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Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Titel: Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)
Autoren: Doris Lösel
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Wange.
    „Komm her!“
    Umgehend folge ich Kays Aufforderung und rutsche ein Stück näher an ihn heran, bin jedoch nicht bereit, mir selber zu vergeben.
    „Hätte ich nicht so lange geschwiegen, dann wäre das alles nicht passiert“, weine ich.
    „ Doch“, widerspricht Kay, „es wäre passiert. Nur das Wie und Warum waren ungewiss. Aber es ist unumstößlich, dass genau das geschehen wäre, was letztlich auch eintrat.“
Ich schnaube.
    Weiß ich doch alles schon.
    Schließlich hat Phil sich schon den Mund fusselig gequasselt, um mir meine Schuld auszureden.
    Trotzdem!
    „Vielleicht wäre es passiert, wenn ich auf dem Weg gewesen wäre, um dir ein Geschenk zu besorgen“, sinniert Kay.
    „ Hmpf“, mache ich, „wenn du denkst, das würde jetzt was nützen, hast du dich aber gewaltig geschnitten. Wenn du bei dem Versuch, etwas für mich zu kaufen, verunglückt wärst ...“
    „ ... hättest du dir dein Leben lang Vorwürfe gemacht und es ändert nichts an der Situation, ich weiß“, beendet Kay meinen Satz trocken.
    Ein winziges Lächeln schleicht sich in meine Mundwinkel.
    „Ich kenne dich, Baby!“
    „ Viel zu gut!“
    Ich seufze.
    „Wie geht es dir überhaupt?“
Kays Frage bringt mich aus dem Konzept.
    „ Gut“, behaupte ich, „fit wie ein Turnschuh!“
    „ Na klar“, stellt Kay fest, „verarschen kann ich mich alleine.“
    „ Ist aber so“, bemerke ich trotzig.
    Kay zieht eine seiner wundervoll geschwungenen Augenbrauen nach oben und blickt mich an.
    Wem, zum Kuckuck, will ich denn hier was vormachen?
Immerhin hat er damals, als ich Vic gerettet habe, hautnah mitbekommen, wie viel Kraft es mich gekostet hat und wie lange ich gebraucht habe, um wieder zu mir zu kommen.
    Dieses Mal habe ich nicht nur mit meinen beherzten – oder wütenden – Schlägen auf Kays Brust, sein Herz wieder zum Schlagen gebracht, sondern ihn anschließend auch noch von seinen diversen Knochenbrüchen geheilt.
    Erst als mir der Doc und Phil versichert haben, dass Kay wieder ganz gesund wird, gestattete ich mir, zusammen zu brechen und meinem Körper Ruhe zu gönnen während eines …
    „ Wie lange habe ich eigentlich geschlafen?“
    „ Anderthalb Tage!“
    „ Oh!“
    Kays empathische Sinne offenbaren ihm auch ohne ausgesprochene Worte mein Gefühlschaos.
    Und es tut so unglaublich gut, wieder auf diesem Wege mit ihm zu kommunizieren.
    Niemals wieder, das schwöre ich mir, werde ich ihn aus meinem Kopf ausschließen!
    „Ich habe dich gestern besucht, als du geschlafen hast“, grinst Kay in meinen Schwur hinein.
    „ Du hast was ?“, fauche ich ihn an, „du solltest doch im Bett bleiben und wieder gesund werden!“
    „ Das waren auch Phils Worte.“ Kay verzieht schuldbewusst sein Gesicht. „Aber ich habe gesagt, dass ich keinen Schritt von deiner Seite weiche.“
Oh, das kann ich mir lebhaft vorstellen. Das zärtliche Lächeln verkneife ich mir dennoch, schließlich muss ich Vernunft demonstrieren.
    Und vernünftig wäre gewesen, im Bett zu bleiben und sich auszukurieren.
    „Phil hat den Arzt davon überzeugt, dass du die beste Medizin für mich bist, und nach allem, was geschehen ist, konnte der Doc ihm nicht mal widersprechen“, erklärt Kay, „also haben sie uns beide gestern Abend von der Krankenstation entlassen und ich habe dich die ganze Nacht im Arm halten dürfen.“
    … nach allem, was passiert ist …
    „ Kay?“
„Hm?“
    „ Weißt du denn, was eigentlich genau passiert ist, nachdem …?“
    … du tot warst …
    Kay drückt mir einen Kuss auf die Stirn und nickt.
    „Renee war gestern früh da und hat mir den Hergang in seiner ganz persönlichen unnachahmlichen Art geschildert.“
So, wie Kay es ausspricht, kann ich mir lebhaft vorstellen, wie anschaulich mein Bruder die Situation dargestellt hat.
    Kay setzt sich auf und zieht mich ebenfalls in eine sitzende Position. Dann fährt er sich durch seine Haare, bis sie dem Strubbelkopf von Renee ähneln.
    Er legt seinen Kopf schief und imitiert nahezu perfekt die Stimme meines Bruders.
     
    „Oh Mann, ey, Kay, du kannst dir nicht vorstellen, was das für ein Szenario war, als der Doc und ich zu euch zurück kamen. Ich hatte extra eine große Taschenlampe mitgebracht, weil es so finster war, als ich Kim bei dir absetzte … aber, hey, die brauchte ich gar nicht. Kim lag auf dir und hat geleuchtet wie ein überdimensionales Glühwürmchen. Der ganze Raum war in sanftes Licht getaucht. Oh Mann, so was hab ich noch nie erlebt … und hey,
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