Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt
Autoren: John Baker
Vom Netzwerk:
Hals. Er fand, er könnte diesmal eigentlich ein paar Aufnahmen schießen. Wischwusch mit diesem ersten, überraschten Ausdruck auf dem Gesicht, dann ein paar Schnappschüsse, wie sie sich auszog. Vielleicht mußte sie ein bißchen für ihn posieren, so wie in Pornomagazinen. Wie sie schmollte und an sich rummachte. Er hatte noch nicht herausgefunden, wie viele Aufnahmen noch auf dem Film waren. Aber er würde so viele wie möglich machen und einfach hoffen, das noch genug da waren, um sie auch dann noch knipsen zu können, wenn sie wirklich Angst hatte.
    Mit Janet war er jetzt fertig. Sie wußte jetzt, daß er Orchid aus dem Haus gebracht hatte, und selbst wenn er es bestritt, würde sie es ahnen. Das war schon verdammt schade, bedeutete es doch, daß er Venus, die letzte Katze, nicht mehr in die Finger bekam. Jedenfalls nicht mehr leicht; er würde nachts am unteren Ende des Gartens mit einem Sack in der Hand herumschleichen und warten müssen.
    Janet taugte sowieso nichts. Keine Titten. Sie war keine echte Frau, nicht wie Tina. Norman hatte ihr eigentlich einen Gefallen getan, als er ihr die Chance gab, mal einen echten Mann im Bett zu haben. Wahrscheinlich die einzige Chance, die sie je bekam. Außerdem war sie eine beschissene Köchin, konnte einfach nichts in Ruhe und vor sich hin köcheln lassen, wie’s sein sollte. Mußte dauernd im Topf rühren. Wog alles und jedes genau ab. Echte Köche machten so was nicht. Die wußten es besser. Kochen war instinktiv, genau wie Norman. Falls Norman mal mit dem Kochen anfing - und manche Männer machten so was tatsächlich -, würde er am Ende wahrscheinlich weltberühmt, so was wie der Chefkoch im nobelsten Hotel der Welt. Später konnte man ihn dann im Fernsehen bewundern, mit einer dieser hohen weißen Mützen auf dem Kopf, wie er mit den Fingerspitzen Soßen kostete. Machte eine sabbernde Schwärmnummer für die Zuschauer.
    Aber Janet, Jesus, die würde er nicht mal für den Abwasch beschäftigen. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie in diesem großen Hotel aufkreuzte, wo er der Chefkoch war. «He, Janet», würde er sagen. «Verpiß dich. Ich würde dir ja gerne helfen, Babe, aber du wärst nur ’ne Scheißbelastung. Ich hab einen guten Namen, an den ich denken muß.»
    Der springende Punkt bei Norman war nämlich, und das war die wichtigste Sache an Norman überhaupt, und noch dazu eine, die die meisten Menschen nicht bemerkten: er war ein echtes Multitalent. Er war ein Workaholic, das war die schlichte Wahrheit und bedeutete, er lungerte nicht unnötig lange rum und grübelte darüber nach, was als nächstes zu tun war. Er machte einfach, was immer in diesem Augenblick gerade gemacht werden mußte. Und praktisch alles, was gerade getan werden mußte, konnte er auch tun, sobald er drüber nachdachte. Egal was. Das konnte bewaffneter Raubüberfall sein, wovor verdammt viele Leute zurückschrecken würden. Manche Leute könnten so was einfach nicht tun. Bei einem bewaffneten Raubüberfall stößt man recht häufig auf Probleme, man muß improvisieren können, mit allem fertig werden, egal, was kommt. Durchaus möglich, daß man auch jemanden umlegen mußte. Einen alten Knaben, sagen wir mal, oder so ein altes Muttchen, das unbedingt ihre Nase reinstecken muß. Tja, so was machen die. Und dann muß man sie ausschalten. Es hat keinen Sinn, sie halbtot rumliegen zu lassen, damit sie einen anschließend identifizieren können. Bevor du papp sagen kannst, starrt dich dein eigenes Bild an, sobald du mal die Glotze anmachst. Bullen drehen sich nach dir um.
    Das wäre eine Sache, die man vielleicht tun muß. Eine andere Sache, die man vielleicht tun muß, ist jungen Leuten beizubringen, wie sie dem Leben ins Auge blicken können. Auch das konnte Norman; im Knast hatte er genau das oft genug getan. Sein ganzes Leben lang hielt er sich schon für einen guten Lehrer. Nicht daß er irgendeine besondere Ausbildung gehabt hätte. Tatsächlich hatte er, so richtig offiziell, überhaupt keine Ausbildung. Was aber noch lange nicht hieß, daß er es nicht konnte. Es bedeutete lediglich, daß er keinen Papierfetzen besaß, auf dem stand, daß er es konnte.
    Wenn man die menschliche Natur studierte, mußte man schon flexibel sein.
    Geld, mit Autos fahren, schreiben, mit all dem hatte er keine Probleme. Also gut, das Schreiben fiel ihm nicht gerade leicht. Aber er konnte besser reden als die meisten, was einige Schwächen beim Schreiben wettmachte. Lesen? Irgendwer hatte ihn mal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher