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Viviane Élisabeth Fauville

Viviane Élisabeth Fauville

Titel: Viviane Élisabeth Fauville
Autoren: Julia Deck
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anschließend mit Angèle, mit der die Polizei sie kürzlich bekannt gemacht hat. Letztlich haben sie sich nicht schlecht verstanden – sie teilen gewisse Erfahrungen und Blickpunkte auf den Verstorbenen.
    Gabrielle überprüft also bestimmte Aspekte des Problems und nimmt dann ihre Verfolgungsjagd wieder auf, ein paar Schritte hinter Ihnen, die Sie Ihren Mann in den kopfsteingepflasterten Gässchen verfolgen, wo die Touristen Souvenirs von Notre-Dame kaufen und wo er schließlich abrupt stehenbleibt, als sei er unentschlossen. Aus Angst, er könnte Sie bemerken, verschwinden Sie im Eingang eines Kinos und sehen Gabrielle nicht, die im selben Eingang steht, wohin sie sich einen Augenblick zuvor geflüchtet hat. Nein, Sie sehen nichts von dem, was Sie umgibt, Sie sind zu beschäftigt mit der Silhouette, die Sie aus der Ferne belauern, und die bald loseilen wird, durch die Menge hindurch.
    Sie rennen hinterher, die Witwe auf Ihren Fersen. Letztere trifft immer weniger Vorsichtsmaßnahmen: An ihrem Telefon hängend, gibt sie jetzt die geographischen Koordinaten weiter, bei jeder Abweichung neu. Schließlich tritt Julien in ein Juweliergeschäft und kommt mit einem hübschen Päckchen wieder heraus. Sie möchten es ihm gerne aus den Händen reißen, zwingen sich aber einzuatmen, auszuatmen. Die Luft gelangt unter Schmerzen in Ihre Lunge, die zusammengepresst ist von der Verfolgungsjagd und von jener leichten Übelkeit, die Sie seit vorhin nicht mehr losgeworden sind. Dennoch folgen Sie ihm bis zur Seine, und bald überqueren Sie den Pont Saint-Michel.
    Der zur Île de la Cité führt, zur Polizeipräfektur, zum Palais de Justice. Zu der Conciergerie und ihren mit düsteren Erinnerungen beladenen Türmen, ihren kalten Kerkern, unerbittlichen Schiedssprüchen, funkelnden Guillotinen. Die Mauern lasten mit all ihrem frostigen Gestein auf Ihren gebeugten Schultern. Sie gehen weiter durch den Schnee, aber Ihre Schritte werden von selbst langsamer, und Sie denken, dass, wenn Julien sich in diesem Augenblick umdrehen würde, das schwarze Wasser unter der Brücke der einzige Ausweg wäre. Vielleicht ist es dieses Bild, das Ihr Übelkeitsgefühl neu belebt, als Sie sich der Insel nähern. Oder der Hunger. Sie denken an Ihre letzte Mahlzeit. Sie geht auf den Vortag zurück, und dann: zwei Konserven mit Sardinen, direkt aus der Büchse gegessen, das zählt nicht wirklich. Nicht gut, der Alkohol, ohne etwas im Bauch zu haben, da braucht man nicht Ihre Mutter zu sein, um Ihnen das zu sagen.
    Dann verlangsamt Julien ebenfalls den Schritt, hält Ausschau nach etwas oder jemandem. Tatsächlich scheint es so, als würde sich an der Ecke der Präfektur eine weibliche Gestalt abzeichnen. Ihr Mann zögert, und als er sicher ist, dass dies tatsächlich die Person ist, zu der er seit vorhin eilt, beschleunigt er wieder den Gang und hält auf die Frau zu, die sich jetzt von der Mauer ablöst und auf ihn zugeht, und zufällig ist es Héloïse. Ihr Magen dreht sich um.
    Und nun wird hinter Ihnen erneut jener Name ausgesprochen. Sie stellen sich taub, aber er kommt wieder durch die Luft, dreimal, zehnmal, zwanzigmal, mit immer heftigerem Staunen in der Stimme, als müsse dieser Name endlos wiederholt werden, um sicherzugehen, dass Sie es wirklich sind, dort am Ende der Brücke, Sie, Élisabeth.
    Verschleiert von dem Schnee, der sich an Ihre Wimpern hängt, haben Ihre Lider Mühe, sich zu heben. Sie erkennen sofort Angèle zu Ihrer Rechten. In Panik machen Sie kehrt und diesmal ist es Gabrielle, auf die Sie stoßen, und auf den Inspektor in Begleitung seines Assistenten, die mit großen Schritten auf Sie zugehen, während Héloïse und Julien endlich Ihre Anwesenheit bemerken, und letzterer sagt Viviane, Viviane, was machst du denn hier?
    Man müsste reagieren, sich wehren, aber es geschieht etwas viel Dringlicheres. Vergeblich versuchen Sie, sich zu konzentrieren, so tief wie möglich einzuatmen, die Luft gelangt nicht mehr in Ihre Lunge. Sie strömt nur dumm zurück und weigert sich, eingeatmet zu werden. Es ärgert Sie, dass die Mechanik plötzlich klemmt. Sie wenden Ihre ganze Energie auf, um den Sauerstoff zu zwingen, den Weg Ihrer Luftröhre einzuschlagen, aber er weigert sich standhaft, und Sie erinnern sich nicht, je etwas Unangenehmeres erlebt zu haben. Sie flehen mit den Augen Ihren Mann an, aber Sie
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