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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
Autoren: Paul Fenzl
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zusätzlich einen freien Arbeitstag einbüßte. Eigentlich
konnte er überhaupt für nichts was! Aber das machte die Sache nicht besser!
    Jedenfalls war die Anna stinke sauer, weil nun morgen schon Mai und der
Innenhof immer noch im Winterschlaf, obwohl schon seit Wochen Frühlingswetter
mit viel Sonne.
    Aber dann Wetterumschwung am Freitag spät in der Nacht. Gut für die
Köstlbachers, weil, wenn jetzt Frühjahrsflor schon gepflanzt, Arbeit quasi für
die Katz! Geschüttet hat’s wie aus Kübeln und dem Wind hätte kein
Balkonblumenkasten getrotzt. Laut Wetterbericht sollte der Samstag
nicht viel besser werden. Wenig erfreulich für den Rest der Bevölkerung
Regensburgs, aber, was die Köstlbachers betraf, ein Segen für den
Familienfrieden, weil Thema Innenhof vorerst wetterbedingt irrelevant.
Einen Maiausflug würde dieses Sauwetter auch nicht gestatten, höchstens
ein paar Schritte durch den naheliegenden Villapark. Das zarte Grün des
Frühlingserwachens dort genießen, notfalls unterm Regenschirm.
    Und weil der Köstlbacher im Winter wieder einmal zu viel neuen Speck
angesetzt hatte, war ihm die Aussicht auf ein paar Schritte durch den Villapark
auch durchaus angenehm. Schließlich kannst du nicht so von Null auf Hundert
nach einer Monate dauernden Zeit der Bewegungsarmut deinem Körper gleich eine
Höchstleistung abverlangen, wie das vergleichsweise ein Spaziergang über
den Alpinensteig bei Eilsbrunn gewesen wäre, zumindest für einen Mann mit
beachtlichem Übergewicht.
    Nicht, dass du jetzt glaubst, so einer bei der Kripo in Regensburg,
der käme nicht raus aus dem Revier und säße nur den ganzen Tag auf seinem
Bürostuhl rum. Ich meine, ganz so falsch liegst du natürlich auch wieder nicht,
weil Vernehmungen, ewiges Herumtelefonieren und nicht zu vergessen
der ganze Schreibkram, der jedes Mal anfällt, wenn praktische Arbeit
vorausgegangen, das alles zwingt dich im Präsidium schon einen Großteil
der Arbeitszeit auf deinen Stuhl, ohne dass du deshalb gleich ein Sesselfurzer
sein musst. Und was den Köstlbacher betrifft, da kam noch hinzu, dass der als
Einsatzleiter der Mordkommission und direkter Untergebener vom Dr. Huber
auch noch den ganzen Organisationskram am Hals hatte, und der ließ sich
nun mal auch am besten von seinem Schreibtisch aus erledigen. Also wieder
keine Chance, sich zu bewegen!
    Natürlich hat der Köstlbacher keine Gelegenheit ausgelassen, einen
Tatort selbst zu besichtigen. Nur, sei einmal ehrlich, wie oft gab es in
letzter Zeit schon einen Tatort zu besichtigen. Die letzte Mordserie war
im vergangenen Herbst. Und da waren zwei der Tatorte so nahe in der Innenstadt,
dass er gerade mal 5 Minuten zu Fuß gehen musste. Und der dritte Tote, die Wasserleiche
in der Donau, da ist er mit dem Liebknecht mit dem Auto hin gefahren. Dorthin,
wo sie die Leiche aus dem Wasser gefischt haben, hätte er es auch leicht zu Fuß
geschafft, aber das hätte dann doch mindestens 30 Minuten gedauert. Und in so
einem Fall kannst du als Mordkommission nicht einfach erst nach einer
halben Stunde auftauchen, wenn die Feuerwehr schon längst mit dem Bergen
fertig ist und gelangweilt von einem Bein auf das andere tritt, nur weil du aus
Gesundheitserhaltungsgründen auf Anraten von deinem Arzt eine halbe
Sportstunde einlegst.
    Seit dieser Mordserie, die der Köstlbacher am Ende schneller als
erwartet aufklären konnte, gab’s für die Beamten, die damals den Fall
bearbeiteten, kein weiteres Kapitalverbrechen mehr in Regensburg. Und so
musste die Mannschaft vom Köstlbacher sich mal ein wenig mit Wirtschaftskriminalität
hier, mal ein wenig mit Rauschgift da, mal mit kriminellen Jugendlichen,
mal mit weiß Gott was sonst noch alles beschäftigen. Alles überwiegend wieder
Tätigkeiten, zu deren Erledigung zwar immer wieder der eine oder andere ›Hausbesuch‹ oder zumindest
Tatortbesuch nötig war, das meiste aber eben doch wieder nur vom Büro aus
erledigt wurde.
    Und ganz besonders als Hauptkommissar von so einem Kriminalerverein,
da hast du einfach so etwas wie eine Anwesenheitspflicht auf dem
Revier, wo dich jeder erreichen und von wo aus du alles kombinieren kannst. Das
läuft einfach nicht so wie im ›Tatort‹ am Fernsehen. Da ist der Kommissar quasi ständig unterwegs und nur seine
Sekretärin, wenn er überhaupt eine hat, die rekelt sich im Büro auf ihrem
Stuhl, lackiert ihre Fingernägel oder kocht Kaffee. Aber so ein ›Tatort‹, der
soll ja auch unterhalten. Und wenn der Kommissar oder die
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