Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
Vom Netzwerk:
hinterhersprang.
    Brink betätigte jenes Tastenfeld, das die Rückkehr auslöste, und warf einen Blick zurück, während die Wespe zum Dach des Wolkengebirges emporstrebte. Dort unten streunten sie herum, die Springtiger, und suchten nach den neuen Gegnern – um vor ihnen zu fliehen oder um sie nochmals anzugreifen?
    Keiner von ihnen schaute nach oben.
    Das wilde Eingesicht warf einen kurzen Blick nach unten auf seine alten Feinde. Ein Abschied ohne Bedauern. Dann kauerte es sich, die Ohren aufgestellt, dicht neben Jojo.
    Jojo-J drehte den breiten, felligen Schädel mühsam, um das Gesicht von Jojo-A sehen zu können. Sie hatte nur noch Augen dafür, wie sie starb.
    Brink witterte, was hier geschehen sollte. Sie hatte keine Ahnung, ob es funktionieren würde. Sie fischte nach dem kleinen Kästchen Thans und drückte – viel zu spät – den Knopf. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, mit den weisen Alten zu reden, ehe dies hier zu Ende ging, vielleicht gab es irgendein Pulver aus einer der Werkstätten, vielleicht konnte Torons Heilmittel ... nein. Zu spät. Der Weg war zu weit, das Riesengestrolch zu groß.
    Die Wespe schoss in den Nebel und in die Wolken hinauf, während Jojos Leben allmählich ein Ende fand. Brink starrte das wilde Eingesicht an, das seine weiche Zunge unentschlossen aus dem Maul hängen ließ, anstatt die schrecklichen Wunden von Jojo-J zu lecken oder Jojo-A zu trösten.
    Tu was, dachte Brink, tu irgendwas. Jetzt konnte nur noch der schwarze Berg helfen, der die Wolken zeugt, und das Wunder, das Toron erlebt hatte. Während der Himmel sich tintig verfärbte, spürte Brink, wie sich ihre Nackenhaare und ihr Fell sträubten.
    Als Than das Kästchen mit dem Signalgeber herausgekramt hatte – Will und der Goldene wanderten weiterhin auf seine Position zu, ohne es zu wissen – sträubten sich seine sämtlichen Haare: Das Licht hatte seine Farbe geändert.
    Oh nein, dachte er, und dann öffnete er die Schnauze und stieß ein langes, grollendes Geräusch der Verzweiflung aus, ohne es zu wollen. Ein Mittelding aus Knurren und Schreien, das all das Geglucker in den Leitungen und hinter den Wänden übertönte, und natürlich weder Will noch seinem Begleiter entgehen konnte. Aus den Augenwinkeln konnte Than sehen, wie seine beiden Besucher sich beeilten, die Quelle des Stöhnens zu erreichen. Sein Eingesicht vorausschickend, ließ Will dem Goldenen schnaufend den Vortritt, der erstaunlich behende die Gänge entlangeilte. Alle drei Gestalten huschten mehr oder weniger eilig durch die Sichtbereiche der Kameras. Es war nicht überraschend, dass sich in den kleinen Verschlag, in dem sich Than verborgen gehalten hatte, als erstes der ergrauende Schädel von Will-J schob.
    »Es sind Jojo und Brink«, sagte Than kläglich. »Irgendetwas ist schiefgegangen.«
    Es war eine Erleichterung, das endlich auszusprechen.
    Hinter Will-J, der seine Massen von graumeliertem Fell auf dem Boden ausbreitete, tauchte der rosige Leib von Pak-46-erg auf. Der Goldene ließ sich schwer atmend auf den Boden nieder und spähte in Thans Versteck hinein, ehe er den Gedanken aufgab, dort hineinzuklettern.
    »Und was genau«, fragte er, »ist schiefgegangen?«
    »Das weiß ich nicht!«, bellte Than. »Ich weiß nur, dass die verdammte Signalleuchte rot ist, wo sie grün hätte bleiben sollen!«
    Pak-46-erg studierte aufmerksam den Gesichtsausdruck dieses Vilmers, das haarlose Gesicht und das pelzige, und zog seine Schlüsse.
    »Ihr habt irgendwas ganz, ganz Blödes angestellt«, murmelte er.
    »Eine Wespe«, schrie Than, »eins eurer ach so sicheren Fahrzeuge! Wir wollten ja nur mal einen Blick auf die andere Seite werfen ...«
    Der Goldene lehnte sich seitwärts an die Wand und sackte ein wenig zusammen. »Der Prototyp. Die andere Seite.« Er schüttelte den Kopf. »Sie mischen sich tatsächlich ein.«
    »Wer mischt sich ein?«, fragte Will atemlos und hastete, so schnell er konnte, auf das enttarnte Versteck Thans zu.
    »Unsere dunkelweltigen Freunde, vermute ich«, sagte Pak-46-erg. »Sie wollen keine hundert Jahre warten, ehe die Südhälfte erkundet werden darf. Sie kratzen an unseren Vereinbarungen herum und wollen sehen, was dahinter zum Vorschein kommt.«
    »Warum?«, schnaufte Will.
    Der Goldene beachtete ihn nicht.
    »Du hast einen Signalgeber?«, fragte er Than, dessen Augen sich mit Tränen füllten.
    Than händigte dem Goldenen das Kästchen aus. Pak-46-erg grinste freudlos und hantierte an dem kleinen Ding herum.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher