Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vollmondstrand

Vollmondstrand

Titel: Vollmondstrand
Autoren: Petra M Klikovits
Vom Netzwerk:
laut«, flüsterte Maria.
    »Also, ich empfehle die weiße Cuvée von Meinklang. Aus drei verschiedenen Sorten wurde etwas Unkompliziertes, Fruchtig-Frisches komponiert. Schmeckt nach grünem Apfel und Stachelbeeren!«
    Die Freundin sah sie entgeistert an. Rosa und Maria hätten es wissen müssen, Elli war die Pragmatikerin in der Truppe.
    »Faszinierend, findest du nicht, Elli?« Maria nahm sich ein Herz und lächelte sie herausfordernd an.
    »Das weiß ich erst, wenn ich ihn gekostet habe«, antwortete Elli trocken und völlig unbeeindruckt. »Erzählen kann sie mir viel. Also, her mit dem Weinklang!« Sie nahm einen großzügigen Schluck, roch, schwenkte das Glas, um es daraufhin in einem Zug zu leeren. Nach dreimaligem Schmatzen war sie wieder bereit zu sprechen: »Und wie kommst du auf diese Art der Beratung, Schatzerl?«
    Stille machte sich breit.
    Der Kellner kam an ihren Tisch, wechselte den Aschenbecher und fragte, ob alles in Ordnung sei. Alle drei nickten.
    Plötzlich erinnerte sich Rosa wieder an ihre Aufgabe als Önopsychologin: »Für diese Thematik bräuchten wir etwas Gewichtigeres!« Nach einer schöpferischen Pause, in der sie in Gedanken ihre Weinvorräte sondierte, fuhr sie fort: »Zumindest einen Pannobile.« Sie überlegte. »Einen vom Heinrich kann ich euch anbieten, Jahrgang 99, hab ich zu Hause, für alle Fälle.«
    »Den kostbaren Wein willst du doch nicht aufmachen?«, wandte Elli ein.
    »Wieso nicht?«, antwortete Rosa emotionslos. »Bei der Gelegenheit könntet ihr auch gleich eure Reiseandenken mitnehmen.« Und an Elli gerichtet: »Na, wie war dein Revolutionswein?«
    »Wir werden ja sehen, was mir noch alles Revolutionäres einfällt!«, antwortete diese und ging schon mal vor.

71
    »Pass auf, Elli!« Es kam zu spät, sie stolperte bereits über ein Hindernis, das sie im Dunkel nicht sehen konnte. Danach erst ging das Licht an. »Bei dir stehen ja noch die Koffer in der Tür!«
    »Das ist ihre Spezialität, erleichtert das Fluchtverhalten enorm!«, kommentierte Maria.
    »Wovor fliehst du denn, Rosa?« Elli war verwundert. »Du bist immer so überlegt, eine, die sich meldet, wenn ihr etwas gegen den Strich geht. Und nun erfahre ich so ganz nebenbei, dass du unzufrieden bist!«
    »Weißt du, Elli, bewusst war es mir auch nicht, bis ich im Sommer einen Monat weg war.« Rosa öffnete behutsam die Rotweinflasche. »Ich verwende den Belüftungsausgießer, sonst kriegen wir nicht mehr genug Luft an den Wein.« Sie machte sich daran einzuschenken.
    »Weich nicht aus, Rosa. Komm, erzähl weiter!« Maria war gespannt, wie die Freundin heute ihre Gefühle beschreiben würde. Seit Rosas Zusammenbruch in der Praxis hatten sie nicht mehr viel darüber gesprochen. Lediglich indirekt über die Malerei.
    »Als ich zurückgekommen bin, habe ich einsehen müssen, dass mein altes Leben nicht mehr passt.«
    »Das erzählst du so … Was sind deine Konsequenzen?« Maria ging nun auf Konfrontationskurs. Rosa teilte ungerührt die Gläser aus und begann, den Inhalt behutsam zu schwenken. »Riecht ihr diese konzentrierten Aromen? Vanille, Zeder, dunkle Kirsche – ein Traum!«
    »An was denkst du, wenn du sagst ›mein altes Leben‹? Ist Marti da mit drin?«, wagte sich Maria vor, wurde in ihrer Zielstrebigkeit jedoch von Elli blockiert:
    »Die Schlieren zeigen, dass der Wein einiges an Alkohol hat, stimmt’s, Rosa?« Ellis Aufmerksamkeit für die Önopsychologie war geweckt: »Schwer ist er!«
    Rosa mochte es nicht, ihr Seelenleben vor mehr als einer Person auszubreiten. Sie bemerkte, wie gern sie Ellis Einwurf aufnahm. Und ja, es war schwer! »Exakt, ein Glaserl davon sollte reichen, aber das lasst uns genießen! Nehmt eine Nase vom Waldbeerenduft – und dann – sehr zum Wohle!«
    »Guten Abend, die Damen! Welche Überraschung, ich habe euch im Club vermutet oder in der Weinbar.« Marti schlich im Pyjama die Treppen herunter und flüsterte Rosa zu: »Haben sie euch rausgeschmissen? Oder warum seid ihr sonst hier?«
    »Weil ich hier zu Hause bin! Hast du das vergessen?«, antwortete Rosa laut.
    »Natürlich nicht. Aber sonst seid ihr immer unterwegs, wenn ihr euch trefft.« Marti wurde sich seiner absurden Frage bewusst. »Ich verzieh mich. Wollte dir nur sagen, dass ich mit Günther essen war.«
    »Darüber reden wir morgen.«
    »Es gibt nicht viel zu sagen. Günther hat neues Klientel aufgetan.« Marti beugte sich zu Rosa und wurde leiser: »Er veranlagt das Geld der Damen aus dem Gewerbe, das hat er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher