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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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fragte der Goldene.
    Will-J zog den Kopf aus dem Hohlraum heraus, schüttelte ihn und schnaufte. »Da war nichts«, sagte er. »Nur noch mehr blöde Rohre, Kanäle und provisorische Verschraubungen.«
    Pak-46-erg sah sich um und betrachtete aufmerksam diesen Knoten des wirren Wassernetzes. Er sagte nichts, aber sein Blick sprach Bände. Mit der peinlichen Ordnung, auf die die Goldenen bedacht waren, hatte all dies hier nichts zu tun. Auch ein Ingenieur des Flottenkommandos hätte mindestens die Augen verdreht, wenn man ihm ein solches Durcheinander als Infrastruktur einer Stadt präsentiert hätte. Wo es nicht unbedingt notwendig war, gab es keine Rohre; und es stand nirgendwo geschrieben, dass Tanks unbedingt geschlossen sein mussten. Da plätscherte Wasser in großen und kleinen Becken herum, während es an manchen Stellen ein paar Meter tief in Trichter tropfte. Im Hintergrund drehten sich gemächlich die Speichen eines Wasserrades. Alle Installationen wirkten zugleich unfertig und alt.
    »Vielleicht sollte man mal mit den Jungs reden«, murmelte Will vor sich hin.
    Natürlich war ihm klar, dass er kein Wort sagen würde. Solange alles halbwegs funktionierte, würden die Jungs nur mit den Schultern zucken, ihm ihre felligen Rücken zuwenden und weiterbasteln.
    »Ich vermute«, setzte der Goldene im Plauderton fort, »es gibt in diesem Durcheinander tausenderlei Möglichkeiten, sich zu verstecken. Für jemanden, der sich auskennt, dürfte es keine Schwierigkeit sein, sich selbst hier drin verschwinden zu lassen.«
    »Oder sich selbst und noch ein paar andere Personen«, setzte Will hinzu.
    »Sie meinen, das könnte geschehen sein? Die vermissten Personen sind irgendwo in Ihrem ... infrastrukturellen Sodom und Gomorrha versteckt?« Pak-46-erg stieß ein kurzes Grunzen aus.
    Will legte sich flach hin und bedeckte seinen Schädel mit den Pfoten. Ihm war klar, wie wenig wahrscheinlich das war.
    »Wir glauben nicht an Zufälle«, erklärte der Goldene. »Wenn drei Individuen zeitgleich von der Bildfläche verschwinden, ist das kein Zufall. Wenn alle drei Kontakt zu ein und demselben weiteren Individuum hatten, ist das kein Zufall. Wenn genau dieses Individuum im begründeten Verdacht steht, einen Prototyp der Bruderschaft entwendet zu haben, ist das kein Zufall.«
    Er machte eine theatralische Pause.
    »Es ist ein Alarmsignal, das in unseren Implantaten, äh, unseren Ohren schrillen sollte.«
    Than hatte bis hierhin den Atem angehalten und keuchte jetzt, rannte in seinem Versteck auf und ab wie ein Tier in einem viel zu kleinen Käfig und lief Gefahr, sich an nachlässig verarbeiteten Kanten die Pfoten blutig zu reißen. Wo waren sie da nur hineingeraten?
    Wo sind wir da nur hineingeraten, fragte sich Jojo bereits wenige Augenblicke, nachdem sie zusammen mit Brink die gelandete Wespe verlassen hatte. Die südliche Hälfte Vilms war anders. Sehr anders. Die Gestrolche streckten stachlige Ranken aus, an denen einem das Fell zerzaust wurde. Oder ausgerissen. Sie hatte rasch gelernt, diesen finsteren Versionen ihrer heimatlichen Gestrolche aus dem Weg zu gehen. Es tat weh, wenn man das nicht tat.
    So musste man sich auf einem fremden Planeten fühlen. Alles war anders. Die Farben. Ja, alle Farben waren anders. Die Luft roch anders. Der Regen fiel in größeren Tropfen. Die wilden Eingesichter kamen nicht neugierig näher, sondern wichen ängstlich aus und verschwanden im nächstbesten Gestrolch. Und es gab Spuren im weichen Schlamm, die Jojo und Brink nicht zu entziffern wussten.
    »Ein Springwolf?«, fragte Brink unsicher und starrte finster witternd auf einen Abdruck, die Pfoten fest in den Schlamm gestemmt, während ihre Hände versuchten, eine Probe von den widerborstigen hiesigen Pflanzen zu nehmen.
    »Nie im Leben«, antwortete Jojo und hockte sich neben die seltsame Spur. Jojo-A blieb stehen und schloss die Augen, um nicht abgelenkt zu werden. »Zu groß. Zu breit.« Sie senkte den breiten Schädel und untersuchte den Abdruck aus nächster Nähe. »Zu tief. Muss ein enorm übergewichtiges Exemplar gewesen sein. Oder ganz was anderes.« Ihre Nase glitt über die verdächtige Spur. »Und es riecht irgendwie falsch.« Sie sog die feuchte Luft tief ein und ließ sie wieder aus den Lungen gleiten. »Das hat der Regen bereits etwas verdünnt. Dennoch duftet es scharf. Und bitter.« Ihr Fell sträubte sich, und sie blickte Brink finster an. »Was auch immer hier entlanggelaufen ist, es war nichts, das wir von unserer Seite
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