Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss
Autoren: Patricia Schroeder
Vom Netzwerk:
sie wollte.
     
    original message from: r. v.
    to: [email protected]
    subject: anfang
     
    vielen dank für deine Unterstützung, vater. ich habe inzwischen einen platz gefunden, von dem aus ich sie gut im blick habe, jetzt brauche ich infos, wann und wo, du weißt schon ...
    r. v.
     
     
    original message
    from: antonin
    to: r. v. ([email protected])
    subject: re: anfang
    sehr gut, die infos kommen, nur geduld, ich nehme an, du wirst
    nicht verhungern.
    Antonin
     
     
    original message
    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject: re: anfang
     
    zur not besorge ich mir meine nahrung eben für eine weile auf die herkömmliche art und weise.
    r. v.
     
     
    original message
    from: Antonin
    to: r v. ([email protected])
    subject: re: anfang
     
    hauptsache, du denkst stets daran, dass es nur einen gibt, der die prophezeiung erfüllen kann.
     
     
    original message
    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject: re: anfang
     
    warum betonst du das immer wieder so, vater? verschweigst du mir etwas? zum beispiel über jolin. es ist mir ein rätsel, warum du ausgerechnet sie ausgesucht hast, obwohl sie zugegebenermaßen ihren reiz hat...
    r. v.
     
     
    original message
    from: Antonin
    to: r. v. ([email protected])
    subject: re: anfang
     
    es stimmt, mein sohn, du weißt noch längst nicht alles, und das ist im moment auch besser so. zu gegebener zeit werde ich dir schon noch erzählen, was du wissen musst, das wichtigste ist, dass du nicht zweifelst und tust, was ich dir sage.

 
2
    Die Stadt liegt im Nebel, von einem feinen Dunst aus diffusem Licht durchzogen. Das Haus, dem Harros Duft entströmt, steht alleine am Ende einer Sackgasse. Es ist nicht groß, hat vielleicht drei Zimmer, eine Küche und einen kleinen Garten, in dem wilde Blumen und ein wenig Gemüse wachsen.
    Ramalia hastet den Hügel hinunter. Nach kurzem Zögern biegt sie in die schmale Straße ein und läuft tief geduckt an den Vorgärten vorbei. Die Tür steht schon offen.
    Er weiß, dass sie kommt, wahrscheinlich hat er sie längst erwartet. Sie schaut sich noch einmal um und huscht hinein.
     
    Mittags hatte sich der Nebel verzogen. Inzwischen drückten schwere, grauweiße Wolken auf die Stadt. Noch immer ging kein Wind. Jolin hatte den Schal fest um ihren Hals gezurrt und die Hände tief in den Taschen ihres hellbraunen Steppmantels vergraben. Mit leicht gesenktem Kopf und schnellen Schritten lief sie zur U-Bahn-Station. Sie dachte an Rouben und daran, dass er Klarisse nicht an sich herangelassen hatte. Nicht zwischen den Unterrichtsstunden und auch nicht in den Pausen. Seine Antworten auf ihre Fragen waren einsilbig, fast schon harsch und ungeduldig gewesen. Er wollte nichts von ihr. Das war eindeutig, und es erfüllte Jolin mit einer gewissen Genugtuung.
    Anders als am Morgen musste sie jetzt auf die Bahn warten. Es war kurz vor halb vier. Die Anzeigentafel kündigte den nächsten Zug in drei Minuten an. Jolin wanderte vor dem Schaukasten mit den Fahrplänen auf und ab.
    »Hey, Jol!«
    Die Stimme gehörte Anna. Sie war die Einzige, die Jolin so nannte. Jol. Kurz und ergreifend. Jolin drehte sich um und blickte ihr entgegen.
    »Warum hast du nicht auf mich gewartet?«, rief Anna. Sie rannte, dann verlangsamte sie ihr Tempo und lief leise keuchend auf Jolin zu.
    »Warum hätte ich?«
    Anna lachte. »Na, du bist gut.«
    »Wir sind schon ewig nicht mehr zusammen nach Hause gefahren«, sagte Jolin. Sie wollte das Spiel nicht mit-spielen, sie war für Klarheit.
    »Na und?«, sagte Anna. Sie stellte sich neben Jolin und stupste sie mit der Schulter an, so wie sie das früher schon immer getan hatte. Ihre Wangen waren von der Kälte gerötet, und ihre nussbraunen Augen leuchteten. »Jetzt hab dich doch nicht gleich so.«
    Jolin schwieg. Sie zog ihren Kopf tiefer in den Schal und versuchte sich auf die Nachrichtenwand zu konzentrieren. Unruhen im Gazastreifen. Reise der Bundeskanzlerin nach China. Ein toter Hund im Stadtpark.
    Dann kam die Bahn. Anna ließ Jolin den Vortritt und zog sie dann hastig auf eine freie Zweierbank zu. »Alles okay mit dir?«
    »Alles wie immer«, sagte Jolin.
    Anna nickte. Sie starrte ins Leere und atmete geräuschvoll ein und sehr langsam wieder aus. »Wie ist er denn so?«
    »Wer?«
    »Na, wer schon?«
    »Meinst du Rouben?«, fragte Jolin.
    Anna lachte. Es klang schrecklich aufgesetzt, fast schon nervös. »Er sieht toll aus. Aber er scheint nicht gerade besonders kommunikativ zu sein, oder?«
    »Er redet keinen Schwachsinn«, erwiderte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher