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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)
Autoren: Robert E. Howard
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geflossen waren, längst nicht mehr existierte. Ich blieb stehen und leuchtete mit der Taschenlampe. Ich befand mich in einem großen Gang, der nicht sehr hoch, aber ziemlich breit war. Weitere, schmalere Tunnel zweigten von ihm ab, und ich bestaunte das Netzwerk aus Gängen, das sich offensichtlich unter den Hügeln erstreckte.
    Ich kann die trostlose, finstere Atmosphäre dieser dunklen, niedrigen Korridore tief unter der Erde nicht beschreiben. Über allem lag die überwältigende Aura unsagbar alter Zeiten. Weshalb hatte das Kleine Volk diese mysteriösen Grüfte aus dem Stein gehauen, und was waren das für finstere Zeiten gewesen? Waren diese Höhlen ihre letzte Zuflucht gewesen, als die Menschenflut über sie hereinbrach, oder waren sie seit Anbeginn der Zeit ihre Festung? Verwirrt schüttelte ich den Kopf; ich hatte die Bestialität der Kinder der Finsternis gesehen, und dennoch hatten sie Tunnel und Hallen gebaut, die selbst für moderne Ingenieure eine Herausforderung gewesen wären. Auch wenn sie vielleicht nur ein Werk der Natur vollendet hatten, war es dennoch eine erstaunliche Leistung für ein zwergenhaftes Urvolk.
    Dann wurde mir bewusst, dass ich schon mehr Zeit in diesen düsteren Tunneln verbracht hatte, als ich sollte, und ich begann sofort, nach der Treppe zu suchen, über die Conan nach oben gestiegen war. Schließlich fand ich sie, stieg hinauf und atmete erleichtert tief ein, als der Schacht endlich in leuchtendes Tageslicht getaucht wurde.
    Ich trat ins Freie auf den Felsvorsprung hinaus, der in all den Jahren so weit abgetragen worden war, dass er nur noch eine winzige Ausbuchtung an der Klippenwand bildete. Dann sah ich den mächtigen Strom, der einst wie ein eingesperrtes Ungeheuer donnernd zwischen den glatten Wänden des schmalen Canyons getobt hatte und im Laufe vieler Erdzeitalter so sehr geschrumpft war, dass außer einem winzigen Bach, der tief unter mir zwischen den Steinen scheinbar lautlos zum Meer plätscherte, nichts übrig geblieben war.
    Nun, die Oberfläche der Erde verwandelt sich ständig, Flüsse schwellen an oder versickern, Berge werden höher oder stürzen ein, Seen trocknen aus, die Kontinente verschieben sich. Unter der Erde aber überdauert das Werk vergessener, geheimnisvoller Hände ungestört alle Zeit. Das Werk vielleicht, doch was ist mit den Händen, die es schufen? Haben auch sie sich all die Jahre unter den Hügeln versteckt gehalten?
    Wie lange ich dort stand, in düstere Überlegungen versunken, weiß ich nicht mehr, doch als mein Blick auf den verwitterten Felsvorsprung gegenüber fiel, der ebenfalls schon zum Teil zerbröckelt war, wich ich schnell in die Öffnung hinter mir zurück. Zwei Gestalten erschienen auf dem Vorsprung und ich erkannte erschrocken, dass es Richard Brent und Eleanor Bland waren.
    Nun erinnerte ich mich wieder, weshalb ich zu dieser Höhle gekommen war. Meine Hand tastete instinktiv nach dem Revolver in meiner Manteltasche. Sie hatten mich nicht gesehen. Ich konnte sie jedoch sehen, und ich konnte deutlich hören, was sie sagten, da nun kein reißender Strom mehr zwischen den Klippen toste.
    »Mein Gott, Eleanor«, sagte Brent, »ich bin so froh, dass du dich entschlossen hast, mit mir zu kommen. Wer hätte gedacht, dass an den alten Geschichten über versteckte Tunnel, die mit der Höhle verbunden sind, tatsächlich etwas Wahres ist? Ich frage mich, wie der Teil dieser Wand wohl eingestürzt ist. Ich dachte, ich hätte ein Krachen gehört, als wir die äußere Höhle betraten. Glaubst du, dass vor uns in der Kammer womöglich ein Landstreicher war, der die Wand zum Einsturz gebracht hat?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Ich erinnere mich – oh, ich weiß auch nicht. Mir ist beinahe, als wäre ich schon einmal hier gewesen, oder als hätte ich davon geträumt. Ich kann mich ganz dunkel daran erinnern, wie in einem weit entfernten Albtraum, dass ich endlos durch diese dunklen Korridore gerannt und gerannt und gerannt bin, und dass ich von widerlichen Kreaturen verfolgt wurde …«
    »War ich auch dabei?«, fragte Brent scherzend.
    »Ja, und John auch. Aber du warst nicht Richard Brent und John war nicht John O’Brien. Und nein, ich war auch nicht Eleanor Bland. Oh, es ist alles so düster und so weit entfernt, ich kann es nicht beschreiben. Es ist verschwommen und verschleiert und schrecklich.«
    »Ich verstehe dich, ein wenig zumindest«, entgegnete er überraschenderweise. »Seit wir an der Stelle mit der
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