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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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her kennen.«
    Brink ließ die Pflanze zufrieden, trat einen Schritt zurück und musterte die Abdrücke, die bereits im Schlamm zu verschwinden begannen.
    »Ein, äh, ein Springtiger?«, fragte sie. Ihr fiel nur ein einziges Tier ein, dessen Ruf noch bedrohlicher war als der eines Wolfes.
    »Nennen wir es so«, beschloss Jojo. Dann bemerkte sie den Ausdruck im Gesicht ihrer Freundin. »Was ist los?«
    »Die Spuren«, wisperte Brink, »werden vom Regen weggewaschen.«
    Jojo verstand kaum, was sie sagte, und stellte fragend die Ohren auf.
    »Da hinten sind sie schon verschwunden.« Brinks Blicke zuckten zwischen den Gestrolchen hin und her. »Und das bedeutet ...«
    »Ich verstehe nicht, was du sagen willst«, stellte Jojo fest.
    »Die Spuren müssen frisch sein. Sehr frisch.« Die Worte waren eher an den Lippen abzulesen als zu hören. »Und das Vieh muss also noch in der Nähe sein. Es sitzt vielleicht unmittelbar neben uns, hinter dem nächsten Gestrolch.«
    Jojo-A öffnete alarmiert die Augen. Brink hatte recht. Am besten kehrten sie zu der Wespe zurück und ließen, sicher darin zurückgezogen, die unbekannten Springtiger sich entfernen.
    Sie drehte sich um und sah, wie das Raubtier in ihren Weg trat.
    Von nun an war das beruhigend grüne Glimmen des Lämpchens in dem kleinen Verbindungskasten die Unwahrheit. Alarm, schrie es in ihr, und sie wollte panisch den Knopf für den Hilferuf an Than drücken, als ihr einfiel, dass das Kästchen in der Wespe war. Auf dem Sitz des Kopiloten. Ihr Gedächtnis zeigte ihr glasklar, wie es dort lag. Nur ein paar Dutzend Meter entfernt. Und sehr weit weg.
    Der Springtiger präsentierte gelassen seine beeindruckende Gestalt. Er war tatsächlich deutlich größer als die Springwölfe, die Jojo und Brink von der Nordseite her kannten. Die beiden Köpfe vorn und hinten mühten sich, die Eindringlinge anzublicken, und wendeten ihre kleinen schwarzen Augen den Vilmerinnen zu, so dass die beiden die Flanke des Tieres sahen. Die sechs Pfoten trugen Beine, deren Muskelstränge sich durch das kurze, schwarz und dunkelbraun gestreifte Fell deutlich abzeichneten.
    Brinks Tiger-Assoziation war also beinahe richtig, dachte Jojo. Streifen.
    Beim Anblick der Zähne, die aus den beiden halbgeöffneten Mäulern hervorblitzten, hätte sie selbst mehr an eine Mischung aus Löwe und Velociraptor gedacht.
    In einem verwirrenden, miteinander verknüpften Rhythmus tauchten in den beiden Mäulern hellrote Zungen auf und leckten über die gebleckten Hauer, wie um sie für eine bevorstehende Aufgabe zu putzen.
    Jojos Haare stellten sich auf. Das da waren etliche Zentner Muskelmasse, eine reine Jagd- und Fressmaschine. Mit der verglichen, stellten sich die heimischen Springwölfe als Kuscheltiere dar. Die Eingesichter vorhin, die sich so scheu in die Gestrolche verdrückt hatten, waren diesem Monster da aus dem Weg gegangen. Nicht dem Besuch aus dem Norden. Jojo konnte die wilden Artgenossen gut verstehen.
    Sie wollte Brink gerade zeigen, auf welchem Weg sie am besten verschwinden sollten, als diese Absicht vereitelt wurde.
    In dem anvisierten Weg zwischen zwei Gestrolchen, direkt neben dem, in dem der Springtiger seine Zähne sauberleckte, tauchte ein weiteres dieser beeindruckenden Tiere auf. Jojo fuhr herum, mit vier Augen mehrere Richtungen absuchend.
    Das Vieh war nicht allein. Es hatte seine Freunde mitgebracht. Vielleicht auch seine Familie. Ihre Felle zeigten ähnliche Muster in anderen düsteren Farbschattierungen, und auch sie polierten mit den Zungen die Beißwerkzeuge. Die im vorderen Maul ebenso wie die im hinteren.
    Jojo fühlte sich plötzlich wie das letzte Appetithäppchen auf einem ansonsten abgeräumten Büffet. Leider hatten Brink und Jojo keinerlei Schusswaffen oder Strahler aus der Wespe mitgenommen. Sie waren der Meinung gewesen, ihren Heimatplaneten nicht zu verlassen. Sie hatten ja nicht gewusst, dass ihr Heimatplanet eine derart dunkle Rückseite hatte.
    Auf der Vorderseite dieser Welt hörte Than zu, wie Will und der Goldene sich über die Möglichkeiten unterhielten, jemanden in den unübersichtlichen Eingeweiden der Wasserversorgung zu verbergen. Die Diskussion wurde mit der lakonischen Bemerkung Wills beendet, dass er es wittern würde, wenn Jojo und Brink irgendwo in der Nähe versteckt wären.
    Than zuckte zusammen und fing an, die Krallen seiner Vorderfüße zu beknabbern, wie er es immer tat, wenn er nervös war. Er dachte dabei darüber nach, ob Will es erschnuppern
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