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Viviane Élisabeth Fauville

Viviane Élisabeth Fauville

Titel: Viviane Élisabeth Fauville
Autoren: Julia Deck
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Weise umhüllen. Sie verscheuchen dieses Bild. Sie ersetzen es durch alles, was er Ihnen schuldig ist, die Messer in Ihrer Tasche, Ihre verschleppte Tochter, Ihre entschwundene Mutter. Sie nähern sich dem Gitter, aber natürlich sieht er Sie nicht. Mit vom Schnee gedämpften Schritten eilen Sie still und unsichtbar auf den Ausgang in der Rue des Arènes zu, und als Sie auf dem Gehsteig angekommen sind, biegt er bereits in die Rue Monge ein. Es ist zu spät, um ihn diskret zu rufen, ihn zu dem Metroeingang zu führen, der in die Ringmauer gegraben ist und den niemand je benutzt, weil man dort an die hundert Stufen hinaufsteigen muss, während der Haupteingang auf der Place Monge über eine Rolltreppe verfügt.
    Julien geht mit großen Schritten vorwärts, aber Sie passen mühelos Ihren Schritt dem des Ausreißers an. Keine besonderen Vorkommnisse bis zu der Place Saint-Médard, wo Sie darauf achten, zurückzubleiben und dicht am Kirchgarten entlangzugehen, während er in ein paar Metern Entfernung mit dem Eingeben des Codes beschäftigt ist. Eilig tritt er in das Haus Ihrer Mutter ein – das achtundzwanzig Jahre lang auch Ihres war, ja, so lange haben Sie dort gelebt, aber niemand verlangte von Ihnen zu bleiben: Sie fühlten sich wohl dort.
    Auf dem Platz befindet sich eine Brasserie, aus deren erstem Stock man einen ausgezeichneten Blick auf die Umgebung hat. Sie wählen einen Tisch am Fenster und bestellen einen Grog, ohne die Augen von der Tür abzuwenden, in der Julien verschwunden ist und aus der er einige Minuten später wieder auftaucht, von der Gegensprechanlage aus seinem Schwung gebracht. Er klimpert auf seinem Mobiltelefon herum, und als Reaktion darauf beginnt Ihres in der Manteltasche zu vibrieren. Sie nehmen das Gespräch nicht an, hören die Nachrichten nicht ab. Das Ding vibriert weiter auf dem Tisch und Juliens Name erscheint auf dem Display und ruft und ruft ins Leere.
    Dann umrundet er den Platz und tritt in eine Buchhandlung ein. Ihr Mann spaziert zwischen den Tischen mit den Neuerscheinungen herum, nimmt Bücher in die Hand, die er sogleich wieder hinlegt, er studiert die auf den Regalen aneinandergereihten Buchrücken, wahrscheinlich ohne sich einen Titel einzuprägen, geht schließlich wieder hinaus, um sein Telefon zu benutzen, und Sie heben immer noch nicht ab, Sie bestellen einen weiteren Grog.
    Er kehrt wieder in die Buchhandlung zurück. Diesmal begibt er sich nach hinten, wählt im Regal der Bildbände einen aus und blättert ihn systematisch von vorne bis hinten durch. Als er das Buch angesehen hat und wieder aus dem Laden tritt, wird es schon dunkel auf dem Platz. Julien tätigt einen letzten Anruf, aber diesmal vibriert Ihr Apparat nicht, und jene andere Person, die er anruft, scheint weniger Schwierigkeiten zu machen – Sie sehen deutlich die Bewegung seiner Lippen, zunächst überstürzt und im Laufe des Gesprächs abflauend –, bis er nun, da er Sie endgültig abgeschrieben hat, den Platz in die Gegenrichtung verlässt.
    Hat es mit dem süßlichen Ausdruck im Gesicht Ihres Mannes zu tun oder mit den wiederholten Grog-Bestellungen, da Ihnen die Zeit lang wurde, jedenfalls ist Ihr Gang nicht mehr so sicher wie zuvor. Sie nehmen die Beschattung wieder auf, sind im Begriff, ihn zu sich zu rufen, um ihn zu jenem diskreten Metroeingang zu führen, der Ihnen vorhin in Ihrem Schaukelstuhl vorschwebte als ein Ort, der Ihrem Verbrechen die angemessene Kulisse böte. Doch Julien geht unvorhergesehen und ohne zu zögern über die Rue des Arènes hinaus. Er führt Sie in eine andere Ihnen wohlbekannte Gegend, in die Rue des Carmes mit dem dazugehörigen Kommissar. Ihr Mann geht ungefähr fünfzehn Meter vor Ihnen, er lässt den Blumenladen hinter sich, den Eisenwarenhändler, den Weinhändler, die Bäckerei, an der Sie nun Ihrerseits vorübergehen, ohne den Namen zu hören, den hinter Ihnen jemand ausspricht.
    Sie erkennen auch Gabrielles Stimme nicht, die Frau des Arztes, die, nach einer kleinen Bestandsaufnahme in der Rue du Pot-de-Fer, sich wieder auf den Weg macht in die Rue du Roi-de-Sicile. Da Sie sich weigern, diesen Namen zu hören, der Sie verfolgt, können Sie nicht ahnen, dass Gabrielle Ihnen auf den Fersen ist und durch den Schnee hüpfend ihr Telefon aus der Tasche angelt und sich unverzüglich mit dem Inspektor Philippot in Verbindung setzt und
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