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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
Autoren: Paul Fenzl
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nicht wenigstens einen Schirm holen?«, fragte die Anna.
    »Anna! Polizist mit Schirm? Wie sieht das aus? Bin doch nicht aus Zucker!«,
entgegnete der Köstlbacher.
    »Wie du meinst!«, sagte die Anna. »Aber jammere mir dann nicht vor, wenn du
dich erkältest! Ich hoffe, wir sehen uns heute noch!«
    »Tut mir leid!«, sagte der Köstlbacher noch und gab seiner Anna einen
flüchtigen Kuss auf die Lippen, bevor er sich mit schnellen Schritten in Richtung
Villapark entfernte.
    Schon vom Ostentor aus sah er am Eingang zum Villapark ein halbes
Dutzend Polizeifahrzeuge stehen und unübersehbar dahinter, schon fast
beim Ostentor Kino, den langen, schwarzen Mercedes vom Bestattungsinstitut
FRIEDE.
    »Hallo Chef!«, begrüßte ihn sein engster Mitarbeiter und inzwischen
beinahe schon Freund Kommissar Liebknecht. »Kein schöner Anblick!«, warnte der
Liebknecht noch vor.
    Den Villapark konnte der Liebknecht damit nicht gemeint haben, weil das
frische Grün der Bäume, die mit dem Austreiben begonnen, aber noch lange
nicht ihre Blätter zur vollen Entfaltung gebracht hatten, und die von
Frühlingsblumen übersäten Rasenflächen, alles zusammen war eine harmonische
Komposition neuen Lebens, die wahre Begeisterungsstürme des
Betrachters auszulösen vermochte.
    Als wollte der Himmel auch darauf aufmerksam machen, dass heute im
Villapark nicht die Schönheit der Natur im Vordergrund stand, verdeckten nun
auch die letzten Reste an Blau dicke Wolken und leichter Regen setzte ein.
    »Wenn im Villapark was los ist, regnet es! Das ist Tradition!«,
begrüße den Köstlbacher Dr. Kroner von der Gerichtsmedizin. Er
spielte dabei auf die jährlichen Konzerttage im Villapark an, die es so
gut wie immer verregnete.
    »Hallo Ernst! Lange nicht gesehen!«, sagte der Köstlbacher und reichte
seinem Duzfreund von der Gerichtsmedizinischen in Erlangen die Hand.
»Wochenenddienst?«
    »Nicht wirklich! Aber mein Regensburger Kollege musste wegen einer Hochzeit
nach Passau an diesem Wochenende. Und da ich ja immer noch in Regensburg wohne,
hat er mich gebeten, ihn zu vertreten.«
    »Das werde ich nie verstehen, wie man in Regensburg wohnen und in
Erlangen arbeiten kann!«, sagte der Köstlbacher.
    »Warte nur, bis du erst einmal ein paar Jahre hier hinter dir hast. Du
wirst sehen, die Stadt lässt dich nicht mehr los!«, gab ihm der Dr. Kroner
lächelnd zu verstehen.
    »Ich weiß nicht, ob du da recht hast!«, sagte der Köstlbacher und
dachte dabei mehr an den Dr. Huber, denn an Regensburg, als er nach den
wenigen Metern mit dem Gerichtsmediziner als Erstes die Beine der
Leiche zwischen den Büschen und der Mauer entdeckte, die den Park zur Donau hin
abgrenzt.
    »Wenn du auf die anspielst! Die gehört zu deinem Job! In Nürnberg oder
München sehen die kaum viel anders aus!«, sagte der Dr. Kroner und deutete auf
die Tote vor ihnen.
    ›Cooler Hund!‹ ,
dachte der Köstlbacher. ›Muss er wohl
sein, wenn er sein ganzes Berufsleben nur mit Leichen zubringt.‹
    Ein weiterer Schritt in Richtung Mauer gab dem Köstlbacher den Blick
auf die vollständige Leiche frei.
    »Mein Gott, wo leben wir denn?«, entfuhr es dem Köstlbacher bei dem
grausigen Anblick.
    »Unsereiner auf alle Fälle nicht immer auf der Schokoladenseite!«,
bemerkte dazu der Dr. Kroner.
    Der Kommissar Liebknecht, der den beiden Freunden mit einem Schritt Abstand
folgte, war käsweiß im Gesicht geworden, obwohl er ja die Leiche nun schon
zum zweiten Mal sah.
    »Wer macht so was?«, fragte er, ohne allerdings eine Antwort zu
erwarten.
    Du kannst dir vorstellen, dass die beiden Kriminaler und so einige andere
Polizeibeamte von der Spurensicherung schon ab und zu einmal unschöne Sachen zu
Gesicht bekommen. Ich meine, so richtig schön ist ein Toter oder eine Tote ja
wohl nie, auch wenn nach einer Beerdigung bei den Trauergästen oftmals von
einer ›schönen Leich’‹ die Rede ist.
Das ›schön‹ bezieht sich allerdings
dabei nie auf die Leiche, weil eben Leiche und ›Leich’‹ nicht identisch. ›Leich’‹ in Bayern quasi die Beerdigung an sich. Und die kann ja auch mal ganz schön
sein, zumindest der Leichenschmaus hinterher in der Wirtschaft. Nicht,
dass du jetzt denkst, da wird dann sehr viel gelacht und so. Ganz im Gegenteil!
Zu einer ›g’scheiden Leich’‹ gehört
eher das Weinen als das Lachen. Und je mehr geweint wurde bei der Beerdigung,
um so mehr wird sie im Nachhinein als gelungen empfunden.
    › Schee
woas! Olle ha’ms gwoant!‹ Mehr Belobigung für
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