Moment inne. »Ich frage mich nur, was werden Sie jetzt tun?«
    »Ich gehe zu Fuß, ich meine … ›Wenn du bemerkst, dass das Pferd, das du reitest, tot ist, steig ab‹.« Rosas Augen blitzten. »Kennen Sie das Sprichwort?«
    »Nein, aber Sie haben es gut formuliert, ich gratuliere Ihnen!« Die Eibel war aufgestanden und streckte Rosa lächelnd die Hand zum Abschied entgegen. Die 50 Minuten waren vorüber.
    Rosa ergriff die Hand und hielt inne. »Ja, eins noch«, die Eibel sah sie mit fragendem Blick an, »bevor ich’s vergesse.« Rosa ließ ihren Gedanken in
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