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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden
Autoren: Johann Gustav Buesching
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abgerichteten Vögel, Habichte, Sperber u. dgl., deren sich die Völker des Mittelalters zur Jagd bedienten, ja mit in die Schlacht genommen wurden, um, wie hier, die Luft zu verfinstern und den Feinden ein Schrecken einzuflößen, indem diese Raubvögel, dürstend nach ihrem Blute, über ihnen schwebten. Nicht minder erinnert die Bitte des Stiers, ihm ein Grabmahl zu geben, daß auch längere Zeit sein Andenken fortpflanzte, an Slavische Sitten, Todte auf erhabenen Hügeln in Urnen beizusetzen, und hat überdies einen entfernten Anstrich Ossianischer Heldenkraft. Das Ganze hat ächte Züge des Mittelalters. Merkwürdig erscheint noch die Opferung der Eselin, ihre Verzehrung und die dadurch im Heere erhöhte Mannskraft. War diese Art Opferung häufiger und vielleicht auch in Schlesien gebräuchlich? Hierüber wünschte ich sehr, näher belehrt zu sein, um vielleicht einige, hier nur hingeworfene, Andeutungen zur Gewißheit zu bringen.
    Die meisten Völker machen sich eine Freude daraus, ihren Nachbaren einen Spitznamen anzuhängen. So hatten in früheren Zeiten die Schlesier den Namen: Eselsfresser. Es ist darüber ein eigenes Büchlein geschrieben, welches ich einmal in Händen gehabt habe, jetzt aber nicht gleich finden kann. Darin wird die Mähre erzählt, es wären einmal mehrere Schlesier auf die Jagd gegangen und hätten einen Esel für einen Hasen geschossen und verzehrt. Wie aber, wenn dieser Name weit tiefer läge? Wenn die Böhmen und Schlesier, in der heidnischen Vorzeit, die Gewohnheit, vor dem Kampf eine Eselin zu schlachten und zu verzehren, gemeinsam gehabt hätten, und spätere Zeit der verschwundenen geschichtlichen Kunde das obige Mährchen von der Jagd untergeschoben hätte? Es scheint mir dies wohl eine Berücksichtigung zu verdienen, und ich werde mich über jede Belehrung deshalb erfreuen. Man sehe auch darüber den Breslau'schen Erzähler 1800. S. 518. 19., wo drei Deutungen stehen.
     
    21. Der ungetreue Vormund. Es kann auffallend erscheinen, daß ich diese Geschichte, die ein ganz historisches Ansehen hat und den Sagen und Mährchen keinesweges anheim fallen könnte, hier mit hineingezogen habe. Noch geringfügiger erscheint vielleicht der Grund, der mich dazu bewegte und der alleinig im Schlusse liegt. During soll sich eine Todesart wählen, und nimmt die des Stranges an einem Baume, der ihm beliebt. Lange sucht er, ehe er einen ihm anständigen Baum findet. Diese List kommt mannichfach in unsern Altdeutschen komischen Romanen vor, am ausgeführtesten in dem Morolf, der sich dadurch sogar sein Leben rettet, da er gar keinen Baum finden kann. (S. die Deutschen Gedichte des Mittelalters nach von der Hagen und mir. Thl. I. Salomon und Morolf. V. 1588 bis 1573. Berlin 1809.) Der Italiänische Morolf (siehe die Einleitung zu dem eben genannten Gedichte S. XIX., wo die Stelle im Auszuge erwähnt wird), der dort Bertoldo heißt, hat denselben Spaß, der hier aus der Narrenwelt in die historische Welt tritt. Auch in von der Hagens Narrenbuch (Halle 1811.) findet man Seite 166-67 diese Geschichte von Morolf. Hagek erzählt uns übrigens diese Geschichte Bl. 63 a.b. Bl. 64 a.b. und sie ist bloß aus dem angegebenen Grunde von mir aufgenommen worden. – Johann Klipta schreibt in seiner Chronik, daß die Erle, woran sich During erhing, an dem Orte gestanden sei, wo jetzo, unter dem Wischerad, St. Adalbert Kirche ist. Hagek Bl. 64. b. –
     
    22. Der Heilige im Walde. Diese Geschichte, so Hagek Bl. 78. b. bis Bl. 79. b. erzählt, möchte mit vollem Rechte zu der Legende gezählt werden können, indem sie in die ersten Zeiten des in Böhmen eingeführten Christenthums fällt. Der Name Iwan, Slavischer Name für Johann, erinnert merkwürdig an den noch in Rußland gebräuchlichen Namen, an den Spanischen Namen Juan und an den in den Altdeutschen Gedichten, bei dem Roman der Tafelrunde, so oft auftretenden Namen Iwain, der gewiß nichts anders, als Johann sagen will. Das heutige englische John erinnert mehr an Juan und Johann selbst. – Mit dieser Legende treten mehrere Erzählungen religiösen Inhalts, von wunderbarer Gründung der Klöster u. dgl. ein, die alle mit Recht einer völligen Uebergehung würdig scheinen. Die wichtigste und nächste ist die Heiligsprechung des Wenzeslaus, die gleichfalls übergangen wird, nur eine Sage, die darauf Bezug hat und jetzt folgt, scheint zum Erzählen wichtig, so wie eine andere Legende, die auf die Thaten der Wlasta sich bezieht und bald folgt. Der erste Theil
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