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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)
Autoren: Robert E. Howard
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donnernden Flusses konnte ich ihre Stimmen nicht hören, aber ich sah sie lächeln, und dann traten sie gemeinsam an den Rand des Felsvorsprungs. Hinter ihnen quoll aus der Felsspalte die verabscheuungswürdige Meute hervor, wie stinkende Reptilien, die sich aus der Dunkelheit ins Licht schlängeln, und dann standen die Kreaturen der Nacht blinzelnd im grellen Sonnenlicht.
    Meine Hilflosigkeit quälte mich, und ich hielt den Schwertgriff so fest umklammert, dass Blut unter meinen Fingernägeln hervortropfte. Wieso war die Meute nicht mir gefolgt anstatt meinen Gefährten?
    Die Höhlenwesen hielten einen Moment inne, als die beiden Briten sich zu ihnen umdrehten. Mit einem Lachen warf Vertorix seine Axt weit hinab in den rauschenden Fluss, drehte sich zu Tamera um und ergriff sie in einer letzten Umarmung. Gemeinsam sprangen sie. Sie hielten einander noch immer in den Armen, als sie in die Tiefe stürzten, ins wild schäumende Wasser fielen, das ihnen entgegenzuspringen schien, und schließlich verschwanden. Der reißende Fluss donnerte weiter wie ein blindes, gefühlloses Ungeheuer, das zwischen den Klippen tobt, von denen sein eigenes Echo widerhallt.
    Für einen Moment stand ich wie angewurzelt, dann drehte ich mich geistesabwesend um, ergriff den Rand der Felsen über mir, zog mich mit letzter Kraft hinauf und über die Kante. Als ich oben auf den Klippen stand, drang aus der Tiefe das Donnern des Flusses zu mir wie in einem verblassenden Traum.
    Ich richtete mich auf und hielt mir verwirrt den dröhnenden Schädel, an dem getrocknetes Blut klebte. Hastig blickte ich mich um. Ich war die Klippen hinaufgeklettert – nein, beim Donner des Crom, ich befand mich noch immer in der Höhle! Ich griff nach meinem Schwert –
    Die Nebel lichteten sich langsam. Ich sah mich benommen um, um das Gefühl für Raum und Zeit wiederzuerlangen. Ich stand am Fuß der Treppe, die ich hinabgestürzt war. Ich, der ich Conan der Plünderer gewesen war, war John O’Brien. War dieses groteske Intermezzo nur ein Traum gewesen? Konnte sich ein gewöhnlicher Traum so lebensecht anfühlen? Selbst in Träumen wissen wir oftmals, dass wir träumen, aber Conan der Plünderer war sich keines anderen Daseins bewusst. Mehr noch, er erinnerte sich an sein vergangenes Leben wie ein Mensch aus Fleisch und Blut, aber im wachen Verstand von John O’Brien verschwand diese Erinnerung in Staub und Nebel. Das Abenteuer von Conan in der Höhle der Kinder der Nacht war jedoch klar und deutlich in John O’Briens Erinnerung eingebrannt.
    Ich blickte zu der Stelle am anderen Ende der Kammer, an der Vertorix dem Mädchen durch die Tunnelöffnung gefolgt war – doch dort war nur die nackte, glatte Höhlenwand. Ich durchquerte die Kammer, schaltete meine Taschenlampe ein – die wie durch ein Wunder bei meinem Sturz nicht beschädigt worden war – und tastete die Wand ab.
    Ha! Ich zuckte zurück, als habe man mir einen elektrischen Schlag versetzt. Genau an der Stelle, an der die Öffnung hätte sein müssen, ertasteten meine Finger eine Veränderung, einen Bereich, der rauer war als die restliche Wand. Ich war überzeugt davon, dass es sich um eine ziemlich neue Bearbeitung handelte – der Tunnel war zugemauert worden.
    Ich warf mich mit aller Kraft gegen die umgewandelte Stelle in der Wand und es schien, als würde sie nachgeben. Ich machte einen Schritt zurück, holte tief Luft und stürzte mich noch einmal mit der vollen Wucht meiner Muskelkraft auf sie. Die brüchige, vermoderte Wand fiel mit einem ohrenbetäubenden Krachen zusammen und ich wurde in einer Lawine aus Steinen und einstürzendem Gemäuer hindurchgeschleudert.
    Als ich mich aufgerüttelt hatte, entfuhr mir ein spitzer Schrei. Ich befand mich in einem Tunnel, und dieses Mal war die Ähnlichkeit nicht zu verkennen. Hier hatte sich Vertorix dem Volk der Finsternis zum ersten Mal in den Weg gestellt, als sie Tamera mit sich fortschleppten, und an der Stelle, an der ich nun stand, war der Boden mit Blut getränkt gewesen.
    Wie in Trance schritt ich den Korridor entlang. Bald würde ich den Eingang zu meiner Linken erreichen – und da war sie, die eigenartig geschnitzte Türöffnung, an der ich die unsichtbare Kreatur erschlagen hatte, die sich im Dunkeln neben mir aufgebäumt hatte. Mir lief ein Schauer über den Rücken. War es möglich, dass die letzten Überlebenden der widerwärtigen Biester noch immer in diesen abgelegenen Höhlen hausten?
    Ich trat durch den Eingang. Im Schein meiner
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