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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende
Autoren: Judith Hueller
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nicht.«
    »Fräulein, es reicht! Rück das Ding wieder raus, sofort!«
    »Sekunde, Mechthi… darf ich Hilde sagen?«
    »Bogacz!«, brüllte Jule. »Noch ein Wort, und ich hau dir eine rein, ich schwör.«
    »Sie drohen hier niemandem, Frau Schweitzer.« Arnie nahm den Personalausweis wieder an sich. »Schon gar nicht mit körperlicher Gewalt. Verstehen wir uns?«
    Jule schnaubte. »Aber die provoziert mich doch.«
    »Dann lassen Sie sich nicht provozieren.«
    »Haben Sie einen zweiten Namen, Herr Wachtmeister?«
    Arnie tippte auf seine Schulterklappe. »Polizeiobermeister.«
    »Schnurz jetzt. Also?«
    »Detlef.«
    »Ehrlich?« Jule schlug sich eine Hand vor den Mund. »Gott, das tut mir leid. Der ist echt mies.«
    »So hieß mein Großvater.«
    »Wirklich? Shit, tut mir leid, wie gesagt. Dann natürlich doppelt. Auch für Ihren Großvater. Detlef … Meine Güte, ist das grausam. Hat Sie mal jemand Detti genannt? Oder Deppi wie Depp?«
    Arnie presste die Lippen aufeinander. »Depp? Sagten Sie Depp?«
    »Aber doch nicht zu Ihnen. Es geht ums Prinzip, Herrgott.«
    »Richtig, Frau Schweitzer. Deshalb noch einmal die Warnung: Körperverletzung ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat.«
    »Schon klar.« Jule wischte sich eine Strähne aus der Stirn. »Aber kennen Sie den Satz: Wer nicht hören will, muss fühlen? Bei uns in Bayern sagt man das vor allem bei störrischen Kindern, denen ein kleiner Klaps bei Frechheiten nie schadet.«
    »Kindesmisshandlung«, raunte Froschauge.
    Arnie trat näher. »Schlagen Sie Ihre Kinder, Frau Schweitzer?«
    »Ich? Ey, wirke ich wie ein frustriertes Muttchen, das zu Hause quengelnde Rotzbälger hocken hat?« Deppi, du brauchst ganz dringend eine Brille.
    Arnie musterte den Perso. »Sie sind immerhin schon dreißig.«
    »Na und?« Jule stemmte die Arme in die Hüften. »Muss da jede Frau geworfen haben oder wie?«
    »Sag mal«, sagte da ziemlich leise Ewa. »Willst du eigentlich Kinder, Jule?«
    »Bist du verrückt? So eine Scheiße tu ich mir nicht an.«
    »Oh.« Frau B. wurde blass, wie untypisch.
    Besorgt nahm Jule ihre Hand. »Alles okay?«
    »Es ist nur … na ja.«
    »Ewa, möchtest du Kinder?«
    »Ja.«
    Scheiße.
    Stichwort Familienplanung, und Jule wurde schlagartig schlecht. Ein Minenfeld mit enormer Sprengkraft. Vertrauter Boden. Verseuchtes Land. Ein falscher Schritt jetzt, ein falsches Wort, und hier ging womöglich etwas kaputt. Für immer. Es gab Dinge, die waren nur schwarz oder weiß, ohne versöhnliches Grau dazwischen. Kinder oder nicht Kinder … Schweigend kaute Ewa auf ihrem Daumen.
    Jule biss sich auf die Unterlippe. »Süße, ich … also … du … wir zwei … wir …« Unsicher streckte sie die Hand aus.
    Ewa wich aus. »Lass, Jule, bitte. Ich muss das erst einmal … verdauen, fürchte ich.«
    Täuschte der Eindruck oder schimmerten Ewas Augen feucht? Jule wurde heiß. Konnte das sein? Hatte ihre Süße sie etwa schon einträchtig mit einem Windelzwerg auf dem Arm beim Breikochen gesehen? Platzte dieses Bild gerade in ihr wie eine Seifenblase, die für sie so wundervoll geschillert hatte, in ihrer ersten Verliebtheit? Ach du Scheiße. Wie weit war Ewa denn schon in Sachen Zukunftsplanung? Es zerriss Jule schier das Herz, sie so bedrückt zu sehen, doch …
    Arnie räusperte sich. »Sie leben aktuell in Berlin, Frau Schweitzer?« Er wedelte mit dem Ausweis.
    »Herrgott, schreiben Sie das Ding doch einfach ab.«
    »Schon geschehen.«
    »Dann halten Sie mal für eine Sekunde den Rand, verdammt.« Jules Blick ging sofort wieder zu Ewa. »Süße, bitte. Ich hab das nicht so gemeint. Also doch, hab ich, aber …«
    »Wie lautet Ihre Postleitzahl, Frau Schweitzer?«
    »Boah!« Jule fuhr herum. »Wie unsensibel sind Sie eigentlich? Sehen Sie nicht, dass wir gerade eine Krise haben?«
    »Frau Schweitzer, das tut hier nichts zur Sache.«
    »Oh doch!« Wütend funkelte Jule Arnie an. »Sie haben mit dieser Kinderkacke anfangen. Polizei, dein Freund und Helfer. Pfff. Ihr Typen seid so lästig und unnütz wie Fußpilz.«
    »Wiederholen Sie das.«
    »Sie sind eine Null, hohl bis obenhin!«
    »Jule!«, schrie Ewa dazwischen.
    »Das genügt, Frau Schweitzer. Sie kommen mit.«
    »Wohin? Auf Ihr Revier? Verpassen Sie mir da eine Anzeige wegen Gebärstreik?«
    »Eher wegen Beleidigung eines Polizeibeamten.«
    »Wie bitte?« Ey, jetzt reicht’s! »Ihr Nullchecker tickt doch nicht mehr richtig. Erst auf meine Beziehung trampeln und dann die beleidigte Leberwurst spielen.
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