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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt
Autoren: Ally Kennen
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Dienstkleidung. Ich kann ja verstehen, dass er Bullen und Politessen nicht ausstehen kann, aber er hat auch was gegen Ärzte, Krankenschwestern, Postboten und Verkäufer mit Kitteln, sogar gegen Kinder in Schuluniform.
    |16| »Es ist dunkel!«, widerspreche ich. »Man kann hier nicht richtig sehen. Du hast mir den Finger abgehackt, Devil!«
    »Ich nehm dich hinten aufs Rad und fahr dich nach Hause, Heulsuse.«
    Mir geht’s inzwischen echt dreckig, darum gehe ich mit. Ich bin ihm total ausgeliefert. Eigentlich ist Devil mein bester Freund. Aber er ist ziemlich schräg drauf. Er kann jähzornig sein und schlägt auch schon mal zu. Er geht schnell an die Decke, und wenn er stinkig ist, lässt er es an Schwächeren aus, egal an wem.
    Darum mach ich immer einen auf knallhart, wenn wir zusammen sind.
     
    Ein paar Stunden später. Ich habe dick Klopapier um meinen Finger gewickelt und anscheinend hört es endlich auf zu bluten. Im Badezimmerschränkchen habe ich Ibuprofen entdeckt und ein paar von den Dingern eingeworfen. Die Schmerzen sind jetzt grade so zu ertragen, wenn ich den Finger in Ruhe lasse. Einerseits würde ich am liebsten die Treppe runterrennen und ihn Oma zeigen, damit sie den Notarzt ruft, andererseits sträubt sich irgendwas in mir total dagegen. Ich will nicht, dass jemand was mitkriegt.
    Bei solchen Sachen rastet meine Mum immer voll aus. Sie hat Probleme. Schon immer gehabt. Aber momentan geht’s ihr eigentlich ganz gut, deswegen will ich sie nicht aufregen. Außerdem kann ich’s ehrlich gesagt selber kaum glauben. Mein Finger ist ab! Und wie ich Oma |17| kenne, kriegt sie per Buschfunk raus, wer’s war, und dann marschiert sie rüber und haut Devil links und rechts eine runter. Ich will aber nicht, dass Oma zu Devil rübermarschiert – nicht wegen Devil, obwohl der echt gefährlich werden kann, wenn ihm einer komisch kommt, sondern wegen seinem Dad.
    Hab ich schon von Juby erzählt?
    Devils und Lexis Dad ist knapp eins achtzig, so groß wie ich, aber damit hat sich die Ähnlichkeit auch schon. Er ist nicht aus Fleisch und Blut, er ist eine Maschine. Er sieht aus wie ein Schrank und hat keinen Hals. Auf die Faust hat er sich HASS tätowieren lassen. Er ist launisch, und nach dem, was Devil so erzählt, kann er ausgesprochen fies werden. Er ist oft weg, und Devil und Lexi sind meistens allein. Ich glaube nicht, dass ihnen das was ausmacht. Juby liefert Autos aus, aber Devil hat mir erzählt, das ist bloß Tarnung, in Wirklichkeit gehört er zu einer Bande, die in die Villen von reichen Leuten einsteigt. Mit anderen Worten, er ist nicht ganz sauber, aber auch kein großer Gangster. Ich gehe Devil nicht besuchen, wenn ich weiß, dass Juby da ist. Mein Dad und er kennen sich angeblich schon, seit sie klein waren, aber mein Dad hat sich in unserer Siedlung gründlich unbeliebt gemacht. Wenn ich jemanden neu kennenlerne und derjenige erfährt, dass mein Dad Nappy Parsons ist, reagieren die Leute irgendwie mitleidig und angewidert zugleich. Es ist immer dasselbe. Mein Dad ist ein mieser Suffkopp und würde seine eigene Großmutter verkaufen. Niemand hier weint ihm eine Träne nach. Aber egal, es ging ja um Juby. Vorletztes |18| Jahr haben Devil, ich und Connor an der Bushaltestelle rumgelungert und Blödsinn gemacht. Ich und Devil fanden es lustig, Connor kopfüber vom Wartehäuschen baumeln zu lassen. Connor war nicht grade begeistert, aber wir haben einfach nur Quatsch gemacht. Da ist Juby plötzlich aufgetaucht und voll ausgerastet.
    »Ihr haltet euch wohl für die Obermacker hier, hä?« Er hat Devil eine geklebt und mich so grob weggeschubst, dass ich ausgerutscht bin und mich auf den Hintern gesetzt habe. Dann hat er ein Messer rausgeholt, hat Connor losgeschnitten (und dabei unsere drei Schulschlipse zerschnippelt) und ihn runtergeholt. Seit damals gehe ich Juby lieber aus dem Weg, und ich will auf gar keinen Fall, dass meine Oma rübergeht und rumkrakeelt.
    Ich muss was essen, darum gehe ich runter. Als ich vom Bett aufstehe, bin ich wacklig auf den Beinen wie ein alter Opa. Der Arm tut mir weh, weil ich die Hand in einem komischen Winkel halten muss, damit ich mit dem Finger nirgends anstoße, und meine Schulter ist total verspannt. Unten an der Treppe lege ich eine kurze Verschnaufpause ein. Mir ist schwindlig. Kommt das von dem Finger oder bin ich von den Tabletten ein bisschen high?
    Blöderweise sind beide in der Küche, Mum und Oma.
    Ich stecke die verletzte Hand in die weite Tasche von
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