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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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dieses Leitungssystem gewachsen, während die Stadt sich vergrößerte, ohne Plan und ohne System. Man hatte einfach immer wieder angestückelt, aufgestockt, umgebaut, Teilsysteme stillgelegt, aufgegebene Strecken ganz oder zur Hälfte wieder in Betrieb genommen und so weiter. Deswegen war es sogar für Than und seine Kollegen jeden Tag aufs Neue überraschend, weitere Einzelheiten zu entdecken. Sie hatten ein Netz von Sensoren installiert, das größeren Überraschungen vorbeugen sollte und sie über alles auf dem Laufenden hielt, was in dem Gewirr von Röhren, Schächten und Ventilen vor sich ging.
    Genau dieses Informationssystem hatte Than verwendet, um herauszufinden, ob er allein war – oder ob sich jemand näherte. Jemand, den er nicht gebrauchen konnte. Nicht heute. Er starrte finster auf die Anzeigen, und seine Mittelpfoten arbeiteten fieberhaft an den Einstellungen des kleinen Handrechners, um mehr in Erfahrung zu bringen. Wenn man hier herumzustöbern anfing, ohne Anmeldung und ohne nach ihm zu rufen, konnte das bedeuten, dass irgendwo das Verschwinden von Brink und Jojo bemerkt worden war. Und Fragen stellen wollte. Fragen, die Than nicht hören mochte.
    Wie hatte der Fremde gesagt?
    »Während die Reise im Gang ist, sollten alle, die davon wissen, unerreichbar sein. Ist besser so. Ihr wollt eure Alten doch überraschen.«
    Than hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl gehabt. Er glaubte inzwischen fast daran, dass er tatsächlich dieses Halsband gesehen hatte.
    Und nun waren Leute hierher unterwegs. Mit den Mittelpfoten bediente er das Steuerfeld. Seine Blicke huschten über die Anzeigen. Da war seine Aufgabenliste, und er markierte den Verteiler als repariert. Das tote Flugwesen fiel ihm wieder ein, und er zögerte. Dann ließ er die Bilder der wenigen funktionierenden Kameras in den Wartungsschächten vorbeiflimmern. Diese Dinger brachte man gelegentlich an Kreuzungspunkten oder gefährdeten Abzweigungen an. Manchmal war es hilfreich, das Wasser zu sehen, ehe es auf Wegen daherkam, auf denen es nichts zu suchen hatte.
    Than knurrte. Niemand kümmerte sich um die Kameras. Es war wichtiger, das Rohrsystem am Laufen zu halten. Und so entdeckte er auf einem verzerrten, schief stehenden Bild einen Umriss, den er zu erkennen glaubte. Mehrere Umrisse.
    Er stöpselte sich aus, packte in Windeseile seinen Kram zusammen und machte, dass er wegkam. Auf der Liste mit den anstehenden Reparaturen war eine weniger wichtige Aufgabe gewesen, sie hatte Zeit, viel Zeit. Aber er musste in eine ganz entlegene, verwinkelte Ecke hineinkriechen, um sie zu erledigen. Der ideale Platz, wenn man seine Ruhe haben wollte. Und niemand würde ihn jetzt dort suchen: Das sollte erst in den nächsten Tagen erledigt werden.
    Der kräftige, bepelzte Körper streckte sich, und Than kletterte an sich selbst hinauf, in eine mehrfach geknickte Röhre hinein. Er spürte deutlich, wie die Leitungen unter der Gewalt des in ihnen fließenden Wassers vibrierten.
    Das wertvolle kleine Kästchen hatte Than an einem sicheren Ort in seiner Tasche untergebracht, ehe er flüchtete.
    Brink sah immer wieder auf die Uhr, als die Wespe das Wolkengebirge überquerte. Trotz der beträchtlichen Geschwindigkeit des Fahrzeugs dauerte es viel zu viele Atemzüge und sorgenvolle Gedanken, ehe es wieder zu sinken begann.
    »Ich habe das Gefühl, wir bewegen uns gar nicht«, beschwerte sie sich bei Jojo, aber die teilte ihr nur trocken mit, wie rasch sie tatsächlich unterwegs waren.
    Das ist schnell, dachte Brink.
    Sie ärgerte sich, dass sie von ihrem Platz aus weder mit dem einen noch mit dem anderen Augenpaar die Instrumente erkennen konnte, von denen Jojo solche Informationen abzulesen vermochte. Ihre Freundin war gut darin, genau den Platz zu finden, vom dem aus man den besten Blick hatte und wo man am nächsten dran war.
    »Wir gehen jetzt runter«, teilte Jojo knapp mit, und die Mechanismen der Wespe sorgten dafür, dass die beiden Vilmerinnen die neue Bewegungsrichtung nicht als ziehende Übelkeit im Magen zu spüren bekamen. Für ein solides Unwohlsein reichte jedoch der Blick nach draußen vollkommen aus. Komisch, dachte Brink, als es genauso schnell nach oben ging, sah das nicht halb so furchtbar aus. Beeindruckend, ja, aber sie hatte sich nicht fragen müssen, ob sie nun kotzen würde. Sie fragte bei Jojo nach, und die bestätigte ihr, dass die Wespe hier auf der Südseite dasselbe Tempo hielt wie auf der Zuhauseseite beim Emporsteigen.
    »Trotzdem ist
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