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Vollmondstrand

Vollmondstrand

Titel: Vollmondstrand
Autoren: Petra M Klikovits
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Ressourcen!«
    Rosa antwortete mit betont gleichgültiger Stimme: »Ich hab zu meinem Neffen gesagt: Studier ja nicht Psychologie. Werd gefälligst Förster oder Tankwart, und dann Psychotherapeut.«
    Angelika lachte laut auf. In zwei Stunden würden sie wieder bei ihrer Arbeit sitzen.

10
    »Servus, Lina, wie geht’s dir, mein Kind?«
    Das blonde Mädchen, dem Rosas Schwester vor 15 Jahren das Leben geschenkt hatte, drehte sich um.
    »Hi, Rosa. Tja, die Mama nervt manchmal, aber sonst passt’s.«
    Klein war sie für ihr Alter. Die Bezeichnung ›klein, aber oho‹ traf auf sie zu. Ein Wirbelwind mit großen, dunklen Mandelaugen und einem sinnlichen Mund, die langen Haare platinblond gefärbt.
    »Gehst du mit mir essen, hast du Zeit?« Rosa wollte sie nicht wieder ziehen lassen.
    »Ja, eine Stunde geht. Nachher muss ich jemanden abholen«, antwortete Lina selbstbewusst. Ihr Gegenüber schaute verschwörerisch.
    »Nein, nicht was du glaubst. Oder, ja, doch, aber du sagst nichts weiter, alles klar?«
    Rosa musste lachen. Lina, so ein Prachtmädel hätte sie sich auch gewünscht! Dieses Kind hätte sie ihrer zart besaiteten Schwester gar nicht zugetraut. Clara war immer so ätherisch gewesen, fast blutleer. Helle Haare, helle Haut und auch sonst war ihre Wirkung schlicht ›blass‹ gewesen. Lina dagegen stand voll im Leben und mitten im Geschehen, sagte klar und deutlich, was sie wollte, und erst recht, wenn sie etwas nicht wollte.
    »Wie heißt er?« Rosa kannte ihre Nichte lang genug, um zu wissen, wann sie nachfragen musste.
    Derweilen wiegelte diese noch ab: »Später, lass uns zuerst was essen gehen!«
    Sie steuerten in Richtung Chinese, wie zumeist. Nachdem das Essen aufgetischt worden war, wurde Lina gesprächig.
    »Weißt du, wir haben das gar nicht vorgehabt. Du weißt ja, ich will keine Beziehung, die mich einengt. Ich will meine Freiheit genießen, meine Freundinnen treffen und all das … Da kann ich keinen Buben brauchen, der mir Vorschriften macht. Meine Jugend kann ich nur einmal im Leben erleben, nämlich jetzt«, sprach die 15-Jährige, während sie Huhn Asia auf die Stäbchen türmte.
    »Und, was tut sich bei dir?«, fragte sie höflich zurück.
    »Nicht so viel. Also los, erzähl du«, erwiderte Rosa.
    »Okay, okay. Wir haben uns im Rhetorikkurs kennengelernt. Er ist zwei Jahre älter und nicht so gut in Rhetorik wie ich.« Sie lachte. »Aber er ist sehr gescheit. Er will einmal Politikwissenschaften studieren und Sinologie.«
    »Und?«
    »Nix und, mit Mama kann ich darüber nicht reden. Die würde mich lediglich zum Frauenarzt schleppen, aber darum geht’s gar nicht.«
    »Sondern?« Rosa blieb knapp in ihrer Wortwahl, um Linas Redefluss nicht zu stören. Wenn junge Leute reden wollten, dann sollte man ihnen gefälligst zuhören.
    »Wir lieben uns. Ich kenn ihn schon so gut und wir haben beschlossen, okay, wir probieren es miteinander. Wenn es nicht klappt, bleiben wir trotzdem Freunde. Er ist wie ein Teil von mir, verstehst du?« Sie hielt inne. »Ich könnte ihm nie wehtun.«
    »Das klingt nach was Ernstem …« Rosa war erstaunt.
    »Mhhm.« Linas Blick senkte sich. »Deshalb versteht es ja keiner. Die Lulu und die Nena haben entweder so Kindergartenbeziehungen – ›Hey, willst mit mir gehen?‹ – oder sie probieren heute den aus und morgen einen andern. Bei uns ist das anders.«
    »Seh ich auch so. Wenn du Lust hast, bring ihn mal mit!« Rosa fühlte sich angenehm gesättigt von ihren Acht Schätzen und dem Gespräch mit Lina.
    »Fein. Ich ruf dich an.«
    Schon war sie draußen und ließ Rosa mit gebackenen Bananen und einem Gefühl von Stolz zurück. Worauf eigentlich?, fragte sie sich. Darauf, dass es Lina gibt, dass sie so ist, wie sie ist, dass es solche Jugendliche überhaupt gibt? Und, nach einer kurzen Nachdenkpause: Darauf, dass ich sie ein wenig begleiten darf.

11
    »Gehst du heute zu den nackten Frauen?« Der Unterton, den Marti hören ließ, weckte Rosa aus ihren Tagträumen. Sie war gerade dabei, den Geschirrspüler einzuräumen, als sie die Anzüglichkeit in Martis Stimme bemerkte.
    »Was meinst du?«, fragte sie betont ahnungslos.
    »Na, saunieren, heute ist Donnerstag.«
    Marti hielt kurz inne. »Weil, ich geh heute mit meinem Sax aus. Die Burschen haben mich eingeladen zur Probe.«
    »Ja, gut. Dann passt’s ja wohl«, hörte sich Rosa sagen. Hatte sie sich verhört mit dem Timbre?
    Marti kam auf sie zu und nahm sie in die Arme. »Hey, ich brauch dich so. Ich weiß, ich hab
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