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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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hätte beinah Beifall geklatscht.
    »Im Grunde genommen von Gemunkel und Klatsch. Es könnte uns kalt lassen«, sagte der Goldene nach einem belustigten Blick auf das Fell zu seinen Füßen, »wenn es nicht so viel wäre. Und aus so unterschiedlichen Quellen.«
    »Tatsächlich«, knurrte Will.
    »Dass im Flottenkommando nach wie vor Leute sitzen, die ihre Niederlage von damals nicht verwinden können, ist allen klar. Aber: Die Päpste haben eine Art Untersuchungskommission eingesetzt, die sich mit Vilm befassen soll und deren Arbeit streng geheim ist.«
    Pak-46-erg streckte seinen linken Daumen in die Luft und musterte ihn nachdenklich. »Dieses Gremium gehört zur Congregatio de causis sanctorum . Allein das ist sehr seltsam, weil die für die Heiligsprechung zuständig sind. Bisher hat sich die Congregatio pro doctrina fidei mit Vilm befasst, also die Inquisition. Und wenn meine Informationen stimmen, weiß nicht einmal der päpstliche Nuntius auf Vilm etwas davon.«
    Ein Zeigefinger gesellte sich zu dem Daumen.
    »Bei den Luciferanten untersuchen geheime Triumvirate die Informationen über den Regenplaneten. Bei denen traut ja niemand irgendjemandem, und die Manichäer schimpfen laut auf die Komplettisten und die Anhänger des Nichts, während die Magdalenier ganz offen verlangt haben, eine Sendschaft nach Vilm zu unternehmen.«
    Der Zeigefinger wurde gemustert, als könnte er sich jeden Moment in eine Giftschlange verwandeln, ehe der Goldene auch den Mittelfinger ausstreckte.
    »Auf Utragenorius wiederum ist eine der mächtigsten Familien, also eine geradezu unglaubliche Zahl von Individuen, mit ähnlichen Aufgaben betraut worden.«
    Der Ringfinger folgte.
    »Die Karnesen sammeln schon lange Informationen und schweigen darüber. Die Erdregierung ...«
    Pak-46-erg warf einen grimmigen Blick auf seinen kleinen Finger und ballte die Hand zur Faust.
    »Lassen wir die Erdregierung beiseite«, sagte er. »Selbst innerhalb der Bruderschaft gärt es. Jene Investmentfonds, die damals in die Oosterbrijk Geld gesteckt hatten, entwickeln heute seltsame Theorien, wonach konkurrierende Fonds ...«
    »Ist gut, ist gut«, unterbrach Will den Redeschwall. »Ich hab ’s verstanden. Ein Haufen der seltsamsten Leute hat angefangen, sich für Vilm zu interessieren. Aber warum?«
    Pak-46-erg zuckte die Schultern. Der Speck seines nackten Leibes geriet in sanft schwappende Bewegung.
    »Wir sollten es ermitteln«, entgegnete er. »Den verschwundenen Prototyp wiederzufinden, könnte ein erster Schritt sein.«
    Than hielt den Atem an und achtete darauf, keine Pfote zu rühren. Er hätte fürchterlich gezittert. Brink und Jojo waren in Gefahr.
    Die Gefahr, erkannten Brink und Jojo, bestand aus insgesamt fünf Springtigern, die sich die Zähne leckten – sehr viele Zähne – und ansonsten absolut bewegungslos auf die Besucher von der Nordseite starrten.
    »Was tun wir jetzt?«, flüsterte Jojo.
    Brink zischte zurück, sie solle ganz ruhig bleiben, war selbst aber nur einen Fingerbreit entfernt von brüllender Panik. Sie baute ihren sechsbeinigen Leib breit auf, machte einen Buckel, spreizte die filigranen Mittelpfoten und sträubte das Fell. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte sie, dass Jojo verstanden hatte und es ihr nachtat. Dass ihre Mittelpfoten dabei leise flatterten, machte die Drohgebärde nicht beeindruckender.
    Drei der Springtiger wichen ein wenig zurück. Klar, wurde es Brink bewusst, das waren die etwas kleineren, etwas dunkler gefärbten Exemplare. Die Kinder. Die beiden großen Viecher, die völlig ungerührt stehen blieben, waren offenbar die Elterntiere. Die zu beeindrucken, war natürlich schwieriger.
    Sie hob ihren Schädel und fletschte in einer langsamen, grimassenhaften Geste die Zähne. Die waren kaum weniger und kaum kleiner als die ihrer Widerparts. Nur wussten die Springtiger genau, dass jeder von ihnen über doppelt so viel Rachen verfügte, an jedem Ende einen. Doppelt so viele Zähne.
    Während ihr Eingesicht sich aufplusterte, ging Brink langsam in die Knie und fischte nach dem Griff des Messers, das standardmäßig in einem Futteral an ihrer Wade steckte. Sie hatte es öfter in der Hand gehabt als alle anderen, fasziniert von den Fähigkeiten dieses Werkzeugs. Mit einem leisen Klicken, das ihr laut und unpassend vorkam, löste sie den Sicherheitsmagneten und begann, die Klinge vorsichtig herauszuziehen, indem sie sich wieder zu voller Größe erhob. Die gefährlichen Monofilschneiden konnten alles
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