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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne
Autoren: John Sandford
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Sanders alles.
    »Sie können sie nicht da graben lassen. Holen Sie sie runter. Was zum Teufel …«, begann Sanders.
    Sie hörten, wie der Bagger kreischend Metall berührte. Wendy stieß mit dem Bobcat zurück. Einer der Deputies sprang in das Loch, begann mit einem Spaten weiterzugraben, sah zu Virgil hoch und fragte: »Welche Farbe hatte der Blazer?«
    »Blau«, antwortete Virgil.
    »Hier ist was Blaues«, sagte der Deputy.
     
    Wendy hatte sich gefangen. Nun wirkte ihre Miene angespannt und kühl. Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit Sanders fuhr sie zu der Aushebung zurück und entfernte etwa fünf Zentimeter Erde, dann weitere zwei und stieß auf der gesamten Länge des Lochs auf Metall.
    Erneut zog sie sich zurück, und die Deputies kletterten mit Schaufel und Spaten hinunter.
    Wendy ging zum Haus ihres Vaters und setzte sich, die Füße auf den Stufen, auf die Veranda. Virgil und Berni nahmen rechts und links von ihr Platz.
    »Dad hat sie immer wieder verprügelt, daran erinnere ich mich. Sie hat sich gewehrt und geweint. Hinterher hat er auch geweint, aber erklärt, dass es nicht anders ging, weil sie irgendetwas falsch gemacht hatte. Ich dachte, Männer sind eben so. Die meiste Zeit schien ja alles in Ordnung zu sein … Wir haben einen Brief von Mom bekommen. Dad hat ihn mir gezeigt, ihn mir vorgelesen. Sie hat geschrieben, dass sie sich ein neues Leben aufbauen würde, es besser wäre, wenn wir uns raushalten, und sich verabschiedet. Als Dad dem Deuce gesagt hat, dass sie nicht zurückkommt, hat der Deuce zu weinen angefangen, weil ihm nicht klar war, wohin Mom verschwunden ist. Es war, als wäre sie gestorben … Ein paar Jahre später hat Dad mir gesagt, dass sie sich scheiden lassen, und das habe ich allen meinen Freunden erzählt …«
    »Und ich hab’s meiner Mutter gesagt«, meldete sich Berni zu Wort. »Am Ende wussten alle in der Gegend Bescheid über die Scheidung.«
    »Er hat sich eine plausible Geschichte ausgedacht«, stellte Virgil fest.
    Sie beobachteten die Deputies, wie sie weitergruben. Nach einer Weile fragte Virgil Wendy: »Warum haben Sie mich im Hinblick auf die Lippenstiftkarte für Erica McDill belogen?«
    Sie schwieg kurz, bevor sie ihm das Gesicht zuwandte. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich hatte ich Angst vor Ihnen. Es war dumm von mir.«
    Einer der Deputies kniete sich in dem Loch hin und grub mit den Händen weiter. Virgil erhob sich und sagte zu Wendy und Berni: »Bleiben Sie hier.«
    »Schwachsinn«, entgegnete Wendy.
     
    Die Deputies legten ein Autodach frei, und wenige Minuten später kam ein etwa dreißig Zentimeter breiter Streifen Windschutzscheibe zum Vorschein. Sanders holte eine Taschenlampe aus dem Wagen und reichte sie hinunter. Einer der Deputies richtete den Strahl durch die Scheibe, bevor er aufstand und zuerst Wendy und dann Virgil ansah.
    »Kleidung.«
    »Kleidung«, wiederholte Sanders.
    »Kleidung … und Knochen und Haare.«
     
    Wendy sank zu Boden.
    »Sie ist umgekippt«, sagte Virgil und stützte ihren Kopf. »Wir sollten …« Er hatte es noch nie mit einer Frau zu tun gehabt, die in Ohnmacht gefallen war.
    Berni schob die Hand unter Wendys Kopf und rief Sanders zu: »Bringen Sie sie ins Krankenhaus …«
    Da regte sich Wendy wieder, und Virgil sagte: »Bewegen Sie sich nicht. Sie sind in Ohnmacht gefallen, sonst nichts. Bleiben Sie, wo Sie sind.«
    Doch Wendy rollte sich auf Hände und Knie und schaute in das Loch. »All die Jahre dachte ich, sie würde eines Tages zurückkommen. Oder ich würde berühmt werden, irgendwann in Arizona auftreten und ihr begegnen. All die Jahre …«

SECHSUNDZWANZIG
    Sanders trat mit einem Funkgerät in der Hand zu ihnen. »Er ist nicht da. Die Leute auf der Baustelle sagen, er wäre beim Mittagessen.«
    »Wahrscheinlich ist er in der Stadt«, sagte Virgil.
    »Wir sehen uns um …«
    Es hatte zu nieseln begonnen. Sie verfolgten mit hochgezogenen Schultern den Fortgang der Arbeit.
    Auf der Straße vor dem Zaun parkten vier Streifenwagen, ein Stück weiter die Auffahrt hinunter zwei Trucks und drei zivile Autos. Virgils Truck und der Van des Spurensicherungsteams waren vor dem Haus abgestellt. Mapes und Huntington leiteten die Ausgrabung; mittlerweile war die Hälfte des Wagens am Grund des größer werdenden Lochs sichtbar. Ein Bobcat-Fahrer aus Grand Rapids grub vorsichtig an den Seiten des Fahrzeugs weiter, während Deputies mit Schaufeln die Feinarbeit erledigten.
     
    Phillips, der Bezirksstaatsanwalt, kletterte
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