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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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Fluggerät ist gegen die meisten normalen Methoden, die es aufspüren könnten, nach allen Regeln der Kunst gehärtet«, hatte der Fremde gesagt, »aber um auf Nummer Sicher zu gehen, sollte man so ein Fünftel Planetenumdrehung weit entfernt sein, um das Verbotene zu tun.«
    Er wusste offenbar exakt, was verboten war, wenn er auch seltsame Begriffe benutzte, um Entfernungen zu bezeichnen.
    Brink wollte nicht darüber nachdenken, was das zu bedeuten hatte, und nickte Jojo zu. Die betätigte den Lenkhebel, ganz so, wie es ihr in dem kleinen Lehrfilm gezeigt worden war. Das fremdartige Fahrzeug hatte sich ihnen erklärt, nachdem sie hineingeklettert waren. Den Abstand zum Monstergestrolch würde die Wespe ganz automatisch einhalten, und sie würde auch niemals dazu zu bewegen sein, ins Dickicht hineinzufliegen.
    »Manche Dinge versucht man nur ein einziges Mal«, hatte der Fremde zu diesem Thema lediglich gesagt, »und dann nie wieder.«
    Als das Fahrzeug sich prompt emporschwang, immer an der nässetriefenden Wand des äquatorialen Riesengewächses entlang, erhaschten Brink und Jojo flüchtige Blicke in die höheren Etagen, auf denen es manchmal Pfützen hellgrün strahlender Vegetation gab, über denen Wolkentaucher seltsame Bögen flogen, mitunter sogar mehrere von ihnen. Manchmal gab es auch düstere, tiefe Einblicke in die schattigen Hinterländer einer fremden, lebendigen Welt. Wolkenfetzen versperrten immer wieder die Aussicht, und für Minuten flog die Wespe in wattigem Hellgrau. Dann fanden sie sich für einige Sekunden, immer weiter steigend, zwischen den Wolkenschichten wieder. Unter ihnen erstreckte sich die topfebene Oberfläche der untersten Wolken, in denen sich dunkle Kerne abzeichneten, die Gebiete schwererer Regenfälle. Über ihnen türmten sich die merkwürdig geformten Nebel, die stetig vom Wolkengebirge weg strömten.
    Brink stieß Jojos Pfoten an.
    »Es stimmt tatsächlich«, flüsterte sie, »es produziert unaufhörlich neue Wolken. Vielleicht stammen ja alle Regengüsse des Planeten hierher.«
    Jojo sagte nichts. Sie stand den Erzählungen der Alten stets etwas skeptisch gegenüber und mochte es nicht, wenn sie zugeben musste, dass etwas dran war, beispielsweise am Nest der Regendrachen. Dies hier sah genauso aus, wie es beschrieben worden war: Aus dem undurchdringlichen Gewirr von Pflanzen quoll all der Dunst hervor, der diese Welt umhüllte. Sie mochte den Gedanken nicht. Sie wollte auch nicht daran denken, was geschähe, sollten sie tatsächlich mit den Regendrachen kollidieren ...
    Die Wespe war schnell.
    Sie schoss so rasch empor, dass eine Wolkenschicht nach der anderen im Abstand weniger Lidschläge durchstoßen wurde. Jedes neue Plateau sah ein bisschen fadenscheiniger und zerbrechlicher aus als das vorhergehende, bis der Scheitel erreicht war, die oberste Grenze der planetaren Pflanze. Hier oben wurde der Himmel tintendunkel. Sie waren nun dem luftleeren Raum so nahe gekommen, wie es nur ging, in eine Region, in der selbst Wasser sich merkwürdig benahm. Die Wespe flog nicht mehr an der Flanke des Wolkengebirges empor, sondern überquerte seine Gipfel. Hier ragten bizarr verkrümmte, kilometerlange Finger in die dünn gewordene Luft, und fußballfeldgroße Wedel bewegten sich träge in einem kaum mehr wahrnehmbaren Wind.
    »Erstaunlich«, sagte Brink leise, »dass in dieser Höhe überhaupt noch Leben möglich ist.«
    Jojo musterte die vorüberstreifenden Grenzschichtlebensformen mit einem kühlen Blick. Dann betrachtete sie wieder die Anzeigen.
    »Es ist wie in diesem Kinderreim«, sagte sie, »du kommst nicht drunter durch, du kommst nicht dran vorbei, du kommst nicht drum herum.«
    »Du musst mitten hindurch«, vollendete Brink, »aber wir ... wir sausen einfach darüber hinweg.«
    Sie betrachteten die skurrilen Auswüchse, die das Wolkengebirge hier oben an der Grenze zum Weltraum hervorbrachte. Glitzernde Spinnweben lösten sich aus dem nebelverhangenen Dickicht und schwebten empor, als träumten sie von den Nordlichtern, zu denen sie einmal werden würden. Brink und Jojo blieben stumm und staunten.
    Genauso still war Than, etliche Kilometer entfernt. Er wusste immer noch nicht, wie er mit dem toten Flugtier zu verfahren hatte. Und auch nicht, was er jetzt tun sollte. Er hatte da etwas entdeckt, das ihm gar nicht gefiel.
    Sein Job war es, für die reibungslose Funktion des komplizierten Rohrnetzes zu sorgen, durch das Unmengen von Regenwasser strömten. Im Lauf der Jahrzehnte war
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