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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt
Autoren: John Baker
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Verwirrung an und begriff schnell, daß sie an dem Apparat im Flur sein mußte. «Klingt wie eine ernste Behinderung», sagte sie.
    Sam lachte. «Scheiße», sagte er. «Mir war ja schon klar, daß der Typ ein Freak ist. Aber vier Eier. Das muß so was wie ein Rekord sein.»
    «Das ist nicht seine einzige Behinderung», fuhr Jennie fort. «Er hat alle möglichen Probleme. Er wäre nie mehr aus dem Gefängnis entlassen worden. Er ist nahezu hundertprozentig psychopathisch. Er zeigt keinerlei Reue für eines der von ihm begangenen Verbrechen. Laut den von mir konsultierten Medizinern zeigte er keinerlei Fortschritte während der Zeit, die er im Gefängnis war. Manches deutete sogar darauf hin, daß sich sein Zustand noch weiter verschlechtern könnte. Daß er noch paranoider, noch gewalttätiger würde.»
    «Bist du diesem Mann wirklich schon mal persönlich begegnet?» fragte Celias Stimme.
    «Ja», sagte Jennie. «Er gehörte zu einer Gruppe, die wir beobachtet haben. Ich erinnere mich an ihn vor allem wegen der Art und Weise, wie er mich ansah. Die meisten männlichen Strafgefangenen, also, Insassen von Hochsicherheitsgefängnissen, wenn die Frauen ansehen, dann beobachten sie einen aus dem Augenwinkel heraus. Es gelingt ihnen meistens, es heimlich und verstohlen zu tun. Dezent, mit einem gewissen Maß an Subtilität. Nicht so Norman Bunce. Er starrte einen immer offen und unverblümt an. Er fing an, vor einem zu sabbern. Er heftete seine Blicke auf die Brüste und leckte sich die Lippen, dann folgten seine Augen einer Linie über den Körper, bis man eine Gänsehaut bekam. Brrr.» Sam stellte sich vor, wie sie den Kopf schüttelte. «Wenn man mit ihm in einem Raum war, dauerte es keine halbe Minute, und man hatte das Gefühl, vergewaltigt worden zu sein.»
    «Dem willst du bestimmt nicht mehr über den Weg laufen, was?» fragte Sam.
    Jennie schwieg. Er spürte, wie sie den Kopf langsam von einer Seite auf die andere schüttelte. «Ich will, daß du ihm auch nicht begegnest», sagte sie. «Oder Geordie oder sonst einer von euch. Er ist einer der gefährlichsten Menschen, denen ich je begegnet bin.» Sam hörte das Klappern ihrer PC-Tastatur. «Hier ist noch etwas», sagte sie. «Wir haben die Motivation zur Verhaltensänderung gemessen. Gewalttätige Häftlinge geben alle möglichen Antworten, wenn man sie fragt, warum das Verbrechen ihrer Meinung nach die Antwort auf ihre Probleme darstellt. Sie brüsten sich gern damit oder sie glauben, die Mädchen würden sie dann mehr beachten. Es kann der Nervenkitzel sein, auf den sie abfahren, oder das Verbrechen vermittelt ihnen auf unterschiedliche Weise ein gutes Gefühl. Aber weißt du, was Norman Bunce sagte, als wir ihm diese Frage stellten? Er sagte, er stehe wegen der Lacher auf Verbrechen, auf gewalttätige Verbrechen. Und wenn ich gewalttätige Verbrechen sage, bedeutet das in seinem Fall, Menschen und Tiere gleichermaßen zu foltern und zu töten. Ein Ehepaar und deren Hund tötete er, nur weil der Hund ihn angebellt hatte. Er fand das komisch. , sagte er.»
    Sam konnte einfach die Haarsträhne nicht vergessen, die ihr Auge verdeckte. Einen Moment lang sah er sie wieder und seufzte innerlich. Er hörte zu, was sie sagte, aber ein großer Teil von ihm wünschte sich, sie wären immer noch im Bett. Er wollte sie wieder atmen. Oder einfach dasitzen und ihre Nacktheit genießen. Die Realität der vergangenen Nacht wurde durch die Realität der Gewalttätigkeit von Norman Bunce aus seinem Kopf verdrängt. Sam wehrte sich dagegen, aber er merkte, daß die vergangene Nacht den kürzeren ziehen würde. Norman Bunce repräsentierte eine Art von Realität, die man nur unter Lebensgefahr ignorieren konnte.
    «Und da ist noch etwas », sagte Jennie. «Das, was er unter seinem privaten Raum versteht, ist auch total daneben.»
    «Privater Raum?» Wieder Celias Stimme. «Was meinst du damit?»
    «Den meisten Menschen darf man sich relativ weit nähern», sagte Jennie. «Die meisten normalen Menschen lassen andere bis auf etwa dreißig, ja sogar zwanzig Zentimeter an sich heran. Erst wenn man noch näher herangeht, beginnen sie sich unwohl zu fühlen, zum Beispiel weil man sie berühren könnte.»
    «Ich kann das überhaupt nicht ausstehen», sagte Celia. «Wenn Leute so dicht neben einem stehen, daß man sie praktisch spüren kann.»
    «Tja, Norman Bunce beginnt sich bereits ab einem Abstand von gut einem Meter unwohl
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