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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt
Autoren: John Baker
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Analphabet genannt, nur weil er keine Bücher las. Aber dieser Typ, der ihn Analphabet genannt hatte - was die Unfähigkeit bedeutet, die eigene Sprache zu lesen und zu schreiben, Norman hatte das im Gefängniswörterbuch nachgeschlagen -, also der Typ, der ihn Analphabet genannt hatte, der hatte drei Tage später einen kleinen Unfall in der Küche. Der Scheißkerl stach sich doch - Tatsache -ein Küchenmesser durch die Hand! Er war unvorsichtig gewesen. Das sah doch sofort jeder.
    So. Wischwusch. Gefängnispsychologin.
    Norman war mit Janet fertig, aber das bedeutete gleichzeitg, daß er auch mit York fertig war. Er würde nach Manchester gehen. Erheblich größere Stadt. Jede Menge Gelegenheiten. Und Tina war auch dort. Vielleicht konnte er sie den Niggertypen abkaufen. Wenn er genug Geld bot, würden die sie schon verkaufen. Warum nicht? Norman der Befreier. In dem Mädchen steckte noch einiges. Egal, wieviel er für sie bezahlen mußte, sie würde es ihm doppelt und dreifach wieder reinholen.
    Da war immer noch die Sache mit Schneewittchen. Aber Norman konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal an sie gedacht hatte. Er bedauerte aufrichtig, diesem Privatdetektiv das Geld gegeben zu haben. Schneewittchen war Vergangenheit. Solange sie abgetaucht blieb, konnte Norman vergeben und vergessen. Als er noch im Knast gesessen hatte, war ihm die Rache verlockend und süß vorgekommen. Aber jetzt kam sie ihm gar nicht mehr so süß vor. Klar, falls er ihr mal zufällig begegnen sollte, würde er ihr schon das Leben schwermachen. Wer nicht? Nach allem, was sie ihm angetan hatte. Aber solange sie nicht verfügbar war, würde er wegen ihr keine schlaflosen Nächte verbringen.
    Also blieb in diesem Kaff nur noch eins zu tun. In York. Eine Sache.
    Wischwusch.
    Und jetzt war der Augenblick gekommen, es zu tun. Er nahm seine Plastiktüte mit der Wäscheleine. Kontrollierte sein Schulterhalfter, ob die Kanone auch bereit war. Dann überquerte er mit entschlossenen Schritten den Lord Mayor’s Walk. Er legte eine Hand auf die Klinke, stellte fest, daß die Tür offen war, und ging hinein.
    Eine Stimme, mußte wohl die alte Dame sein, denn Wischwuschs Stimme war’s nicht, rief ihm zu.
    «Hallo. Marie? Bist du das?»
    Norman sagte keinen Ton. Befingerte die Wäscheleine und stand mucksmäuschenstill da. Wartete darauf, daß das alte Muttchen zu ihm kam.
     

Kapitel 37
     
    Geordie stieg mit Janet am Monkgate auf die Stadtmauer, und von da an balancierten sie über die Zinnen. Geordie sah Norman, als sie noch hundert Meter entfernt waren, aber Janet sah ihn erst, als sie fast auf einer Höhe mit ihm angelangt waren. Genau in dem Augenblick, als sie die Stelle direkt über ihm erreichten, stand Norman auf und ging fort von ihnen über die Straße.
    «Wo will er hin?» fragte Janet.
    «Das ist Celias Haus», sagte Geordie. «Celia ist unsere Sekretärin. Außerdem ist sie eine Freundin von mir. Und eine Lehrerin. Sie bringt mir Englisch bei.»
    «Und was will er da?»
    «Keine Ahnung», sagte Geordie. Er lief bereits wieder auf der Mauer zurück. «Komm», sagte er. «Ich will nicht dran denken, was er mit Celia macht.»
    Janet folgte ihm. Geordie rannte die schmalen steinernen Stufen hinunter und weiter über den Lord Mayor’s Walk zu Celias Haus. Als er dort ankam, sah er, daß ihnen Marie und Sam aus der anderen Richtung entgegenkamen.
    «Irgendeine Spur von ihm?» fragte Sam und warf dabei einen schrägen Seitenblick auf Geordies Shorts. Dann sah er zu Janet hinüber.
    Marie lächelte Geordie an. «Wer ist das?» fragte sie. «Ich glaube nicht, daß wir uns schon kennen.»
    «Ich bin Janet», sagte Janet. Sie ergriff die kleine fette Hand, die Marie ihr anbot.
    «Marie», sagte Marie immer noch lächelnd. Sie ist fett, dachte Janet, aber das Fett paßte ihr wie ein maßgeschneidertes Kostüm. Von hundert übergewichtigen Menschen, Männern wie Frauen, gab es nur einen oder zwei, die das von sich behaupten konnten. Fett, das paßt.
    «Der Typ ist eben erst rein», sagte Geordie. «Norman, der Typ, der...» Er hatte sagen wollen, «Der Typ, der Gus umgelegt hat», konnte den Satz aber nicht zu Ende bringen, solange Marie dabei war. Er schaute zum Haus hinüber. Es sah aus wie immer. Es war unmöglich zu sagen, was im Augenblick dort drinnen passierte. War Norman gerade dabei, Celia und Jennie umzubringen? Man sah das Haus an, und man konnte absolut nichts erkennen. Es sah aus, als sei niemand zu Hause.
    «Was sollen wir
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