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Vollmondstrand

Vollmondstrand

Titel: Vollmondstrand
Autoren: Petra M Klikovits
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ehrlich!«
    »Sagt mir nichts auf die Schnelle!«, antwortete Rosa, während sie überlegte.
    »Das Beste, was ihr passieren konnte, glaub ich. Mir hat sie einmal gestanden, dass es ihr unheimlich leidtat, dass sie den Sergej wegen eines Waldorfpädagogen hat sitzen lassen, damals! Ihn hat das schwer getroffen und er ist zurück nach Russland.« Maria kam in Schwung: »Ich freu mich für sie!«
    Wenn ich alles geglaubt hätte, aber dass Anastasia jetzt noch glücklich werden würde vor mir, das nicht!, dachte Rosa, nicht frei von Neid. Na ja, man würde sehen …
    »Geht sie jetzt nach Russland?«, wollte sie plötzlich wissen. Es klang spitz.
    »Rosa, was soll die Frage?« Maria hatte einen strafenden Unterton in ihrer Stimme.
    »Na, nur so!«, entschuldigte sich Rosa. Mist! Unter glücklichen Menschen nicht glücklich zu sein, war härter als erwartet. So wollte sie nie werden, hart und missgünstig! Sie musste sich auf der Stelle kaltes Wasser ins Gesicht klatschen.
    So also entstanden all die griesgrämigen Charaktere, dachte sie, während sie sich abtrocknete. Indem sie sich selbst nicht getrauten, ihren Einsatz am Glücksroulette zu wagen.
    »Ich muss etwas tun! Ich … kann doch auch etwas tun!«, hörte sie sich leise sagen. Aber was?
    Für ein überstürztes Lostraben, ohne zu wissen wohin, war sie definitiv zu alt. Sie wollte nicht schnell dort sein, im Irgendwo. Sie wusste ja schon, wohin die Lebensreise gehen sollte! Sie wusste nur nicht, wie sie es anstellen sollte. ›Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott‹, ein Satz aus ihrer Kindheit kam ihr plötzlich in den Sinn.
    Langsam stieg sie die Stufen hinunter. Auf dem Sofa lag Lina, in die Decke eingehüllt, und schlief.

73
    »Marti, hast du Zeit? Ich muss mit dir reden!« Mit diesen Worten begrüßte Rosa ihren LAP, als er keuchend und verschwitzt in der Tür stand. Es begann schon zu dämmern und Lina war längst nach Hause, oder wo auch immer hin, verschwunden.
    »Darf ich zuvor reinkommen?«, antwortete er und bückte sich, um die Joggingschuhe abzustreifen. »Das ist ja ein Empfang, weißt du was, da geh’ ich gleich wieder!«, sprach’s und machte kehrt.
    Rosa hörte noch die Tür einschnappen und weg war er.
    Einer der wenigen Momente, wo Marti sie wirklich sprachlos machen konnte.
    Und nun?
    Die Katzen wollten noch gefüttert werden, sie schlichen schon zu auffällig um ihre Beine.
    Und dann?
    Zu Hause bleiben wollte Rosa nun nicht mehr. Sie warf ihren roten Mantel um die Schultern und schnappte Tasche, Schlüssel, Handy … und weg war auch sie.
    Draußen nieselte es. Eine Garage war nicht infrage gekommen für den Herrn Architekten, zu spießig! Bald wieder würde er Eis kratzen dürfen, eine echt coole Angelegenheit, dachte Rosa und startete ihr kleines Gefährt. Gegenüber der Neuauflage war das Original wirklich mini! Und die Bodennähe ließ sie manchmal glauben, sie hätte in einer Seifenkiste Platz genommen.
    Aber für eine Frau mit zwei Katzen passend, dachte Rosa, als ihr ein Mini-Van entgegenkam. Sie kannte keine kinderlosen Menschen mit solchen Modellen, das war das Vorrecht der Muttis! In Rosas Auto passten notfalls gerade noch zwei Katzenkörbe, wenn sie zur Tierärztin zum Impfen fuhr. Also war es ausreichend!
    Der Parkplatz vorm Club war noch fast leer um diese Zeit. Rosa wollte trotzdem hineinschauen. Als sie die Tür aufstieß, sah sie zwei Männer an der Bar sitzen, die ihr den Rücken zukehrten. Passt doch perfekt zu meiner Stimmung, dachte sie.
    »Hi, ja, was will ich trinken? Habt ihr den Diabolus auch offen? Nein? Dann nehm ich eine Flasche, ist in Ordnung!« Rosa freute sich auf einen rauchigen Wein mit Mokka-Anklängen und opulenter Frucht. Diabolus, allein der Name passte. Wie konnte Marti einfach wieder weggehen?
    »Was hast du heute noch vor, Rosa?«
    Sie erkannte die Stimme, aber woher nur? Neugierig drehte sie sich um. »Hi, Chris! Ich hab dich gar nicht kommen sehen.«
    »Ich sitze mit meinem Cousin schon seit einer Stunde hier, bei einem Bier.« Und, Chris deutete auf die Weinflasche: »Erwartest du noch jemanden?«
    »Um ehrlich zu sein, nein. Ich wollte diesen Wein und den gibt’s nicht im Glas.«
    Chris ließ sich vorsichtig auf den Hocker neben Rosa nieder. »Dann kann ich mich zu dir setzen?«
    »Klar, magst du einen Schluck?«
    »Hm«, Chris nickte.
    »Und, was probieren wir jetzt?« Chris hielt die leere Flasche in die Luft.
    »Das Diabolische braucht einen Ausgleich, würde ich sagen, vielleicht einen
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