Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Volle Kanne

Volle Kanne

Titel: Volle Kanne
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
fällt keine Methode ein, es dir schonender beizubringen, also sage ich es dir einfach geradeheraus. Carl Lee Stanton ist geflohen.«
    Maggies Lächeln verschwand von ihrem Gesicht. Verblüfft und ungläubig starrte sie Jamie an. »Wie?«, fragte sie.
    »Er klagte über Schmerzen in der Brust und wurde deshalb mit einem Rettungswagen in die Notaufnahme einer Klinik in der Nähe des Staatsgefängnisses in Texas gebracht. Anscheinend wiesen seine Symptome auf einen Herzinfarkt hin. Gefängnisse sind für solche Notfälle wohl nicht ausgerüstet?«, erkundigte sie sich.
    »Zumindest nicht, wenn eine Katheterisierung, eine Computertomographie oder eine Kernspintomographie nötig ist«, murmelte Maggie.
    »Er wurde in Hand- und Fußfesseln von Wärtern zum Hintereingang hinausgebracht, als zwei Männer in einem roten Jeep Cherokee vorfuhren und das Feuer eröffneten. Einer der Männer war als Clown verkleidet. Er zog Carl Lee in den Jeep, und sie brausten davon.«
    Maggie schluckte. »Kam dabei jemand ums Leben?«
    »Zwei der Wärter befinden sich noch in kritischem Zustand. Ein Zeuge ist der Meinung, dass der Clown verletzt wurde, ist sich aber nicht sicher. Die Umstehenden sprangen hinter Autos und Büsche.« Jamie hielt inne. »Es wird vermutet, dass Carl Lee sich auf dem Weg nach Beaumont befindet, um die Beute zu holen«, schloss sie dann.
    Maggie versuchte, das alles zu verarbeiten. Natürlich würde er sich das Geld holen wollen. Die Polizei hatte die 250000 Dollar nie gefunden, die Carl Lee aus dem Geldtransporter gestohlen hatte. Der Fahrer war allein gewesen und hatte gegen die Regeln verstoßen, als er aus dem Wagen gestiegen war, um sich eine Zigarettenpause zu gönnen. Darauf hatte Carl Lee nur gewartet.
    »Du und Mel braucht Schutz«, stellte Jamie fest.
    Mit einem Mal begriff Maggie die Ungeheuerlichkeit der Sache. Ihr Gesicht wurde taub, und die Luft kam ihr plötzlich so dünn vor, als befände sie sich in einem abgeriegelten Raum, in dem es kaum Sauerstoff gab. »Als ob es die Polizei interessieren würde, wie es Carl Lee Stantons ehemaliger Freundin geht«, meinte sie.
    »Hey, warte mal – immerhin warst du auch ein Opfer.«
    Maggie durchfuhr ein Gedanke, bei dem es ihr kalt den Rücken hinunterlief. »Mel«, flüsterte sie. »Ich muss verhindern, dass ihr etwas geschieht.«
    »Carl Lee ist erst seit einigen Stunden auf der Flucht«, erklärte Jamie. »Seine Kumpel und er werden noch eine Weile brauchen, um von Texas nach South Carolina zu gelangen.«
    »Und wenn es ihm irgendwie gelungen ist, einen Flug zu buchen? Wenn er sich eine Verkleidung und einen falschen Ausweis zugelegt hat? Oder wenn er …«
    »Möglich ist alles«, schnitt Jamie ihr das Wort ab. »Ich halte es jedoch für höchst unwahrscheinlich, dass Carl Lee Stanton ein solches Risiko eingeht. Die Polizei wird als Erstes hier nach ihm suchen. Meine Güte, er ist ein Polizistenmörder! Es war reiner Zufall, dass der Fahrer des Geldtransporters überlebt hat – Carl Lee hatte es ohne Zweifel darauf abgesehen, ihn umzulegen!« Jamie holte tief Luft. »Während wir uns unterhalten, strahlt wahrscheinlich jeder Nachrichtensender bereits sein Bild im Fernsehen aus. Und außerdem werden ihn seine Kumpel nicht aus den Augen lassen. Sie wollen für ihre Bemühungen sicher anständig bezahlt werden, und man muss kein Genie sein, um zu erraten, wie Carl Lee zu Geld kommen will.«
    Das ergab Sinn, wie Maggie fand. Sie sah Jamie in die Augen. »Es wird alles herauskommen.«
    »Nicht alles. Wir haben uns schließlich gut abgesichert.«
    Maggie war dankbar, dass ihre Eltern nicht hier waren und die Neuigkeiten nicht zu Ohren bekommen würden zumindest nicht sofort. Sie waren zwei Tage zuvor zu der Reise aufgebrochen, von der Maggies Mutter, eine pensionierte Erdkundelehrerin, schon immer geträumt hatte. Sie wollte sich eine echte ägyptische Pyramide anschauen und die Königsgräber besichtigen, von denen sie so viel gelesen und in Dokumentarfilmen gesehen hatte. Maggies Vater hatte sie zu ihrem 35. Hochzeitstag mit einer zweiwöchigen Pauschalreise überrascht.
    »Jeder hier in der Stadt weiß, dass ich mit ihm gegangen bin. Es erstaunt mich, dass Mel davon noch nicht Wind bekommen hat.« Maggie seufzte. »Ich hätte ihr schon längst die Wahrheit sagen sollen.«
    »Das haben wir doch alles besprochen, weißt du noch? Wir waren uns einig, dass wir damit warten sollten, bis sie älter und reifer ist. Wenn du jetzt den Zeitpunkt für gekommen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher