Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
sah ich Elias an.
»Das hat deine Familie für dich machen lassen. Wessen Idee das war, wirst du sofort wissen, wenn du es dir ansiehst.«
Ich rutschte herüber und zog vorsichtig das dunkelblaue Tuch herunter. Auf dem Bild war ein Pferd zu sehen, auf dessen Rücken ein Hund stand. Eine braune Katze und ein Falke vollendeten das Bild. Darunter stand in einer vertrauten Schrift: Die Kölner Stadtmusikanten. Es war Davids Handschrift und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch seine Idee. Ich schnappte mir ohne genau hinzusehen ein Kissen vom Sofa und ließ mich darauf zurückfallen. Fest drückte ich das flauschige Teil an meinen Oberkörper. Elias schlang einen Arm um mich und drückte meinen Kopf sanft gegen seine Schulter. Dass auch er weinte, sah ich an den Tropfen, die ungehindert hinunter auf seinen Ärmel kullerten. Ich schob das Kissen beiseite und krabbelte auf seinen Schoss. Ich musste ihn einfach küssen, auch wenn ich verweint war. Seine liebevollen, weichen Lippen trösteten mich, ließen mich zur Ruhe kommen. Dann, als ich das Gefühl hatte, wieder Herr über meinen Körper zu sein, hob ich meinen Kopf und sah ihn an. Lächelnd griff er zur Seite und hielt mir das Kissen hin. Erst jetzt bemerkte ich, dass es von Hello Kitty war und die Form eines Katzenkopfes hatte. Ich musste zuerst glucksen und dann lachen. Erstaunt davon, wie viel Liebe zum Detail er hier in diesen Raum gesteckt hatte, sah ich ihn an.
»Danke!«, war das einzige Wort, welches ich herausbringen konnte. Es war schön zu wissen, dass ich einen Ort ganz für mich alleine hatte. Etwas, wo ich ungestört träumen und später auch in Erinnerungen an meine Lieben schwelgen konnte.
»Und wo du schmollen kannst, wenn du mal wütend auf mich bist«, fügte Elias grinsend hinzu. Ich lächelte ihn an und er atmete tief durch. »Mach aus dem Zimmer, was immer du möchtest. Ich habe, wie du gesehen hast, schon einmal deine Bücher hereingestellt. Dank des Fensters ist dies wohl für Menschenaugen der beste Ort zum Lesen.«
Im Moment wollte ich alles so lassen, wie es war. Denn so war es perfekt. Vielleicht würde in den nächsten Jahren noch das ein oder andere Bild hinzukommen, mehr aber auch nicht.
»Komm, Kätzchen. Ich will dir noch Calimeros und unser Schlafzimmer zeigen.« Elias stand mit mir im Arm auf. Vorsichtig stellte er mich auf die Füße und schlang stützend einen Arm um meine Hüfte. Wackelig auf den Beinen ließ ich mich wieder ins Wohnzimmer führen. Erst jetzt fiel mir auf, dass das wunderschöne Hochzeitsbild, welches Ana für mich gemalt hatte, über einer mit Blumen und Kerzen dekorierten Kommode hing. Die Miriam auf diesem Bild war nicht nur glücklich. Nein, sie war auch selbstbewusst und stolz. Mit diesem Mann an ihrer Seite konnte sie alles schaffen und das würde sie auch tun. Ich nickte mir selbst zu und konzentrierte mich wieder auf das, was Elias mir zeigen wollte. Ich war schon sehr gespannt, wie er sich unser Babyzimmer vorgestellt hatte. Ich kannte zwar die Möbel, aber wusste nicht, wie er und David es gestrichen hatten. Die Küche und das Bad waren weiß, das Wohnzimmer, so wie ich es mir gewünscht hatte, in einem zarten, hellen Grünton. Zusammen mit den dunklen Möbeln und den weißen Blumen sah es einfach wunderschön aus. Elias drückte die Tür, die bereits einen Spalt offen stand, auf.
»D-das«, stotterte ich, »ist perfekt.«
Elias hatte die Wände in einem hellen Cremeton gestrichen, hier und da waren braune Pfotenabdrücke. Das Bettchen, der Wickeltisch, ein Schaukelstuhl - alles was ich mir ausgesucht hatte standen aufgebaut und bereit für unseren kleinen Engel. Aber nicht nur das.
»Kratzbäume?«, fragte ich etwas irritiert. Eine Seite des Zimmers war mit einer Art riesigem Kratzbaum belegt. Höhlen, Plattformen zum Klettern, Röhren, in denen selbst drei oder vier Katzen schlafen könnten, und sogar eine kleine Hängematte.
»Ja, ähm ich dachte, na ja, unser Baby wird in Tiergestalt bereits früh herumtollen können und bevor er das in der ganzen Wohnung tut, kann er sich hier austoben.«
Ein Maunzen lenkte meine Aufmerksamkeit zu einer der Höhlen. Minka streckte ihr Köpfchen heraus und sah uns müde an.
»Also Minka findet es gut.«
»Ich auch«, flüsterte ich. »Das war eine richtig gute Idee, Schatz.« Vor meinem geistigen Auge sah ich noch einmal die Schamanin, wie sie sich in der Nacht meiner Hochzeit von mir mit den Worten verabschiedete: Elias ist stärker als er
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