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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova
Autoren: Brrazo
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Zementmischer. »Nehmen Sie den morgens nicht als Erstes in Betrieb – und was ist mit dem Bagger? Als ich hier ankam, war der im vollen Einsatz.«
    »Ja, stimmt … Wir sind gestern Morgen mit den Erdarbeiten fertig geworden, und gerade als der Bagger zurückgebracht werden sollte, haben Ihre Leute den Baggerführer gestoppt. Sie haben ihn durchsucht und Namen und Adresse notiert. Der Mann war darüber nicht gerade begeistert. Wenn der Boss das erfährt, rastet der aus, er muss für jeden Tag blechen, den die Maschine hier steht.«
    »Der Bagger kann heute zurückgebracht werden. Was ist mit dem Zementmischer?«
    »Jetzt wo Sie es sagen … ja, der lief von morgens acht, bis Sie gekommen sind … daran hab ich gar nicht gedacht …«
    »Verstehe. Wenn der nicht gewesen wäre, hätten Sie die Schüsse bestimmt gehört und auch die Frau bemerkt, die schreiend aus dem Turm gerannt kam.«
    »Ja, da haben Sie recht, tut mir leid, das hatte ich völlig vergessen.«
    »Schon gut, wem fallen schon Geräusche auf, die immer da sind?«
    Der Unbekannte hätte natürlich auch die Nacht mit ihr verbracht haben können, aber bislang hatten die Experten keinerlei Hinweis auf sexuelle Aktivitäten entdeckt, und er hatte sie von der Tür aus erschossen …
    »Was ist mit morgen? Können wir morgen wieder arbeiten?«
    »Ich denke schon. Geben Sie mir Ihre Telefonnummer, für alle Fälle. Falls wir nicht fertig werden, rufe ich Sie heute Abend an.«
    »Danke.«
    Guarnaccia war zufrieden: Die Truppe war an diesem Morgen vollzählig zur Arbeit erschienen. Damit hatte sich der ohnehin recht unwahrscheinliche Verdacht erledigt, einer der verschüchterten Männer hätte eine Karriere als Dieb starten wollen, die ein katastrophales Ende genommen hatte.
    Der Maresciallo wandte den Arbeitern den Rücken zu und machte sich auf den Rückweg. Vorsichtig setzte er einen Fuß auf die Bretter, die sie auf die frisch aufgeworfenen, lehmig gelben Erdhügel platziert hatten. Früher musste das hier ein wunderschöner Ort gewesen sein. Die Villa war bestimmt das einzige Gebäude auf dem bewaldeten Hügel gewesen, der nun von zahllosen kleinen, modernen Häusern und blau glänzenden Swimmingpools verunstaltet wurde. Guarnaccia hielt inne, hinter seinem Rücken registrierte er aufkommende Unruhe, Protest wurde laut.
    Einer der Bauarbeiter, ein junger, dunkelhaariger Mann, schien ziemlich verzweifelt zu sein. Aufgeregt gestikulierend redete er lautstark auf Cristiano ein. Der Maresciallo machte kehrt und sah, wie der Mann mit einem Stück Papier vor Cristianos Gesicht herumfuchtelte, doch als er den Beamten auf sich zukommen sah, wandte er sich abrupt ab und verfiel in Schweigen.
    »Was ist los?«
    »Nichts, Maresciallo, gar nichts … zumindest nichts, was Sie interessieren müsste. Unser Geld für Juli – das meiste jedenfalls steht noch aus. Ich musste unserem Boss die Pistole auf die Brust setzen, damit er uns wenigstens einen Teil auszahlt, aber den größten Batzen ist er uns schuldig geblieben. Vielleicht verstehen Sie jetzt, warum ich nicht gerade glücklich darüber bin, die Männer nach Hause schicken zu müssen. Ich hab noch was in Reserve, ich bin das gewohnt, aber Milo ist pleite. Wir hatten gehofft, dass der Boss heute vorbeikommt und uns auszahlt, zumindest hat er das versprochen.«
    »Und was steht auf dem Zettel, mit dem er rumgefuchtelt hat?«
    »Nichts …«
    »Sagen Sie ihm, dass er ihn mir geben soll.«
    Cristiano sprach leise mit dem anderen Mann, der dem Maresciallo daraufhin mit hochrotem Kopf das Stück Papier aushändigte. Der Maresciallo war zwar der darauf verwendeten Sprache nicht mächtig, aber er konnte erkennen, dass es sich um eine Einkaufsliste handelte, und ein Posten darauf war Babynahrung.
    »Er soll einkaufen gehen, seine Frau hat ihm die Liste heute Morgen mitgegeben. Windeln und Brei fürs Baby und so. Fünfzehn Euro hätten ihm gereicht, und wir haben doch gedacht, dass der Boss uns heute … Er wollte nach der Arbeit gleich in den Supermarkt, hat aber keinen Cent mehr in der Tasche. Wenn er jetzt mit leeren Händen nach Hause kommt, der Lohn für einen vollen Tag Arbeit futsch …«
    Milo hielt den Kopf tief über die Werkzeugkiste gebeugt und packte mit zitternden Händen zusammen. Guarnaccia zog Cristiano auf die Seite, nahm ein paar Geldscheine aus der Tasche und reichte sie ihm. »Sagen Sie ihm, er soll einkaufen gehen. Ich hab hier noch länger zu tun, er kann es mir später zurückzahlen. Dann hätte ich
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