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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende
Autoren: Judith Hueller
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Pfff. Hätte ich Bullenschwein gesagt und den Mittelfinger gehoben, so zum Beispiel, dann … hey … stopp … was soll … nehmen Sie Ihre Griffel da weg … ich … was wollen Sie denn … ich … Nein! Keine Handschellen!«
    Die neueste Entwicklung in dieser polizeilichen Vernehmung gefiel Jule ganz und gar nicht. Und das ließ sie ihre Umgebung auch wissen. Sie schickte ohrenbetäubende Flüche in die Welt, ließ die Ellenbogen kreisen und trat blind nach allen Seiten. Zwecklos. Klickend schlossen sich die Handschellen in ihrem Rücken, dann erst stöhnte Froschauge auf. Was er sich wohl gleich als Erstes rieb? Kinn, Magengrube, Weichteile, Schienbein oder doch den großen Zeh, an beiden Füßen? Jule hatte wirklich alles gegeben. Nach Atem ringend stand sie da und kämpfte gegen die Panik an. Handschellen … Heiliger Mist, was nun? Liebenswürdig um Verzeihung bitten und voll Reue um Gnade winseln? Klang extrem vernünftig. »Und Bulle, geht dir jetzt einer ab?«, sagte Jule stattdessen.
    »Jule!« Ewa drängte sich zwischen den Kerlen durch an ihre Seite. Dabei trafen sich ihre Blicke und … Ewa schien zu verstehen. Eine Schweitzer in Ketten, das ging gar nicht. »Meister, machen Sie ihr die Handschellen auf«, rief Ewa.
    Arnie schüttelte nur den Kopf.
    »Aber Jule packt das nicht. Fesselnummern sind too much. Verdammt, sie leidet gerade.«
    »Mein Kollege leidet auch nach der Behandlung«, konterte Arnie trocken. Froschauge grunzte Zustimmung. »Einsteigen.«
    »Auf keinen Fall.« Schützend schob sich Ewa vor sie. »Meine Jule bleibt hier, du … du …«
    »Stopp!«, unterbrach Jule. »Nicht auf Deutsch, beschimpf ihn auf Polnisch, Süße. Dann kann er dir nichts. Reicht ja schon, dass die mich auf dem Kieker haben, diese unfähigen Arschgesichter!«
    »Jule!«
    »Nur weiter, Frau Schweitzer«, brummte Arnie geradezu erfreut. »Die Anzeige wird saftig. Das garantiere ich Ihnen.«
    »Ach ja? Kriegen Sie etwa Provision, Sie Lutscher?«
    »Jule, halt den Mund. Halt doch bitte endlich den Mund«, flehte Ewa sie an. »Du gräbst dich doch nur noch tiefer in die Scheiße.«
    »Verdammt, diese Dummbeutel machen mich wahnsinnig, Süße. Und diese Handschellen …«
    »Ich weiß, Jule.« Beruhigend streichelte Ewa ihr über die Wange. »Mich nerven die Typen auch. Aber das sind Polizisten.«
    »Und? Was Deppi treibt, ist Willkür. Ey, Krysztof verknacken sie wegen Harndrang und mich wegen, wegen, wegen …«
    »Wird sich zeigen, Frau Schweitzer«, half Arnie ihr aus. »Mir scheint, Sie verfügen über sehr viel kriminelle Energie.«
    »Doch nur, weil Sie rumspinnen! Kindesmisshandlung, Drogen, was kommt denn bitteschön als Nächstes? Prostitution?«
    Arnie nickte zu Froschauge und der zückte den Notizblock. »Möchten Sie diesbezüglich ein Geständnis ablegen?«
    »Mit Vergnügen!«, fuhr Jule ihn an. »Ich habe für Geld auf der Toilette gevögelt – vor Kameras! Und ich habe in meinem Leben einmal an einem Joint gezogen. Ein einziges, verdammtes Mal nach dem Abi! Anschließend habe ich gekotzt. Meinem Freund direkt auf die Jeans. Und das … das ist widerlich. Aber nicht strafbar!«
    »Und wann haben Sie zuletzt ein Kind körperlich misshandelt?«
    »Puh. Das wird schwer. Mal überlegen. Auf dem Oktoberfest!?«
    »Echt?« Ewa klang direkt schockiert.
    »Was denn? Die ätzende Göre hatte es verdient! Ey, die ist mit ihrem glitzernden Luftballon rumgerannt, hat genervt, und dann saut die mir ihr Erdbeereis direkt aufs Kleid. Ich meine, geht’s noch?«
    Arnie nickte. »Daraufhin haben Sie das Kind geschlagen?«
    »Ne. Am Zopf gezogen und in eine Pfütze geschubst. Denn wissen Sie was? Die hohle Petra war damals fünf und ich vier!«
    »Also waren Sie schon als Kind gewalttätig.«
    »Ich war jung und unschuldig. Hören Sie mir beim Verhören überhaupt zu, Sie Pflaume?«
    Arnie lächelte. »Durchaus. Ich habe jedes Schimpfwort registriert, Frau Schweitzer. Steigen Sie in den Wagen.«
    »Jetzt pass mal auf, Detlef.« So drohend als möglich baute sich Jule vor dem Polizisten auf. »Sperr mich weg, schön. Aber eines Tages komme ich frei und werde mit Ewa glücklich. Das zwischen uns ist etwas Besonderes und das kann uns niemand nehmen. Nicht mal ein hirnloses Rindvieh wie du!«
    »Frau Schweitzer, ich hatte Sie gewarnt.« Arnies Hand ging zur Gürteltasche. »Noch eine Beleidigung und …«
    »Komm, ist gut, lass stecken.« Jule war auf einmal schlecht. »Heute brauch ich echt nicht noch mal
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